Alt bis Zwickel: 16 Biersorten im Überblick

Autor: Lino Wirag | Kategorie: Essen und Trinken | 01.06.2023

Wir klären über die Besonderheiten von 16 Biersorten von Alt bis Zwickel auf.
Foto: Shutterstock/LightField Studios

In Deutschland gibt es hunderte Biere, die sich – je nach Zählweise – in 30 bis 50 Biersorten unterteilen lassen. Dabei wird natürlich nach Brauweise und -zutaten unterschieden, nach Farbe und Geschmack, aber auch nach Herkunft und Tradition. Wir stellen 16 bekannte und beliebte Biersorten vor und erklären, was sie besonders macht.

"Das ist nicht mein Bier!" – denn nicht nur Geschmäcker sind verschieden, sondern auch Farben und Formen, in denen der beliebte Hopfentrank hierzulande auf die Tische kommt. Im deutschsprachigen Raum sind zahlreiche Biersorten heimisch: Teilweise gibt es Vorschriften, die einer Bierart ihren Namen geben, teilweise steckt ein bestimmtes Brauverfahren, mitunter auch nur Traditionen und Gepflogenheiten hinter den unterschiedlichen Bezeichnungen.

Biersorten im Überblick von A bis Z

Eine Biersorte kann nach

  • einer gesetzlichen Vorschrift benannt sein (beispielsweise bei Starkbier, das mindestens 16 Grad Stammwürze aufweisen muss),
  • nach dem Brauverfahren und/oder
  • den dabei verwendeten Zutaten (Weizenbier),
  • der Farbe (Helles) oder
  • auch nach den Orten und Regionen, in denen eine bestimmte Biersorte traditionell gebraut wurde oder wird (Pilsener Bier und Kölsch).

Eine Bezeichnung wie Schankbier (die an den Stammwürzegehalt gebunden ist) ist also nicht mit einem Ausdruck wie Dunkles (der auf der Farbwahrnehmung beruht) oder einem Namen wie Kölsch (der auf regionale Vorschriften zurückgeht) gleichzusetzen. Häufig überschneiden sich die Sorten auch: So ist Schwarzbier nicht nur ein Dunkles, sondern auch ein Lager- und ein Vollbier.

Hier listen wir verbreitete Biersorten auf, erklären ihre Besonderheiten und erläutern, wie sie zu ihrem Namen kamen.

Ale

Das Ale ist ursprünglich in Großbritannien zuhause, der Ursprung des Namens liegt leider im Dunklen. Es wird mit obergäriger Hefe – die ihren Namen daher hat, dass sie im Braubottich nach oben steigt – bei Temperaturen von 15 bis 25 Grad Celsius vergoren.

Das kupferfarbene Pale Ale ist bitterer und hopfiger als mildes oder leichtes Ale; das Indian Pale Ale (→IPA) normalerweise noch herber und stärker. In Deutschland hat sich Ale im letzten Jahrzehnt vor allem im Rahmen der →Craftbeer-Bewegung verbreitet.

Altbier

Bei Altbier handelt es sich ebenfalls um eine obergärige Biersorte, die meistens dunkler ausfällt. Es wird neben hellem Gerstenmalz mit einem Anteil Röstmalz gebraut, was die kräftigere Farbe erklärt.

Der Name Altbier soll auf eine Zeit zurückgehen, in der "neue" – nämlich untergärige, hellere – Biersorten begannen, den "alten" Bierarten Konkurrenz zu machen. In der Schankwirtschaft konnte man entsprechend "Neues" oder "Altbier" verlangen. Ob's stimmt?

Verschiedene Biersorten: Ein Weizenbier, zwei dunkle Biere, ein Helles und zwei Pilsbiere.
Verschiedene Biersorten: Ein Weizenbier, zwei dunkle Biere, ein Helles und zwei Pilsbiere. (Foto: Shutterstock/Christian Draghici)

Bockbier

Bockbier wird ober- oder untergärig gebraut, mit hellem oder dunklem Gersten- oder auch Weizenmalz – aber stets mit mehr als 16 Grad Stammwürze, weshalb Bockbier zu den →Starkbieren gehört. Sein Name leitet sich von der niedersächsischen Biermetropole Einbeck ab, deren Einbecker Bier in der süddeutschen Mundart im Lauf der Jahrzehnte zum "Bockbier" wurde.

Doppelbock wird sogar mit mindestens 18 Grad Stammwürze gebraut. Alle Bockbiere haben einen relativ hohen Alkoholgehalt, der bis zu schwindelerregenden zwölf Prozent klettern kann.

Craftbeer – eine Biersorte?

Craftbeer ist eine Sammlungsbezeichnung für mehr oder weniger "handwerklich" (Englisch: craft) gebraute Biere, die oft nur in kleinen Mengen und von Privatpersonen oder kleinen Brauereien gebraut werden. Eine präzise Definition des Begriffs gibt es nicht. Craftbeer entwickelte sich zunächst in den USA als Gegenbewegung zu den Produkten der dominanten Großbrauereien.

