Die Nachfrage nach Lachs übersteigt das Angebot, Räucherlachs gilt bei uns nicht mehr wie früher als Luxusprodukt, sondern ist inzwischen mit fast jedem Haushaltsbudget zu haben. Der Lachs, den es hierzulande zu kaufen gibt, stammt hauptsächlich aus großen Fischfarmen in Norwegen. Die Lachse leben in riesigen Meeresgehegen, auf der Packung im Supermarkt als Aquakultur deklariert. Diese Form der Massentierhaltung unter Wasser bringt ein großes Problem mit sich: Parasiten können sich ungehindert ausbreiten. Momentan macht den Lachszüchtern vor allem die Lachslaus zu schaffen.
Die großen Zuchtfarmen sind wahre Brutstätten für die Läuse. Und mit der Ausweitung der Aquakultur, wie sie momentan in Norwegen Praxis ist, wächst das Problem des Lachslausbefalls. Laut Norwegian Seafood Council, einer Vertretung der lokalen Fischindustrie, starben im Jahr 2016 circa 53 Millionen Tiere an den Parasiten.
Lachse sind durch Lachslaus bedroht
Die Lachslaus ist eigentlich ein kleiner Krebs, wenige Millimeter klein, der sich schnell vermehrt. Die Lachslaus saugt sich am Kopf oder After des Lachses fest und frisst sich dann immer tiefer. Die offenen Wunden machen den Fisch anfällig für Infektionen, viele der Fische sterben dadurch qualvoll. Der Parasit ist nicht nur für Zuchtlachse eine Gefahr, sondern auch für die Wildlachse. Wenn ein kranker Zuchtlachs entkommt, überträgt er die Läuse auf die wildlebenden Lachse im offenen Meer. In manchen Regionen ist der Wildlachs bereits verschwunden.
Läuse auch in ASC-Lachs
Auch in zertifiziertem Lachs mit ASC-Siegel wurden Lachsläuse gefunden. SeaChoice, ein Zusammenschluss renommierter Umwelt- und Meeresschutzorganisationen, hat Prüfberichte von 257 Lachsfarmen unter die Lupe und dabei in den vergangenen vier Jahren 3.726 Verstöße gegen den ASC Salmon Standard gezählt. "Der Befall mit Seeläusen, ein häufiges Problem in Aquafarmen, lag zum Teil um das 149-Fache über dem ASC-Standard", berichtet Geo.de. Das türkisfarbene ASC-Label steht für "verantwortungsvolle Fischzuchten" und wird mittlerweile von elf Prozent der Lachsfarmen weltweit verwendet. Nach den Niederlanden ist Deutschland der weltweit größte Markt für Produkte mit dem ASC-Siegel. (Quelle: geo.de)
Putzerfisch ist natürlicher Feind der Lachslaus
Gegen die Lachslaus gibt es zwar chemische Behandlungsmöglichkeiten, gegen diese werden die Läuse aber schnell immun. Deshalb setzen immer mehr Betriebe auf biologische Methoden: Putzerfische. Sie leben mit den Lachsen zusammen und haben die Aufgabe, die Läuse von der Haut der Lachs zu fressen. Die kleinen Putzerfische haben eine hohe Sterblichkeit, denn ihre Bedürfnisse an die Lebensbedingungen unterscheiden sich erheblich von denen der Lachse.
Zum Teil werden die Lachse mit einem harten Wasserstrahl abgeduscht, um die Läuse zu entfernen. Um das Problem der Lachslaus in den Griff zu bekommen, testen Züchter auch neue Farmformen, in die die Parasiten nicht so leicht eindringen können.
Für Wildlachse gibt es keinerlei Schutz vor den Parasiten: Sie können nicht mit Chemie behandelt werden, und auch die biologische Abwehr in Form von Putzerfischen ist im offenen Gewässer nicht möglich.
Läuse sind für den Menschen ungefährlich
Vor Läusen auf seinem Räucherlachs oder dem frischen Fisch muss sich der Kunde im Supermarkt nicht fürchten, diese werden spätestens beim Entschuppen entfernt. Der Kunde bekommt die Laus nur in Form eines gestiegenen Lachspreises zu spüren: Durch die Lachslaus ist die Lachsproduktion eingebrochen. Zudem ist die Bekämpfung des Parasiten aufwändig und teuer.
Welchen Lachs kann man unbesorgt essen?
Der nachhaltigste Atlantische Lachs stammt laut WWF aus Bioaquakultur in Europa. Beim Pazifischen Lachs ist Wildfang mit MSC-Siegel empfehlenswert. Auch Lachs, der mit Ringwaden, Stellnetzen und Schleppangeln im Nordostpazifik gefangen wurde, ist eine gute Wahl.
Titelthema bei ÖKO-TEST im Dezember 2018: Guter Lachs, schlechter Lachs
Räucherlachs, gerollt mit Meerrettichfüllung, flach auf die Toastbrotscheibe gelegt: Für viele gehört der fette Fisch, reich an Omega-3-Fettsäuren, zu den Weihnachtstagen dazu. Und weil er für viele Menschen an vielen Orten und zu vielen Zeiten dazugehört, werden Lachse nicht nur in der Wildnis gefangen, sondern auch gezüchtet. Und zur Fischzucht gehören: nicht artgerechte Haltung, Antibiotikaeinsatz, Schadstoffe im Futter. Im Test: 20 Räucherlachs-Marken. Stecken Parasiten im Wildlachs, steckt giftiges Ethoxyquin im Zuchtlachs? Die Geschichte dahinter: Was fressen die Tiere? Erhalten sie Antibiotika? Gelangt Kot in nahe Gewässer? Sie lesen, was uns die Anbieter antworteten. Die Reportage: Wie nachhaltig sind Aquakulturen? ÖKO-TEST besucht einen Bio-Karpfen-Züchter. Die Dezember-Ausgabe erscheint Ende November und kann hier als ePaper vorbestellt werden.
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Quelle: www.seachoice.de