Die Deutschen lieben Limonaden, Energy-Drinks und Saftschorlen: Im Schnitt konsumieren wir pro Kopf und Jahr mehr als 80 Liter zuckergesüßte Getränke. Nicht jedem ist aber bewusst, dass Limonaden und häufig auch Saftschorlen wahre Zuckerbomben sind.
Foodwatch hat in ihrer umfassenden Marktstudie 600 Erfrischungsgetränke unter die Lupe genommen – unter anderem Limonaden, Cola-Getränke, Saftschorlen, Eistees und Energy Drinks, die im Sortiment der drei größten Handelsketten Edeka, Rewe und Lidl im Regal stehen. Im Durchschnitt enthält jedes dieser Getränke 7,3 Prozent Zucker pro 100 Milliliter. Wer also nur ein kleines Glas mit 250 Milliliter trinkt, hat schon sechs Stück Würfelzucker zu sich genommen. Und ist dabei nicht mal satt geworden.
345 von den insgesamt 600 untersuchten Getränken enthalten mehr als fünf Gramm Zucker je 100 Milliliter. Der höchste Zuckergehalt ist in den bei Kindern und Jugendlichen beliebten Energydrinks enthalten (durchschnittlich 8,2 Gramm Zucker pro 100 Milliliter).
Erfrischungsgetränke, die weder Zucker noch Süßstoffe enthalten, sind in deutschen Getränkemärkten kaum im Angebot, kritisiert die Organisation foodwatch.
Großbritanniens Zuckersteuer wirkt
Foodwatch fordert jetzt für Deutschland eine „Limo-Steuer“ wie es sie in Großbritannien seit April dieses Jahres gibt. Enthält ein Getränk mehr als fünf Gramm pro 100 Milliliter, wird dort eine extra Steuer erhoben. Bei Getränken, die mehr als acht Gramm enthalten, liegt die Steuer nochmals höher.
Die Steuer hat die Hersteller veranlasst, den Zuckergehalt zu reduzieren. Sogar der Marktriese Coca-Cola geht in mit gutem Beispiel voran: In Großbritannien enthält Fanta nur noch 4,6 Gramm Zucker (davor 6,9 Gramm), Sprite 3,3 Gramm (davor 6,6 Gramm). Allerdings wurden den Getränken im Gegenzug kalorienfreie Süßungsmittel zugesetzt. In Deutschland kommen Fanta und Sprite noch immer auf mehr als 9 Gramm Zucker pro 100 Milliliter.
Die Bundesregierung lehnt bislang eine Zuckersteuer vehement ab, Ernährungsministerin Julia Klöckner setzt auf freiwillige Vereinbarungen mit der Lebensmittelindustrie. Bislang ohne Ergebnis: Im Vergleich zum Einkaufstest von Foodwatch von vor zwei Jahren haben sich die Werte kaum geändert. „Unsere Marktstudie beweist: Coca-Cola und Co. haben in Deutschland kaum Anreize, den Zuckergehalt in ihren Getränken zu senken. Der Kuschelkurs von Ernährungsministerin Julia Klöckner, die Lebensmittelindustrie freiwillig zu einer Zuckerreduktion zu bewegen, ist zum Scheitern verurteilt. Wenn es Frau Klöckner ernst meint mit der Förderung gesunder Ernährung, muss sie eine Limo-Steuer nach britischem Vorbild auf den Weg bringen, die sowohl zucker- als auch süßstoffgesüßte Getränke umfasst.“
Zucker macht krank
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, täglich nicht mehr als 25 Gramm Zucker zu konsumieren. Laut der WHO gelten zuckergesüßte Getränke als „eine der Hauptursachen“ für die Entstehung von Fettleibigkeit und Typ-2-Diabetes.
Der Mediziner Prof. Dr. Andreas Pfeiffer von der Berliner Charité erklärt: „Zucker liefert nicht nur ‚leere Kalorien‘ ohne Mineralien und Mikronährstoffe, sondern trägt unmittelbar zur Entstehung einer Fettleber und Insulinresistenz bei. Kinder nehmen relativ zum Körpergewicht noch mehr Zucker mit Limonaden auf als Erwachsene. Die Zuckerreduktion ist nach weltweiter Erfahrung nur durch gesetzliche Maßnahmen erfolgreich.“
Lebensmittel mit verstecktem Zucker
Aber nicht nur Getränke enthalten zu viel Zucker. Wir haben 26 Lebensmittel mit verstecktem Zucker untersucht und entlarven die Tricks.
Selbst bei Kinderlebensmitteln schaut es nicht besser aus. Die Mahlzeiten für die ganz Kleinen sind oft mit Vitaminen angereichert und mit Werbeversprechen aufgemotzt. Sie sollen gesund wirken, in Wahrheit enthalten viele aber jede Menge Kinderlebensmittel versteckten Zucker.
(Foto: Foodwatch)