Im deutschsprachigen Raum werden unter dem Begriff inzwischen zahlreiche, besonders kreative Biersorten gebraut und vermarktet. Craftbeer kann entsprechend auf ganz verschiedenen Hopfen- und Malzsorten basieren. Auch spezielle Lagerungen, Brauverfahren und ungewohnte Zutaten kommen zum Einsatz, um interessante Geschmäcker zu erzielen.

In Deutschland wird Craftbeer häufig mit →Indian Pale Ale assoziiert, denkbar sind aber auch Produkte wie das "Free Lunch Chocolate & Vanilla Sprinkled Pretzel Imperial Stout" (ja, das gibt es wirklich). Längst mischen auch die Großbrauereien mit eigens kreierten Produkten auf dem lukrativen, weil hippen Craftbeer-Markt mit. 

Dunkles

Das Dunkle war bis ins 19. Jahrhundert das untergärige Standardbier in Bayern und Böhmen. Es schmeckt vollmundig malzig und wenig hopfig. Der Name geht natürlich auf den dunklen Farbton zurück, der von der Farbe des Malzes herrührt, das zum Brauen verwendet wird, weniger vom Malzgehalt selbst oder der Stammwürze. Der Stammwürzegehalt bezeichnet übrigens den Anteil der Inhaltsstoffe, die sich vor der Vergärung aus Malz und Hopfen gelöst haben. Verwandte des Dunklen sind das ostdeutsche Schwarzbier und das britische Porter.

Export als Biersorte

Export oder Exportbier ist sogenanntes Vollbier (mit einer Stammwürze zwischen zwölf und 14 Grad), das untergärig gebraut wird, bei dem die Hefe während der Gärung also zu Boden sinkt. Der Name leitet sich daher ab, dass entsprechende Biere in der Vergangenheit tatsächlich für den Export in den ausländischen Markt gedacht waren. Damit sie länger haltbar waren, wurden diese Biere stärker eingebraut und damit auch kräftiger und alkoholhaltiger – was sie schließlich auch im Inland beliebt machte.

Helles

Das Helle ist eine untergärige, schwach gehopfte Biersorte, die ihren Namen von ihrer hellgelben Farbe hat. Wie bei anderen Bieren rührt die Farbe von den – in diesem Fall helleren – Malzen her, die zum Brauen verwendet werden. Für Helles wird ausschließlich Gerstenmalz verwendet.

Der Unterschied zum →Pils? Weniger Hopfen, was dazu führt, dass Helles nicht so bitter schmeckt wie sein Pendant aus dem Norden bzw. Osten. Im Unterschied zum →Zwickel- oder Kellerbier wird das Helle außerdem gefiltert, was ihm seine klare Erscheinung verleiht.

India Pale Ale (IPA)

IPA steht für India Pale Ale und gilt als Großmutter aller →Craftbiere. Es ist ein stark hopfenbetontes, obergäriges Bier, teils mit hohem Alkoholgehalt und fruchtigen Aromen. Der ungewöhnliche Name ("indisches Bleichbier") leitet sich nicht nur aus der helleren Farbe ab, sondern auch daher, dass es tendenziell mehr Alkohol und Hopfen enthält.

Damit war es haltbarer und konnte – von England aus, wo das IPA seinen Ursprung hat – unter anderem bis in die indischen Kronkolonien exportiert werden. Vielleicht wurde der Name aber auch durch den Umstand beeinflusst, dass viele IPAs Geschmacksnoten aufweisen, die an exotische Früchte erinnern?

Kölsch

Das helle, hochvergorene Kölsch darf nur in Köln und Umgebung gebraut werden, so regelt es die sogenannte Kölsch-Konvention von 1985. Die →Altbier-Variante wird traditionell in schlanken, zylinderförmigen Gläsern serviert, die Kölschglas oder Stange heißen.

Dass die klassischen Gläser nur ein geringes Fassungsvermögen haben, hat den Vorteil, dass das Kölsch kaum die Gelegenheit bekommt, schal zu werden. Zu den traditionellen Gläsern existiert der sogenannte Kranz – eine spezielle Serviervorrichtung für zwölf oder mehr Stangen –, den der Köbes, der Brauhauskellner, zu handhaben weiß.

Lager

Als Lagerbier (oder einfach Lager) werden vereinfacht alle untergärigen Biersorten bezeichnet. Sie zeichneten sich in der Vergangenheit durch ihre höhere Haltbarkeit – also ihre besseren Lagereigenschaften – aus, was auch damit zusammenhängt, dass für untergäriges Brauen niedrigere Temperaturen benötigt werden.

Zu den Lagerbieren zählen das →Helle und →Dunkle, das →Pils- und →Bockbier, →Exportbiere und zahlreiche andere Gerstensäfte, die sich in Geschmack, Farbton, Brauzutaten und Alkoholgehalt stark unterscheiden können.

