- Im Test: 16 Spachtelmassen aus der Tube, die geeignet sind, ohne weiteres Anrühren kleine Schäden an Wänden und Decken auszubessern.
- Der Praxistest zeigt: Ausgebesserte Stellen sollten nicht zu stark wieder belastet werden.
- Kritik üben wir im Test an allergieauslösenden Konservierungsmitteln. Sie stecken in mehr als der Hälfte der überprüften Produkte.
- Vier Produkte können wir mit "gut" empfehlen.
Aktualisiert am 2.5.2024 | Kleine Löcher in der Wand müssen spätestens beim Umzug geschlossen werden. Wer keine Lust hat, Gips anzurühren, um die Löcher zuzuspachteln, kann die Masse auch einfach aus der Tube drücken. Fertigspachtelmasse ist ideal zum schnellen Ausbessern von kleineren Schäden.
Doch wie gut halten Spachtelmassen eigentlich? Und wie steht es um die enthaltenen Konservierungsmittel?
Toom, Obi & Co.: Spachtelmasse im Test
Um das herauszufinden, haben wir 16 Spachtelmassen eingekauft und im Labor einem Praxistest und einer Inhaltsstoff-Analyse unterziehen lassen. Das Ergebnis: Voll überzeugen kann keine Fertigspachtelmasse. Der Praxistest lieferte zwar passabel Ergebnisse; aber bei allen Produkten gab es kleine Schwächen. Zudem sind wir mit einigen Konservierungsmitteln nicht einverstanden. Immerhin: Vier Produkte können wir mit "gut" empfehlen. Aber der Reihe nach.
Kritische Konservierungsmittel in Spachtelmassen im Test
Kommen wir zunächst zu den Inhaltsstoffen. An der Konservierung der Produkte haben wir einiges auszusetzen. Die Zusammensetzung der Instantspachtel ist durch die Bank ähnlich: Die Basis bildet eine Kunststoffmasse, in die Füllstoffe wie Calciumcarbonat, Kaolin oder Talkum eingearbeitet sind.
Weil die Produkte auch Wasser enthalten, müssen sie gegen Verderb geschützt sein, und hier liegt ihr wunder Punkt: Sie benötigen Konservierungsmittel, in diesem Fall Isothiazolinone. Isothiazolinone werden von Herstellern eingesetzt, um Farben, Klebstoffe oder eben Spachtelmassen vor einem Befall mit Keimen, Bakterien oder Pilzen zu schützen. Das Problem: Einige Menschen reagieren darauf allergisch.
Mit einer Ausnahme deklarieren alle Spachtelmassen allergisierende Konservierungsmittel – die Isothiazolinone CIT, MIT oder BIT, die wir kritisch sehen.
Manche Konservierungsstoffe können Allergien auslösen
Von den allergisierenden Konservierungsmitteln bewerten wir das halogenorganische Chlormethylisothiazolinon (CIT) am strengsten. Grund: Es gilt als starkes Allergen, und wir wollen es deshalb gar nicht in Alltagsprodukten sehen.
In sieben Spachtelmassen im Test, die alle auch CIT in der Liste der Inhaltsstoffe aufführen, konnte das beauftragte Labor den Konservierungsstoff entweder direkt messen oder mit einer weiteren Methode indirekt über den positiven Befund von halogenorganischen Verbindungen nachweisen.
Das Isothiazolinon BIT, das einige Spachtelmassen zusätzlich zu CIT oder stattdessen enthalten, hat ein etwas schwächeres allergenes Potenzial. Deshalb werten wir es nur ab, wenn das Labor es in einer Menge von mehr als 200 Milligramm pro Kilogramm (mg/kg) gemessen hat. Damit sind wir strenger als der aktuelle Blaue Engel für emissionsarme Silikonfugenmassen. Seit einer Revision Ende 2020 lässt er mit 400 mg/kg einen doppelt so hohen Gehalt für BIT zu wie zuvor.
Einige Spachtelmassen im Test machen vor, dass es möglich ist, unter unserer Messlatte zu bleiben. Ein Produkt setzt statt allergisierender Konservierungsmittel schlichtweg Alkohol gegen Verderb ein.
Hinweis: Um möglichst wenig in Kontakt mit den Fertigspachtelmassen zu kommen, sollte man beim Auftragen Handschuhe tragen.
