Milchersatz-Test: Oft zu viel Nickel in Sojamilch

Spezial Vegetarisch und Vegan 2019 | Autor: Birgit Hinsch/Kai Thomas | Kategorie: Essen und Trinken | 06.12.2019

Wir haben jeden pflanzlichen Milchersatz im Test auf problematische Inhaltsstoffe überprüft.
Foto: ÖKO-TEST

Mandelmilch, Sojamilch und Hafermilch sind beliebte Milchersatzprodukte. Wir haben 15 verschiedene Pflanzenmilche getestet, viele Produkte überzeugen. Eine bekannte Marke fällt durch. Auffällig: In Sojamilch hat das Labor oft zu viel Nickel nachgewiesen. Welche Pflanzendrinks wir empfehlen.

Aktualisiert am 28.11.2019; Einkauf Testprodukte Nov 2018 und Aug 2019 | Wenn Sie keine Kuhmilch trinken wollen oder diese nicht vertragen, sind Mandelmilch, Sojamilch und Hafermilch gute Alternativen. Wir haben 15 Sorten in die Labore geschickt und auf Schadstoffe testen lassen. Und klar, es gibt es auch Kritik an den Milchersatzprodukten.

So ist etwa der Mandelanbau mit einem extrem hohen Wasserbedarf verbunden – viel mehr, als die Produktion von Kuhmilch erfordert. Auch Sojamilch kann man kritisch sehen: In Brasilien trägt der zunehmende Sojaanbau etwa zur Abholzung von Regenwäldern bei.

Pflanzlicher Milchersatz im Test: Das taugen Hafermilch, Mandelmilch und Sojamilch

Doch die Vorteile von pflanzlichem Milchersatz überwiegen: Denn ihr Konsum kann auch einen kleinen Beitrag leisten, Umweltprobleme in den Griff zu bekommen. So verursacht Sojamilch beispielsweise erheblich weniger Treibhausgase als Kuhmilch. Dies zeigt eine kürzlich erschienene Studie von Joseph Poore und Thomas Nemecek, die den Produktionsweg vom Anbau bis zum Verbraucher von 40 Agrarprodukten untersucht. Die Forscher werteten Daten von rund 40.000 Farmen aus 119 Ländern aus.

Der Studie zufolge fällt der Verbrauch von Landfläche und Wasser bei Sojamilch deutlich geringer aus als bei Kuhmilch. Nur für Nüsse wie Mandeln fanden die Forscher an dieser Stelle schlechtere Werte, unter anderem wegen des wasserintensiven Anbaus.

Pflanzendrinks auf Schadstoffe und Gentechnik untersucht

Im Test: 15 Sorten Hafermilch, Mandelmilch und Sojamilch. 12 davon sind Bio-Produkte. Der Fokus liegt mit acht Produkten auf den besonders umweltschonenden Haferdrinks. Aber auch fünf Sojadrinks und zwei Mandeldrinks haben wir in die Labore geschickt.

Sie untersuchten die Pflanzendrinks unter anderem auf Glyphosat, Reste von Reinigungsmitteln und giftige Schwermetalle. Die Sojadrinks ließen wir auf gentechnisch veränderte Organismen (GVO) analysieren. Auch eine Geschmacks- und Geruchsprobe durch Experten stand an.

Pflanzenmilch im Test: Mandelmilch, Hafermilch und Sojamilch sind inzwischen als Alternative zu Kuhmilch beliebt.
Pflanzenmilch im Test: Mandelmilch, Hafermilch und Sojamilch sind inzwischen als Alternative zu Kuhmilch beliebt. (Foto: Ebay_thehappybotanist/Pixabay)

Das Ergebnis: Neun getestete Pflanzendrinks können wir insgesamt mit "sehr gut" empfehlen. Vor allem die Bio-Produkte und die Haferdrinks im Test überzeugen. Ein Milchersatzprodukt ist "gut", eins fällt durch den Test. Denn die bekannte Sojamilch Alpro Soya Original + Calcium schneidet "ungenügend" ab. Die restlichen Produkte liegen im Mittelfeld.

Gentech-Soja in einer Sojamilch nachgewiesen

In einer Sojamilch fand ein beauftragtes Labor Hinweise auf gentechnisch veränderte Soja-DNA. Es handelt sich um Verunreinigungen. Laut Anbietergutachten wurden in einem chargengleichen Produkt lediglich Signale unterhalb des Detektionslimits beobachtet.

Beide Untersuchungsergebnisse stehen einer Kennzeichnung "ohne Gentechnik" nicht im Wege. Würden die Hersteller GVO-Sojabohnen verarbeiten, wären die Mengen viel größer und die Hersteller müssten die Verwendung auf die Packung schreiben. Die Spuren zeigen, dass sich die Gentechnik nicht kontrollieren lässt und selbst in Ländern auftaucht, die überhaupt keine Genpflanzen anbauen.

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Das Schwermetall Nickel in problematischen Mengen fand das Labor in vier Sojadrinks. Eine zu hohe Nickelaufnahme kann die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen. Bei der Bewertung der Nickelgehalte haben wir uns an dem noch akzeptablen Aufnahmewert der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) orientiert.

Erwachsene sollten demnach nicht mehr als 168 Mikrogramm Nickel am Tag aufnehmen. Schon ein 250-Milliliter-Glas der belasteten Drinks reicht aus, um den Wert zu mehr als der Hälfte auszuschöpfen.

