Anders als Trinkwasser wird "natürliches Mineralwasser" immer aus natürlichen oder künstlich erschlossenen Quellen gewonnen und direkt am Quellort in Flaschen gefüllt. Letztlich ist Mineralwasser Regenwasser, das über lange Zeit durch kleine Risse und Spalten im Erdboden in die Tiefe gesickert ist und dabei von verschiedenen Gesteinsschichten und Mikroorganismen gereinigt und mit Mineralstoffen angereichert wurde.
1. Mineralwasser: Reinheit und Typen
Seine Qualität regelt die Mineral- und Tafelwasser-Verordnung. Danach muss natürliches Mineralwasser "von ursprünglicher Reinheit" sein und "Mineralien, Spurenelemente oder sonstige für die Ernährung zuträgliche Bestandteile enthalten", so die Verordnung.
Mit der Reinheit ist das allerdings so eine Sache: "Natürliches Mineralwasser" muss nicht gänzlich rein sein, solange der Verbraucher keinen Schaden nimmt. Das hat der Verwaltungsgerichtshof (VGH) Baden-Württemberg im Juni 2013 entschieden. Ein Sprudel darf demnach Abbauprodukte von Pflanzenschutzmitteln enthalten. Damit kassierten die Richter eine Entscheidung des Landes Baden-Württemberg, das fünf Mineralquellen schließen wollte. Der Grund waren sogenannte Pestizidmetaboliten – eben Abbauprodukte von Pflanzenschutzmitteln – im Mineralwasser. Der Verwaltungsgerichtshof urteilte anders als das Land. Der Orientierungswert von 0,05 Mikrogramm pro Liter dürfe nur für die Ursprungssubstanzen, nicht für deren Metaboliten, herangezogen werden.
Mineralwasser-Test: Einige Marken nicht empfehlenswert
ÖKO-TEST ist in dieser Hinsicht strenger. Auch in unserem großen Mineralwasser-Test werten wir Pestizid-Reste zu Ihrem Schutz als Verbraucher vorbeugend ab. Etwa die Hälfte der insgesamt 100 getesteten Mineralwässer können wir mit "sehr gut" empfehlen. Vier Medium-Mineralwässern fielen jedoch negativ auf.
Ob rein oder fast rein: Wenigstens über den Geschmack der über 500 Mineralwässer, die in Deutschland verkauft werden, muss sich keiner vor Gericht streiten. Der variiert mit der Zusammensetzung. Grob sortiert lassen sich drei Wassertypen unterscheiden:
- Chloridwasser ist meist reich an Natrium (Salz), denn es stammt aus Quellen, die durch unterirdische Salzvorkommen geflossen sind.
- Sulfatwasser entsteht in besonders gipshaltigen Böden. Je nach Sulfatkonzentration schmeckt es süßlich bis leicht bitter.
- Hydrogencarbonat-Wasser schmeckt eher neutral und wird aus kalkhaltigen Gesteinsschichten gewonnen.
Anders als Trinkwasser, das meist umfangreich aufbereitet wird, dürfen Hersteller "natürliches Mineralwasser" kaum behandeln. Sie dürfen lediglich Eisen-, Mangan- und Schwefelverbindungen herausziehen, um unangenehmen Geruch oder Flockenbildung zu vermeiden. Auch Fluorid dürfen die Abfüller reduzieren. Und natürlich dürfen sie auch Kohlensäure zusetzen oder auch entziehen.
2. Bio-Mineralwasser: Siegel und Rechtstreitigkeiten
Obwohl Anbieter "natürliches Mineralwasser" nicht in vielen Arbeitsschritten produzieren, sondern nur nahezu unverändert abfüllen, bieten einige Firmen inzwischen auch sogenanntes Bio-Mineralwasser an.
Das dazugehörige Siegel fällt nicht unter die EU-Öko-Verordnung, sondern wird von dem Qualitätsgemeinschaft Bio-Mineralwasser e.V. vergeben. Hersteller, die sich beispielsweise strengeren Grenzwerten für Schadstoffe verpflichten, aktiven Wasserschutz etwa durch Ökolandbauförderung betreiben und bei der Abfüllung nachhaltige oder soziale Standards einhalten, dürfen es führen. Die so ausgezeichneten "Bio"-Wässer müssen außerdem nahezu frei von bestimmten Arzneimittelrückständen und Pestizidabbauprodukten sein.
