- Im Test: 19 weiße Silikon-Fugenmassen. Die Produkte sind für den Einsatz im Sanitärbereich geeignet. Das heißt für Räume, in denen es häufig feucht ist.
- Ärgerlich: In einigen Produkten sind wir auf giftige zinnorganische Verbindungen stoßen.
- Den Praxistest meistert der überwiegende Teil der Produkte sehr gut.
Aktualisiert am 29.10.2023 | Sanitär-Silikon ist unschlagbar praktisch und gehört in den meisten Badezimmern und Waschküchen zum Standard. Sein Einsatzgebiet sind Fugen. Seine Aufgabe: Schimmel verhindern. Für diesen Job ist Sanitär-Silikon sehr anpassungsfähig. Er haftet auf unterschiedlichen Materialien, ist wasserabweisend, dauerelatisch und hält sogar Bewegungen im Mauerwerk stand.
Sanitär-Silikon im Test: Knauf, Pattex & Co. im Vergleich
Doch so unauffällig Sanitär-Silikon seine anspruchsvolle Arbeit erledigt – die elastische Fugenmasse hat es in sich: Denn ihre Vorteile basieren auf einer Reihe problematischer Substanzen wie bedenklichen Schimmelstoppern und zinnorganischen Verbindungen.
Wir wollten genau wissen was drin ist und haben 19 Silikon-Fugenmassen in verschiedene Labore geschickt. Was ist dabei aufgefallen?
Schimmelstopper in Silikon-Fugenmassen
Kommen wir zunächst zu den Schimmelstoppern. Die meisten Produkte im Test enthalten Isothiazolinone. Verbindungen dieser Stoffgruppe werden in Baustoffen häufig als Konservierungsmittel oder Biozid eingesetzt.
Das Problem: Isothiazolinone lösen vergleichsweise häufig Allergien aus. Aus diesem Grund sollte auf den Silikon-Kartuschen ein Hinweis stehen, wo sich Isothiazolinon-Allergiker beraten lassen können.
Ein besonders hohes Allergiepotenzial hat die chlorierte Verbindung Dichloroctylisothiazolinon (DCOIT), die in sechs Fugenmassen steckt. Fünf Produkte enthalten weniger bedenkliches Butylbenz- und Octylisothiazolinon (BBIT und OIT). Doch es gibt laut Laboranalyse auch einige Fugenmassen, in denen die Isothiazolinongehalte unter unserer Abwertungsgrenze liegen.
Erfreulich: Das bedenkliche Fungizide Tebuconazol, das in vorherigen Tests aufgetaucht war, war in keinem Produkt enthalten.
Giftige zinnorganische Verbindungen entdeckt
In neun Produkten wies das Labor zinnorganische Verbindungen in Gehalten nach, die wir als "erhöht" oder "stark erhöht" bewerten. Zinnorganische Verbindungen kommen im Herstellungsprozess als Katalysatoren zum Einsatz. Also als Stoffe, die die chemischen Reaktionen beschleunigen.
Hier ist das Problem, das manche dieser Stoffe giftig sind und im Verdacht stehen, das Immun- und Hormonsystem zu beeinträchtigen.
- Dibutylzinn und Tributylzinn (DBT, TBT) sind beispielsweise sehr giftig und werden in der Umwelt kaum abgebaut. Dibutylzinn ist in Produkten, die mit Lebensmitteln in Kontakt kommen, verboten.
- Dibutylzinn und Dioktylzinn (DOT) stehen außerdem im Verdacht, das Immunsystem und das Kind im Mutterleib zu schädigen und die Fortpflanzung zu gefährden. Dioctylzinn ist in Textilien mit Hautkontakt oder Schuhen und Handschuhen verboten, wenn es eine bestimmte Konzentration überschreitet.
- Monooktylzinn (MOT) reizt die Haut und wirkt sensibilisierend, das bedeutet, es kann Allergien auslösen.
