Die Infiziertenzahlen steigen zwar langsamer, aber immer noch täglich an, bundesweit gilt die Maskenpflicht – die Corona-Krise ist noch nicht überstanden. Dennoch haben Bund und Länder einige Lockerungen der Coronamaßnahmen beschlossen. Geschäfte, Schulen und Restaurants öffnen Schritt für Schritt.
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In den meisten Lebensmittelgeschäften sind auch die Regale gut gefüllt, Berichte über Hamsterkäufe werden deutlich seltener. Die Maskenpflicht sowie ausreichend Abstand zu halten, gilt auch beim Einkaufen.
Drohen Versorgungsengpässe bei Lebensmitteln?
Sind dennoch Engpässe bei bestimmten Produkten zu erwarten? Kann beispielsweise Saisongemüse wie Spargel rechtzeitig geerntet werden oder fällt die Ernte dieses Jahr geringer aus und Spargel wird sehr teuer? Und bei welchen anderen Gemüse- und Obstsorten drohen Preissteigerungen?
Die gute Nachricht: Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) teilte mit, die Versorgung mit Lebensmitteln sei gesichert. Die Welt zitiert dazu Agrarökonom Achim Spiller: "Bei Grundnahrungsmitteln wie Getreide und Zucker haben wir einen hohen Selbstversorgungsgrad, die Ernte erfolgt maschinell – ich kann mir nicht vorstellen, dass es hier zu Schwierigkeiten kommt."
Um Lebensmittelknappheit zu vermeiden, rief das BMEL deshalb die Aktion #KaufNurWasDuBrauchst gegen Hamsterkäufe ins Leben. "Jeder Hamsterkauf facht die Angst vor der Krise weiter an. Jedes unnötig leere Regal schürt Panik – und hat zur Folge, dass der oder die nächste beim nächsten Mal auch zu viel kauft", so das Ministerium.
Wird Gemüse dieses Jahr teurer?
Die Erträge bei arbeitsintensiven Kulturen wie Spargel und Erdbeeren könnten aufgrund der fehlenden erfahrenen Arbeitskräfte in diesem Jahr geringer ausfallen. Zwischen 1. und 19. April waren die Spargelpreise bereits 38 Prozent höher als im Vorjahr.
Aufgrund der Restaurantschließungen fehlen jedoch wichtige Abnehmer für Spargel, Salat und anderes Gemüse. Die möglicherweise geringeren Ernteerträge müssen also nicht zwangsläufig zu dauerhaft höheren Verbraucherpreisen führen. Laut Agrarmarkt Informationsgesellschaft (AMI) waren Erdbeeren und Himbeeren im April sogar ein klein wenig günstiger als im Vorjahr.
Laut AMI sind Obst und Gemüse aber generell teuerer geworden. Zucchini, Brokkoli, Blumenkohl und Paprika stechen besonders hervor. Zucchini kostet jetzt fast das Doppelte: Das Gemüse verzeichnet 92% Preissteigerung im Vergleich zum Vorjahr.
Spargel & Co.: Erntehelfer und Saisonarbeitskräfte fehlen
Beim Obst- und Gemüseanbau ist jetzt die entscheidende Pflanz- und Erntezeit, beispielsweise für Salat oder Spargel. Durch Grenzschließungen und das bis vor Kurzem bestehende Einreiseverbot für Erntehelfer gelangten viele benötigte Arbeitskräfte aus Osteuropa, vor allem aus Polen und Rumänien, aber nicht nach Deutschland.
Das neue Konzept des BMEL und des Bundesinnenministers erlaubt im April und Mai jeweils bis zu 40.000 Erntehelfern die Einreise nach Deutschland. Umfänglich kann diese Maßnahme die fehlenden Arbeitskräfte jedoch nicht ausgleichen.
Um den Ausfall der Arbeitskräfte zu kompensieren, wurden deshalb weitere Lösungen gefunden:
- Die Bundesregierung verabschiedete ein Corona-Hilfspaket, das unter anderem die Ausweitung der Arbeitszeit für Saisonarbeitskräfte vorsieht. Statt wie bisher 70 Tage dürfen Saisonarbeiter nun 115 Tage sozialversicherungsfrei in Deutschland arbeiten. Dadurch können die ausländischen Arbeitskräfte, die bereits in Deutschland sind, länger bei der Ernte helfen als geplant.
- Der Deutsche Bauernverband e. V. (DBV) verweist auf die Plattform saisonarbeit-in-deutschland.de, auf der Arbeitgeber derzeit kostenfrei Gesuche für Saisonarbeitskräfte und Erntehelfer einstellen können.
- Die Online-Plattform daslandhilft.de wurde vom BMEL gemeinsam mit dem Bundesverband der Maschinenringe e.V. ins Leben gerufen. Die Plattform soll den Kontakt zwischen Landwirten und Bürgern herstellen, deren bisheriger Erwerb aufgrund der Corona-Krise weggefallen ist. Diese Bürger werden für Pflanz- und Erntearbeiten in der Landwirtschaft vermittelt. Laut Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Glöckner meldeten sich über 42.000 Menschen – benötigt würden aber rund 300.000 Helfer.
Fazit: Reibungslos läuft die Spargelernte in diesem Jahr nicht ab, aber bereits vergangenes Jahr beklagte die Branche fehlende Saisonarbeiter. Mut machen Erfolgsmeldungen wie die aus Nordrhein-Westfalen – dort haben sich bereits Tausende freiwillige Helfer für die Spargelernte gemeldet.