Neben diesem Bio-Siegel gibt es derzeit ein weiteres privatrechtliches Siegel auf dem Mineralwassermarkt: das Siegel "Premiumwasser in Bio-Qualität" des SGS Fresenius Institut. Auch dieses Siegel erfordert Kriterien zur Produktqualität sowie zur sozialen und ökologischen Nachhaltigkeit.
Die Verbraucherschützer der Verbraucherzentrale Hamburg fordern jedoch ein einheitliches Bio-Siegel für Mineralwasser, mit einheitlichen staatlichen Mindestkriterien und Kontrollen. Denn Untersuchungen der Verbraucherzentrale ergaben, dass zwei Anbieter zwei jeweils identische Produkte anboten; ein günstigeres ohne Bio-Siegel und ein teureres Wasser mit Bio-Siegel. Die Quelle und die Mineralstoffzusammensetzung der beiden Wasser waren jedoch völlig gleich. Das Bio-Wasser wurde lediglich teurer verkauft.
Anfang 2021 hat sich die NDR-Verbrauchersendung "Markt" auch in einem kurzen Clip (3 min.) mit dem Thema Bio-Mineralwasser beschäftigt (verfügbar bis 22. Februar 2022).
Bio-Wasser: Mehrere Siegel, aber kaum Aussagekraft
Als das erste Bio-Mineralwasser von der Firma Neumarkter Lammsbräu auf den Markt kam, sorgte es für reichlich Diskussion. Die Zentrale zur Bekämpfung unlauteren Wettbewerbs reichte Klage ein. Der Bundesgerichtshof urteilte Ende 2012 zugunsten des Unternehmens: Die Verwendung der Bezeichnung "Bio-Mineralwasser" stelle keine irreführende Werbung mit einer Selbstverständlichkeit dar, wenn sich das fragliche Mineralwasser von anderen Mineralwässern dadurch abhebe, dass der Anteil an Rückständen und Schadstoffen besonders niedrig sei, so die Richter.
Einige Konkurrenten und Kritiker von damals profitieren inzwischen selbst von einer solchen Auslobung: Hassia beispielsweise bietet Mineralwässer mit einem Fresenius-Label als "Premiummineralwasser in Bio-Qualität" an. Auch dieses Siegel fordert, dass die Wässer nahezu frei von Pestizidabbauprodukten und Arzneimittelrückständen sein müssen. Sogar Volvic (Danone) trägt inzwischen das Fresenius-Siegel, wogegen wiederum Lammsbräu im vergangenem Jahr gerichtlich vorging.
Der Kampf um den Bio-Begriff bei Mineralwasser ist also keineswegs entschieden und, wenn es nur um die aktuelle Reinheit geht, vielleicht auch gar nicht so wichtig. Denn auch viele Wässer ohne Bio-Siegel sind frei von Verunreinigungen aus Landwirtschaft und Medizin. Das zeigte ÖKO-TEST immer wieder.
3. Tafelwasser: Leitungswasser mit Mineralien
Tafelwasser darf aus verschiedenen Wässern zusammengemischt sein. Es ist einfach Trinkwasser, das Anbieter mit weiteren Zutaten anreichern dürfen, etwa mit Meerwasser oder Mineralien.
Cafés und Restaurants brauchen es – anders als Mineralwasser – nicht in der Flasche servieren und es kommt deshalb auch oft in Karaffen auf den Tisch.
4. Heilwasser: Anspruch, Beschwerden zu lindern
Anders als Mineralwässer gelten Heilwässer nicht als Lebensmittel, sondern als Arzneimittel. Immerhin haben sie ja den Anspruch, bestimmte Beschwerden zu heilen, zu lindern oder ihnen vorzubeugen. Deshalb müssen Heilwässer gegenüber dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) ihre therapeutische Wirkung unter Beweis stellen.
Klassische Anwendungsgebiete sind Magen-Darm-Erkrankungen, chronische Nieren- und Harnwegsentzündungen, Mineralstoffmangel und Stoffwechselerkrankungen.
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