Das Lieblingsbier der Deutschen? Pils, sagt die Statistik.
Das Lieblingsbier der Deutschen? Pils, sagt die Statistik. (Foto: Shutterstock/Peshkova)

Pils – die beliebteste Biersorte

Pils, Pilsener Bier oder – ganz ausführlich – Bier nach Pilsner Brauart ist das Lieblingsbier der Deutschen (vor dem Weizen- bzw. Weißbier). Es wird untergärig aus hellem Malz gebraut und ist stärker gehopft als seine näheren Verwandten.

Den Namen hat das Bier von der tschechischen Bierhauptstadt Pilsen. Der höhere Hopfengehalt verleiht dem Pils seine bittere Note, die in der Werbung mit Umschreibungen wie "friesisch herb" oder "erfrischend anders" aufgenommen wird.

50 Pilsbiere bei ÖKO-TEST

Wir haben im Jahr 2022 Pilsbiere getestet – darunter alle bekannten Marken zwischen Beck's und Warsteiner. Kritik gab's für Keimbelastungen, Fehlnoten im Geschmack und Spuren des Spritzgifts Glyphosat, das sich in vielen Bieren fand. Alle Test-Ergebnisse sind hier gratis abrufbar:

Radler & Co.

Radler ist das Biermischgetränk: →Helles oder →Pils wird mit Zitronenlimo gemischt – oder mit Mineralwasser, dann heißt es saures Radler. Im Norden nennt man es bekanntlich Alster. Verwandte sind der Russ oder Russ'n (Weizen/Limo), Diesel oder Cola-Weiße (Bier/Cola), Potsdamer (Pils/rote Fassbrause), Krefelder (Alt/Cola), die Berliner Weiße mit Schuss (Berliner Weißbier mit Fruchtsirup) und viele andere, teilweise nur regional bekannte Biermischgetränke.

Radler im Test

2020 haben wir zuletzt Radler-Marken getestet. Hier fiel das Urteil durchwachsener aus als beim Pilsbier: Nur rund ein Drittel war empfehlenswert, viele andere Fertig-Radler schnitten nur mittelmäßig ab – unter anderem, weil sie zu viel Zucker enthielten. Klicken Sie auf den folgenden Kasten, um mehr über unseren Radler-Test zu erfahren:

Rauchbier

Rauchbier wird im Gegensatz zu anderen Bieren mit Rauchmalz gebraut. Es wird – daher der Name – in (Holz-)Rauch getrocknet, während Braumalz normalerweise nur mit heißer Luft gedörrt wird (das sogenannte Darren). Der Geschmack des entstehenden Bieres, das normalerweise dunkel und untergärig gebraut wird, ist entsprechend ungewohnt (bis gewöhnungsbedürftig), sodass Rauchbier seinen Ruf als Spezialität zu Recht genießt. Das wohl bekannteste Rauchbier ist das Bamberger "Schlenkerla".

Starkbier

Der Begriff Starkbier bezieht sich nicht, wie man denken könnte, auf den Alkoholgehalt, sondern auf gesetzliche Vorschriften für Biere, die einen Stammwürzegehalt von über 16 Grad aufweisen.

Da die Stammwürze aber zugleich der wichtigste Faktor für Alkoholgehalt und Nährwert des späteren Biers ist, kann man davon ausgehen, dass man mit einem Starkbier auch zugleich ein 'starkes' Bier erhält. Das nicht nur voll und schwer schmeckt, sondern auch einen Alkoholgehalt von über sechs Prozent aufweist. Das hierzulande bekannteste Starkbier ist das →Bockbier.

Weizen – die zweitbeliebteste Biersorte

Weizen- oder Weißbier (die den gleichen Wortursprung haben) ist ein obergäriges Bier, das mindestens zur Hälfte aus Weizenmalz gebraut wird. Klassische Weizen ist weder besonders bitter, besonders malzig noch besonders stark. Stattdessen kann man Gewürz- und Fruchtnoten herausschmecken, manche erinnert der Geschmack sogar an Banane.

Weizen hält außerdem den Schaum länger stabil und hat eine etwas cremigere Konsistenz als Biere, die mit einem höheren Gerstenanteil gebraut werden. Das zweitliebste Bier der Deutschen stammt aus Bayern und wird traditionell naturtrüb oder auch als gefiltertes, klares Kristallweizen getrunken.

Zwickel

Zwickelbier, auch Kellerbier genannt, ist ein untergäriges und ungefiltertes, also naturtrübes Bier, das nicht länger gelagert, sondern direkt abgefüllt oder ausgeschenkt wird. Es schmeckt süffiger und vollmundiger als gefiltertes →Helles, ist aber nicht so lange haltbar.

Da die Schweb- und Trubstoffe im Bier verbleiben, ist es, was die Ernährung betrifft, gesünder als gefiltertes Bier – sofern man Bier als gesund bezeichnen möchte. Der Name Kellerbier geht darauf zurück, dass das Bier direkt und ungefiltert aus den kühlen Lagerkellern in die Flaschen oder Krüge kam.

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