Spachtelmassen im Praxistest nur bedingt belastbar
Und wie schlagen sich die Produkte im Praxistest? Zum Ausbessern von Löchern und Rissen in Wänden und Decken sind die Fertigspachtelmassen im Test geeignet. Aber: Größere Belastungen sollte man ihnen nicht zutrauen.
Ein ausgeleiertes Wandloch mit Fertigspachtel ausbessern und danach an gleicher Stelle einen Nagel einschlagen? Keine gute Idee, wenn der Nagel oder die Reißzwecke ausschließlich in der Spachtelmasse Halt finden muss. Drei Produkte schwächelten beispielsweise deutlich, als die Prüfer den Fall "Halt eines Nagels" simulierten: Viel schwerer als ein Kilo ließen die Stellen sich nicht belasten.
Kaum Halt bieten Spachtelmassen unter der Decke
Geradezu gefährlich könnte es bei manchen Testprodukten werden, ein an der Decke verspachteltes Loch erneut anzubohren, wenn die Schraube nicht bis in die Wand reicht. Das Praxislabor prüfte, wie gut die Spachtelmassen auf verschiedenen Untergründen hafteten ("Halt in der Fuge"). Bei diesem Testparameter lieferten die 16 Spachtelmassen in unserem Test eindeutig die schlechteste Leistung ab: Insgesamt sechs Produkte kamen nur auf ein "ausreichend".
Spachtelmassen in der Handhabung einwandfrei
Aber mal ehrlich: Wer traut sich schon, ein abgespachteltes Loch in der Decke erneut anzubohren? Die Stärke der Fertigspachtelmassen und wohl auch ihr Paradezweck liegt woanders: Sie sind ruckzuck gebrauchsfertig und komfortabel in der Handhabung – etwa wenn es darum geht, beim Auszug auf die Schnelle alle Löcher und Risse zu glätten und dem Vermieter eine perfekt gestrichene Wand zu präsentieren. Aus dem Grund haben wir den Punkt Handhabung innerhalb der Praxisprüfung auch am stärksten gewichtet, er trägt 50 Prozent zum gesamten Praxisergebnis bei.
Denn was nützt die beste Spachtelmasse, wenn sie so fest ist, dass ich sie kaum aus der Tube drücken kann? Oder wenn die Tube eine so große Öffnung hat, dass sich die Masse nicht ins Loch bugsieren lässt? Doch in der Disziplin Handhabung können die Produkte alle liefern.
Auch was die Schrumpfung der Masse oder die Rissbildung angeht, haben wir wenig zu meckern. Und bei der Überstreichbarkeit schließlich räumen sämtliche Spachtelmassen die volle Punktzahl ab und sind "sehr gut".
Fazit: So kommen am Ende alle auf ein passables Praxisergebnis.
Tipps zur Anwendung von Spachtelmasse für die Wände
Das rät ÖKO-TEST:
- Untergründe vorbereiten: Zuerst das zu verspachtelnde Loch vorbereiten: Mit einem Pinsel oder Sauger Staub und andere lose Teile entfernen. Ist der Untergrund sandig, bröselig oder stark saugend, vor dem Spachteln eine Grundierung (Tiefgrund) aufbringen. Glatte Flächen aufrauen.
- Pulverspachtel anwenden: Fertigspachtelmasse direkt aus der Tube in das Loch oder den Schlitz füllen, mit einem breiten Spachtel hineindrücken und glatt abziehen. Bei tieferen Defekten in der Wand besser auf Gips oder Pulverspachtelmasse ausweichen.
- Bohr- und schraubfeste Produkte: Knifflig wird es, wenn Sie ein ausgeleiertes Dübelloch erneut anbohren wollen oder einen Nagel in eine ausgebesserte Stelle schlagen. Lassen Sie sich dazu beraten, denn je nach Wandmaterial eignen sich unterschiedliche Füllmassen. Im Handel gibt es dafür auch Produkte, die als "bohr- und schraubfest" ausgelobt sind. Noch besser: Die Schraube beziehungsweise den Nagel etwas versetzen. Oder bei einem gelockerten Dübel einfach eine größere Größe wählen.
Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Jahrbuch für 2024 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für den Ratgeber Bauen & Wohnen 2024 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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