Veganer Brotaufstrich im Test: So gut sind Alnatura, dm & Co.

Spezial Vegetarisch und Vegan 2020 | Autor: Birgit Hinsch | Kategorie: Essen und Trinken | 12.11.2020

Veganer Brotaufstrich im Test: Wir haben 21 Produkte unter die Lupe genommen.
Foto: Panthermedia/imago; ÖKO-TEST

Gemüse aufs Brot? Kein Problem. Acht der 21 getesteten veganen Brotaufstriche mit Tomate-Paprika-Geschmack können wir rundum empfehlen. Ein paar enthalten allerdings zu viel Fett oder Salz, in einem Aufstrich steckt auffällig viel Nickel.

  • Acht vegane Brotaufstriche im Test können wir mit Bestnote empfehlen.
  • Ein paar Aufstriche schneiden nur mittelmäßig ab. Wir bemängeln vor allem einen niedrigen Gemüsegehalt, zu viel Salz und zu viel Fett.
  • Besonders auffällig: Ein veganer Brotaufstrich enthält zu viel Nickel.

Aktualisiert am 12.11.2020 | Pflanzenbetontes Essen ist ein Megatrend. Das zeigt nicht zuletzt eine aktuelle Studie des Marktforschungsunternehmens Forsa. Demnach bezeichnete sich rund die Hälfte der Befragten als Flexitarier, also als jene, die sich immer mal wieder bewusst gegen Fleisch auf dem Teller entscheiden.

Die Organisation Proveg International stellte 2019 in einer Untersuchung Ähnliches fest, fand aber auch heraus, dass Verbraucher mit dem Preis-Leistungs-Verhältnis und dem Geschmack veganer Produkte häufig unzufrieden sind und ihnen das Angebot insgesamt nicht vielfältig genug sei. Grund genug, vegane Bio-Brotaufstriche erneut unter die Lupe zu nehmen.

Veganer Brotaufstrich im Test: Mineralöl kein Thema mehr 

Wie in unserem Test 2017 haben wir uns auch in diesem aktuellen Test die besonders verbreitete Geschmacksrichtung Tomate-Paprika vorgenommen. Damals war jedes dritte Produkt stark mit Mineralölbestandteilen belastet, etliche andere wiesen leicht erhöhte Gehalte auf. Hat sich daran etwas verändert?

Im Test: Veganer Brotaufstrich mit der Geschmacksrichtung Tomate/Paprika. Welcher ist empfehlenswert?
Im Test: Veganer Brotaufstrich mit der Geschmacksrichtung Tomate/Paprika. Welcher ist empfehlenswert? (Foto: Whiteaster/Shutterstock)

Der aktuelle Test zeigt: Mineralöl ist in den überprüften veganen Brotaufstrichen kein Thema mehr. Das beauftragte Labor fand nur vereinzelt Mineralöl – und zudem in geringen Spuren, die wir nicht kritisieren. Die veganen Brotaufstriche sind in diesem Punkt also inzwischen verbessert.

Außerdem erfreulich: Das Labor hat keinerlei Rückstände von Pestiziden nachgewiesen. Auch Chlorat wurde lediglich in unbedenklichen Mengen gefunden. Chlorat ist ein Rückstand aus der Trinkwasserdesinfektion, der die Jodaufnahme in die Schilddrüse negativ beeinflussen kann.

So schmecken die veganen Brotaufstriche

Auch geschmacklich ist alles in Ordnung: Kein veganer Brotaufstrich im Test fiel durch muffige oder bittere Noten unangenehm auf, und alle wertgebenden Zutaten wie Tomaten, Kräuter oder Hanf waren geruchlich und geschmacklich wahrnehmbar.

All diese guten Nachrichten deuten es schon an: Wir können viele vegane Brotaufstriche im Test empfehlen. Acht schneiden mit Bestnote ab, einige andere sind immerhin noch "gut". Ein paar bewerten wir allerdings nur mittelmäßig. Die Gründe in Kürze: Zu wenig Gemüse, zu viel Salz und ein zu hoher Fettgehalt – und ein veganer Brotaufstich enthält recht viel Nickel.

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Zu viel Nickel in einem veganen Brotaufstrich

Ganz ohne Kritik kommen die veganen Brotaufstriche im Test also nicht davon. Auffällig viel Nickel fand das Labor in einem veganen Aufstrich im Test. Bereits mit einer 30-Gramm-Portion dieses Aufstrichs nimmt ein Erwachsener mehr als die Hälfte der Menge auf, die die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) als Obergrenze für einen Tag empfiehlt.

