Schwanzkupieren, Schnabelkürzen, Käfighaltung, Kastration ohne Betäubung, Tiertransporte über mehrere Ländergrenzen hinweg: Die industrielle Massentierhaltung soll nach Wunsch von Erzeuger und Handel so effizient wie möglich sein – dafür nimmt sie viele Formen von Tierqual in Kauf. Neben Produzenten und Verbrauchern trägt der Lebensmitteleinzelhandel einen Großteil der Verantwortung dafür, wie Milchkühe, Legehennen, Mastschweine und andere Nutztiere gehalten werden.
Ein wichtiger Punkt dabei sind die Tierschutz-Richtlinien der Unternehmen, die nun von der Albert Schweitzer Stiftung genauer untersucht wurden.
Welcher Supermarkt hat die besten Tierschutz-Standards?
Für das Ranking betrachtete die Stiftung erstmals die Tierschutz-Standards von elf großen deutschen Lebensmitteleinzelhändlern und bewertete dabei 14 verschiedene Themen.
Betrachtet wurden unter anderem die Richtlinien, die die jeweiligen Firmen für verschiedene Tiergruppen vorsehen, außerdem wurden die Standpunkte der Unternehmen zu verbesserten Haltungsbedingungen, kürzeren Tiertransportwegen oder weniger Antibiotika abgefragt. In die Bewertung flossen auch Praktiken ein, die Unternehmen explizit ausschließen, wie beispielsweise die Verwendung von Echtpelz oder exotischen Tieren.
Bester Supermarkt ist auch nur mittelmäßig
Auf Platz 1 landete die Lebensmittelkette Tegut – mit großem Abstand zu Aldi (Platz 2), Lidl (Platz 3) und Kaufland (Platz 4). Allerdings erreichte auch Tegut nur 51 Prozent der möglichen Punkte.
"Wir stellen eine klare Tendenz zu mehr und besseren Tierschutz-Maßnahmen fest, es gibt aber insgesamt noch viel Luft nach oben", fasst Mahi Klosterhalten, Präsident der Albert Schweitzer Stiftung, die Ergebnisse des Rankings zusammen.
Viel Luft nach oben beim Tierschutz
Die Stiftung belobigte, dass viele Händler in den letzten Jahren Tierschutz-Richtlinien formuliert und veröffentlicht hätten, verband ihr Lob aber mit Kritik: "Allerdings mangelt es meist an konkreten Plänen, die tierquälerischsten Praktiken in der Nutztierhaltung zu beenden. Durch ihre enorme Einkaufsmacht können die Unternehmen maßgeblich beeinflussen, wie Tierschutzstandards in der Breite gestaltet werden."
Supermärkte im Tierschutz-Ranking
- Tegut (51,6 % der max. möglichen Punktzahl)
- Aldi (26,2 %)
- Lidl (26 %)
- Kaufland (25,5 %)
- Rewe (19,7 %)
- Real (16,2 %)
- Edeka (15,8 %)
- Norma (14,9 %)
- Netto (6,6 %)
- Bela (6,1 %)
- Globus (0,6 %)
Die Albert Schweitzer Stiftung kündigte an, das Tierschutz-Ranking regelmäßig zu wiederholen. Das erscheint notwendig, denn auch bei den positiv bewerteten Unternehmen gibt es noch viel Raum für Verbesserungen. Selbst eine bessere Platzierung im Ranking bedeutet nicht zwangsläufig Tierfreundlichkeit, sondern lediglich, dass das jeweilige Unternehmen die qualvollsten Formen von Tierhaltung ablehnt.
ÖKO-TEST rät: Essen Sie Fleisch nur selten, dafür aber mit Genuss. Kaufen Sie nach Möglichkeit Bio-Fleisch oder regional produziertes Fleisch. Auch bei Milchprodukten sollten Sie sich möglichst für Bio-Ware entscheiden.