Hafermilch im Test überzeugt oft

Viele der Haferdrinks im Test können wir empfehlen: Sie haben kein Problem mit Gentechnik, Glyphosat oder bedenklichen Schwermetallen. Umso besser, dass Hafer meist aus heimischem Bio-Anbau stammt. Das bedeutet kurze Transportwege und einen umweltschonenden Anbau ohne Pestizide. Dass die Sensorik­experten in einigen Haferdrinks einen "leicht bitteren Geschmack" festgestellt haben, ändert nichts an dem oft "sehr guten" Gesamturteil.

Vergleichsweise schlecht steht es hingegen um etliche Sojadrinks. Lediglich einen Sojadrink im Test empfehlen wir mit "sehr gut". Bemängelt haben wir vor allem GVO-Spuren und zu hohe Nickelgehalte.

Auch Mandelmilch im Test überprüft

Unser Test pflanzlicher Milchersatz umfasst neben Hafermilch und Sojamilch auch Mandelmilch.
Unser Test pflanzlicher Milchersatz umfasst neben Hafermilch und Sojamilch auch Mandelmilch. (Foto: rawpixel/Pixabay)

Zwei Anbieter setzen in ihren Produkten phosphathal­tige Zusätze ein. Experten raten vorsorglich dazu, möglichst wenig Phosphat aufzunehmen. Zu viel davon kann den Nieren schaden und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen.

Wir meinen, Pflanzendrinks sollten nicht nach künstlichen Vanillearomen schmecken. Das ist bei einem Produkt im Test der Fall. Auch Vitaminzusätze halten wir für überflüssig. Wer Bedenken hat, nicht ausreichend versorgt zu sein, spricht mit seinem Arzt und füllt Nährstofflücken gezielt auf.

Diesen Test haben wir erstmals im ÖKO-TEST Magazin März 2019 veröffentlicht. Aktualisierung der  Testergebnisse/Angaben zuletzt für das Spezial Vegetarisch und Vegan im November 2019, sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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Testverfahren

Im Test: 15 Pflanzendrinks, drei Sorten: Hafer haben wir bevorzugt berücksichtigt, da er in Deutschland wachsen kann und dadurch besonders vorteilhaft ist. Sojadrinks landeten sechsmal und Mandeldrinks dreimal im Warenkorb.

Speziallabore untersuchten die Pflanzendrinks unter anderem auf Glyphosat, Reste von Reinigungsmitteln und giftige Schwermetalle. Parallel dazu prüften Sensorik­experten, wie die Getränke aussahen, rochen, schmeckten und welchen Eindruck sie auf der Zunge hinterließen.

Die Sojadrinks ließen wir zusätzlich auf gentechnisch veränderte Organismen (GVO) untersuchen, und bei Pflanzenmilch mit Calciumzusatz prüfte ein Labor, ob der Mineralstoff in ausreichender Menge enthalten ist.

Einen kritischen Blick warfen wir auf die Zutatenliste: Aromen- oder Vitaminzusätze etwa sehen wir als überflüssig an. Die Hersteller fragten wir zudem nach der Herkunft der Rohstoffe.

Häufiger Abwertungsgrund: Nickel. Am Geschmack hatten die Experten wenig auszusetzen. Erst wenn sie stärkere Mängel feststellten, verschlechterte sich auch das Gesamturteil.

Bewertungslegende

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führt zur Abwertung um zwei Noten: ein Nickelgehalt, der die von der Efsa festgelegte tolerierbare tägliche Aufnahmemenge (TDI) zu mehr als 50 Prozent ausschöpft. Für die Berechnung sind wir von einer 60 Kilogramm schweren Person und einer 250-Milliliter-Portion ausgegangen. Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) zugesetzte Aromen; b) Vitaminzusatz; c) phosphathaltige Zusätze.

Bewertung Testergebnis Sensorik: Unter dem Testergebnis Sensorik führt zur Abwertung um zwei Noten: deutliche sensorische Auffälligkeiten (hier: "schmeckt deutlich bitter"). Zur Abwertung um eine Note führen: leichte sensorische Auffälligkeiten (hier: "schmeckt leicht bitter").

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führt zur Abwertung um zwei Noten: Verunreinigung mit Spuren gentechnisch veränderter Soja-DNA. Zur Abwertung um eine Note führt: Werbung mit Selbstverständlichkeiten.

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. "Gute" Testergebnisse Sensorik und Weitere Mängel wirken sich nicht auf das Gesamturteil aus. Ein Testergebnis Sensorik, das "befriedigend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note.

Testmethoden

Perchlorat/Chlorat: LC-MS/MS. Elemente: Totalaufschluss in der Mikrowelle; Elementbestimmung mittels ICP-MS. Glyphosat, Glufosinat, AMPA: LC/MS/MS. Sensorik: ASU L00.90-22. Nach Einzelprüfungen wurden die Einzelergebnisse in der Gruppe diskutiert und ein gemeinsames Gesamtergebnis erarbeitet. Sojaprodukte: qualitativer Nachweis von gentechnisch veränderter Soja-DNA: DNA-Extraktion in Anl. an § 64 LFGB; Analyse mittels qualitativer Realtime-PCR im Doppelansatz und mit 45 Zyklen. Auf 35S promoter, SAMS/ALS modification, CV127rec soybean, Agro border II, Roundup Ready soy modification, MON89788 soybean und/oder PAT(SYN) gene wurde per Einzeltest geprüft. Produkte mit Calciumanreicherung: Calcium per Aufschluss: DIN EN 13805:2014; Bestimmung: ASU L00.00-144:2013. PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung: Röntgenfluoreszenzanalyse.

Einkauf der Testprodukte: November 2018 und August 2019.

Diesen Test haben wir erstmals im ÖKO-TEST Magazin März 2019 veröffentlicht. Aktualisierung der  Testergebnisse/Angaben zuletzt für das Spezial Vegetarisch und Vegan im November 2019, sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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