Nickel hat in Tierstudien die Entwicklung und die Fortpflanzung gestört. Die EFSA hat deshalb für die langfristige Aufnahme einen sehr niedrigen Tagestoleranzwert festgelegt. Die gefundenen Mengen in den anderen veganen Brotaufstrichen liegen deutlich niedriger.

Einmal geöffnet halten sich die Aufstriche aus Tomate und Paprika im Kühlschrank nur wenige Tage. Tipp: Wennʼs knapp wird, den Aufstrich als Dipp, Pesto oder zum Kochen zweckentfremden.
Einmal geöffnet halten sich die Aufstriche aus Tomate und Paprika im Kühlschrank nur wenige Tage. Tipp: Wennʼs knapp wird, den Aufstrich als Dipp, Pesto oder zum Kochen zweckentfremden. (Foto: LedyX/Shutterstock)

Gemüseanteil in Aufstrichen teils zu niedrig 

Die Spanne der Gemüseanteile in den veganen Brotaufstrichen im Test reicht von opulenten 84 Prozent bis zu mageren 17 Prozent. Dabei nennen alle Produkte im Test mindestens eine Gemüsesorte im Namen und bilden die Früchte meist groß und bunt auf den Gläsern ab.

Auch der neue Nutri-Score, den Hersteller seit November 2020 offiziell auf ihre Produkte drucken dürfen, bezieht den Gemüseanteil als positiven Aspekt ein. Bereits ab mehr als 40 Prozent können Obst und Gemüse etwa einen zu hohen Kaloriengehalt ausgleichen. Liegt der Gemüseanteil unter 50 Prozent, ziehen wir eine Note ab. Das ist bei sechs veganen Brotaufstrichen im Test der Fall.

Wie viel Gemüse in den Produkten steckt, können Verbraucher nicht immer erkennen. Erste Hinweise liefert aber das Zutatenverzeichnis auf den Gläsern: Stehen Sonnenblumenkerne, Sonnenblumenöl oder Wasser ganz oben, ist der Gemüseanteil meistens gering. Wir hatten bei den Herstellern nachgefragt.

Zum Hintergrund der Bewertung: Wie im Nutri-Score zählen wir Tomatenmark und Hülsenfrüchte zum Gemüse dazu.

In einigen veganen Aufstrichen steckt zu viel Fett

Wenig Gemüse bedeutet meist auch viel Fett im Glas. So bringt es der vegane Brotaufstrich mit dem niedrigsten Gemüseanteil auf 34 Gramm Fett pro 100 Gramm – mehr als jedes andere Produkt im Test. Liegt der Fettgehalt über 30 Gramm pro 100 Gramm, vergeben wir Minuspunkte.

Selbst mit Leberwurst oder Doppelrahmfrischkäse bleiben Freunde des Aufstrichs noch unter dieser 30-Gramm-pro-100-Gramm-Marke. Klar: Im Vergleich zu tierischen Fetten ist das in den veganen Brotaufstrichen verwendete Sonnenblumenöl wertvoller, denn es ist reich an gesunden ungesättigten Fettsäuren. In fünf getesteten Produkten ist der Fettgehalt aus unserer Sicht dennoch zu hoch.

(Foto: ÖKO-TEST)

Kritik an Salzgehalt in veganen Brotaufstrichen 

Nicht nur zu viel Fett ist in der Ernährung ein Problem. Auch zu viel Salz ist ungesund. Es kann Bluthochdruck fördern. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt deshalb maximal sechs Gramm am Tag. Tatsächlich nehmen 70 Prozent der Frauen und 80 Prozent der Männer mehr auf. Verantwortlich dafür sind zu einem großen Teil die Salzgehalte in Brot, Wurst und Käse.

Vegane Aufstriche, die auch gesundheitlich punkten wollen, sollten deshalb nicht zu viel Salz enthalten. Wir bemängeln den Salzgehalt von drei getesteten Produkten. Die Grenze ziehen wir bei 1,5 Gramm Salz pro 100 Gramm und lehnen uns dabei an das "alte" Ampelsystem der Verbraucherzentralen an. Das sollte Verbrauchern helfen, die Nährwerte von Fertiglebensmitteln besser einordnen zu können.