Zinnorganika wieder ein stärkeres Problem
Auf diese Stoffe waren wir auch in früheren Tests von Sanitär-Silikon gestoßen, zuletzt 2019. Daher wollten wir wissen, ob sich in der Zwischenzeit in Sachen Schadstoffe etwas getan hat.
Getan hat sich tatsächlich etwas – allerdings ganz anders als erwartet. Jedenfalls trauten wir unseren Augen kaum, als die Laborergebnisse zu den zinnorganischen Verbindungen in der Redaktion eintrafen. Die gemessenen Gehalte waren in einigen Silikon-Fugenmassen zum Teil zigtausendfach höher als im letzten Test.
In einem Beispiel wies das Labor 2019 lediglich Spuren zinnorganischer Verbindungen nach – im aktuellen Test lagen einzelne Werte weit jenseits der Gehalte, die wir als "stark erhöht" einstufen. Der Hersteller führt das auf die "massive Problematik" bei der Rohstoffversorgung in den vergangenen zwei Jahren zurück, die zu "Unregelmäßigkeiten in den Produktionsabläufen" geführt habe.
Sanitär-Silikon im Test: Es geht ohne Zinnorganika
Andere Hersteller haben die Organozinn-Probleme offenbar besser im Griff. In zehn Produkten wurden zinnorganischen Verbindungen lediglich in Spuren gefunden. Ein Produkt beispielsweise schnitt 2019 noch mit "ungenügend" ab. Jetzt wies das Labor in dem Produkt nur Spuren zinnorganischer Verbindungen nach.
Kritik an flüchtigen organischen Verbindungen
Ein vergleichsweise positives Resultat dieses Tests ist, dass das als krebserregend geltende Vernetzungsmittel Butanonoxim offenbar kein Thema mehr in Silikon-Fugenmassen ist.
Allerdings – und das ist auch schon wieder ein Grund zur Kritik – setzen zehn der 20 Fugenmassen flüchtige organische Verbindungen (VOC) frei, deren gemessene Gehalte wir als "erhöht" bewerten. Viele VOC können Kopfschmerzen und Schwindel auslösen. Schon deshalb sollte man beim Umgang mit den Dichtmassen immer sehr gut lüften.
Wie schneidet Sanitär-Silikon im Praxistest ab?
So großen Wert wir aus Gründen des vorbeugenden Verbraucherschutzes auf schadstofffreie Produkte legen – für ein "sehr gut" von uns mussten sich die Silikonfugenmassen auch im Praxistest bewähren.
Dafür prüfte ein spezialisiertes Labor, wie stabil die Fugenmassen haften – zum einen im unbeanspruchten Zustand, zum anderen, wenn sie typischen Bedingungen im (Badezimmer-)Alltag ausgesetzt sind.
Mehr als die Hälfte aller getesteten Fugenmassen schnitt dabei hervorragend ab. Fünf Fugenmassen wiesen kleinere Mängel wie Brüche oder Verfärbungen auf, schlugen sich unserer Ansicht nach aber alles in allem "gut". Lediglich zwei Produkte schnitten in der Praxisprüfung schlechter ab.
Silikonfugen erneuern: Worauf kommt es an?
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Silikonfugen regelmäßig inspizieren, denn rissige Stellen sind Einfallstore für Schimmelpilzsporen. "Befallene" Fugen möglichst schnell erneuern, ansonsten etwa alle acht Jahre.
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Rückstände alter Silikonfugen lassen sich gut mit Essigessenz (im Verhältnis 1:3 mit Wasser mischen), Spülmittel oder Babyöl entfernen. Teure chemische Spezialmittel sind meistens überflüssig.
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Entfernte Silikonfugen über den Restmüll entsorgen. Größere Mengen über die Gelbe Tonne, ebenso leere Kartuschen.
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Unbedingt vermeiden, dass Silikonreste in den Abfluss und damit ins Abwasser gelangen. Denn Fugenmassen können giftige Substanzen enthalten, die biologisch kaum abbaubar sind.
Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 5/2023 und im Ratgeber Bauen und Wohnen 2023 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2024 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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