Wir wollten uns unabhängig von den Energiekonzernen machen und unseren Strom selbst produzieren", erzählt Uwe Hallenga, "deshalb habe ich selbst ein kleines Windrad gebaut." Das ist 20 Jahre her und Photovoltaik war damals noch sehr teuer. "Die Rendite war uns egal", sagt der Pionier aus Osnabrück, der dem Thema Windenergie treu geblieben ist - unter anderem als Gutachter für große Windenergieanlagen.
Was in den 90er-Jahren noch exotisch und eher eine Angelegenheit für ambitionierte Tüftler war, erlebt seit zwei bis drei Jahren einen enormen Aufschwung. "Das Interesse an Windenergie für den Privatgebrauch hat deutlich Fahrt aufgenommen", bestätigt Lars Velser, Projektleiter für Studien und Publikationen beim Bundesverband Windenergie (BWE).
Dabei spielt der Wunsch nach einer eigenen Stromversorgung nach wie vor eine Rolle; viele der vornehmlich privaten Interessenten wollen aber vor allem den ständig steigenden Stromkosten entkommen. Und nicht wenige träumen von einer einträglichen Investition in erneuerbare Energien - die hohen Renditen bei Photovoltaikanlagen wecken hier große Hoffnungen, die von manchen Anbietern auch gezielt genährt werden.
"Da wird einiges versprochen, was nicht alle Anlagen in allen Fällen einlösen", warnt Velser. Der BWE, der sich vornehmlich mit den ganz großen Anlagen im Megawattbereich beschäftigt, hat deshalb eigene Wirtschaftlichkeitsstudien zu Kleinwindanlagen herausgegeben. "Wir wollen zu einem ehrlichen Umgang mit den Fakten beitragen, auch um die Spreu vom Weizen zu trennen", plädiert Lars Velser für Transparenz.
Auch Uwe Hallenga hat eine Vielzahl unseriöser Angebote bemerkt. "Vor allem auf Verbrauchermessen werden Interessenten mit Wirtschaftlichkeitsprognosen von Minianlagen geködert, die in 99 Prozent aller Fälle nicht realisierbar sind", ergänzt Hallenga, der sich in der Branche gut auskennt: Als Betreiber einer Internetseite bündelt er Anfragen und Kontakte und versorgt in einem Forum, einer Anlagenübersicht und einem Shop Interessenten mit Materialien. Er kennt aber durchaus auch Modelle und Standorte, die für die private Nutzung interessant sind. Dabei ist nicht eindeutig, wie groß eine Kleinwindanlage eigentlich ist. Das Angebot reicht von Mikroanlagen auf Hausdächern oder kleinen Masten, deren Rotoren mit einem bis anderthalb Metern Durchmesser eine Nennleistung von wenigen Hundert Watt liefern, bis hin zu mittelgroßen Windrädern, deren Rotoren sich in 15 bis 35 Metern drehen, zwischen 5 und 30 Kilowatt Leistung haben und mehrere 10.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr liefern. Einige Experten ziehen die Grenze zwischen kleinen und großen Windanlagen sogar erst bei 70 Kilowatt Leistung.
Bevor sich der Interessent Gedanken über die Größe seiner künftigen Anlage macht, sollte er sich im Klaren sein, dass nicht jeder Standort für die Stromgewinnung per Windkraft geeignet ist. Vor allem im Binnenland weht der Wind generell schwächer als...