Die Ampel sprang auf "rot", wenn der Salzgehalt bei mehr als 1,5 Gramm pro 100 Gramm lag. Der Nutri-Score bewertet zu viel Salz ebenfalls negativ. Er beschert Produkten mit solch hohen Salzgehalten allein 6 von 10 möglichen Minuspunkten.

Gemüse aufs Brot: Das rät ÖKO-TEST 

Drei Tipps für Sie: 

  1. Wer auf einen hohen Gemüseanteil achtet, spart meistens auch beim Fett.
  2. Einmal geöffnet halten sich die Aufstriche im Kühlschrank nur wenige Tage. Wenn’s knapp wird, den Aufstrich als Dip, Pesto oder zum Kochen zweckentfremden.
  3. Das Glas drum herum einfach mal weglassen und Gemüse pur aufs Brot legen: Tomaten, Gurken, Salat, Kohl – alles geht.

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 9/2020 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Spezial Vegetarisch & Vegan 2020 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

Weiterlesen auf oekotest.de:

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

21 vegane Brotaufstriche, allesamt Bio- Produkte, der Geschmacksrichtung Tomate- Paprika ließen wir in den Laboren untersuchen, unter anderem auf eine Belastung mit Mineralöl, Pestiziden, Schwermetallen und Rückständen aus der Trinkwasserdesinfektion.

Drei Sensorikexperten prüften zudem, ob die Aufstriche nach den im Namen ausgelobten Zutaten – etwa Tomate und Basilikum – riechen und schmecken und ob es Fehlnoten gibt. Die Anbieter fragten wir nach dem Gemüseanteil in ihren Produkten und aus welchen Ländern die Gemüsezutaten stammen. Fett- und Salzgehalte beurteilten wir anhand der Verpackungsangaben.

Bedenkliche Inhaltsstoffe haben wir bis auf einen vergleichsweise hohen Nickelgehalt nicht gefunden. Unterschiedliche Testurteile resultieren vor allem aus deutlich unterschiedlichen Gemüse-, Salz- und Fettgehalten der Aufstriche.

Bewertungslegende 

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führt zur Abwertung um zwei Noten: ein Nickelgehalt, der den TDI der EFSA von 2,8 μg/kg Körpergewicht zu mehr als 50 bis 100 Prozent ausschöpft. Zugrunde gelegt haben wir ein Körpergewicht von 60 kg und eine 30-g-Portion. Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) ein Gemüseanteil von weniger als 50 Prozent oder keine Angabe hierzu. Zum Gemüseanteil haben wir alle Gemüsezutaten, Tomatenmark und Hülsenfrüchte gezählt, wie von den Anbietern oder Herstellern genannt und/oder im Zutatenverzeichnis aufgeführt; b) ein deklarierter Salzgehalt von mehr als 1,5 g/100 g; c) ein deklarierter Fettgehalt von mehr als 30 g/100 g.

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führen zur Abwertung um jeweils eine Note: a) PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung; b) Bezeichnung eines veganen Produkts als "Vegetarische Streichcreme"; c) Abbildung von frischen Tomaten auf einem Produkt, das nur Tomatenmark enthält; d) Werbung mit Selbstverständlichkeiten: Auslobung eines veganen Produkts als "laktosefrei".

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "gut" ist, verschlechtert das Gesamturteil nicht.

Testmethoden 

Pestizide per GC/MS (L00.00-34:2019-09, mod.) und LC/MS/MS (L13.04-5:2013-08, mod.). Perchlorat / Chlorat: LC-MS/MS. MOSH/MOSH-Analoge/MOAH: DIN EN 16995:2017 mod. (Die Modifikation betrifft die Verseifung und eine andere Matrix.). Elemente: mittels ICP-MS nach Totalaufschluss in der Mikrowelle. Die Analyse umfasste u.a. Arsen, Cadmium, Kobalt, Chrom, Kupfer, Quecksilber, Nickel, Blei, Zinn. Sensorische Untersuchung: ASU L 00.90-16 : 2006. Nach Einzelprüfungen wurden die Einzelergebnisse in der Gruppe diskutiert und ein gemeinsames Gesamtergebnis erarbeitet.

PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung: Röntgenfluoreszenzanalyse.

Einkauf der Testprodukte: Mai und Juni 2020 

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 9/2020 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Spezial Vegetarisch & Vegan 2020 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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