Coronavirus in Schlachthöfen: Was bedeutet das für unseren Fleischkonsum?

Autor: Benita Wintermantel | Kategorie: Essen und Trinken | 30.06.2020

Corona-Ausbruch in Schlachthöfen
Foto: CC0 Public Domain / Pixabay / Jai79

Erst Tönnies, dann Wiesenhof – immer mehr Schlachthöfe geraten derzeit mit hohen Corona-Infektionszahlen in die Schlagzeilen. Viele Verbraucher fragen sich, ob von dem Fleisch eine Infektionsgefahr ausgeht und wie sie an der Verpackung erkennen, von welchem Schlachthof das Fleisch stammt.

In der Fleischindustrie häufen sich die Coronafälle: Bei Tönnies in Nordrhein-Westfalen sind es inzwischen über 1.500, bei einer Wiesenhof-Schlachterei in Niedersachsen 45 Infektionen. Da stellt sich vielen Verbrauchern die Frage: Kann ich mich über Tönnies-Fleisch mit dem Coronavirus infizieren? Und wie kann ich das Billig-Fleisch der betroffenen Schlachthöfe meiden?

Coronavirus: Kann man sich über Fleisch anstecken?

Meist werden die Coronaviren über Tröpfcheninfektion übertragen. Auch Schmierinfektionen über die Hände sind eine Möglichkeit, sich mit dem Coronavirus anzustecken. Bislang gibt es keinen nachgewiesenen Fall, beim dem sich Menschen über kontaminierte Lebensmittel infiziert haben, so das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR).

Auch die Verbraucherzentrale gibt Entwarnung: "Es gibt keine Hinweise auf Infektionen von Menschen mit dem neuartigen Coronavirus durch den Verzehr von kontaminierten Lebensmitteln."

Im Hinblick auf eine mögliche Infektion mit Coronaviren kann Fleisch wohl bedenkenlos verzehrt werden.

>> Lesen Sie auch: Coronavirus erkennen: Das sind die typischen Anzeichen und Coronavirus vorbeugen: So schützen Sie sich vor dem Coronavirus.

Kennzeichnung für Billig-Fleisch

Ein Nebeneffekt des massenhaften Corona-Ausbruchs: Ganz Deutschland blickt auf eine Branche, bei der sonst eher weggeschaut wird. Die Berichterstattung in den Medien macht deutlich, unter welchen Bedingungen die Menschen dort arbeiten: Überlange Arbeitszeiten, Niedriglöhne und überfüllte Sammelunterkünfte scheinen dort an der Tagesordnung zu sein.  Immer wieder hat auch ÖKO-TEST die Missstände in den Schlachtbetrieben angeprangert.

Und auch die Bedingungen, unter denen Tiere in dem industrialisierten System der Fleischindustrie gehalten und geschlachtet werden, werden derzeit wieder diskutiert. Tierschutzverbände und Politiker fordern eine Kennzeichnungspflicht von Billig-Fleisch und ein einheitliches Tierwohl-Siegel.

Auch Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) spricht sich mittlerweile für eine Tierwohlabgabe aus, mit der bessere Bedingungen für die Tiere finanziert werden sollen. Auf dem "Fleischgipfel" schlug die Ministerin einen Aufpreis von 40 Cent je Kilo Fleisch im Handel vor. Mehr Tierwohl sei nur möglich, wenn die Bereitschaft steige, mehr für Fleisch zu bezahlen, so Klöckner.

Für mehr Tierwohl muss der Preis für Fleisch und andere tierische Produkte steigen.
Für mehr Tierwohl muss der Preis für Fleisch und andere tierische Produkte steigen. (Foto: CC0 Public Domain / Pixabay / Karamo)

Tönnies: Deutschlands größter Schlachtbetrieb

Tönnies ist das größte Schlachtunternehmen in Deutschland und hat einen Marktanteil von 30 Prozent.

Hinter diesen Marken verbirgt sich Fleisch aus dem Tönnies-Konzern:

  • Tillmann’s
  • Landjunker – Eigenmarke von Lidl
  • Meine Metzgerei – Eigenmarke von Aldi Süd
  • Zur Mühlen Gruppe

Die "Zur Mühlen Gruppe" wiederum verkauft Wurst über verschiedene Firmen:

  • Gutfried
  • Zimbo
  • Hareico
  • Marten
  • Lutz
  • Weimarer
  • Dölling
  • Astro
  • Redlefsen
  • Schulte
  • Könecke
  • Jensen’s
  • Heine’s
  • Zerbster Original
  • Plumrose
  • Naumburger
  • Wilx
  • Vevia

Woher kommt das Fleisch?

Wenn Sie wissen möchten, aus welchem Schlachthof das Fleisch im Supermarkt oder im Discounter herkommt, finden Sie auf den Fleischverpackungen Hinweise über das ovale Identitätskennzeichen.

Das ovale schwarz-weiße Kennzeichen enthält eine 5-teilige Nummer.
Das ovale schwarz-weiße Kennzeichen enthält eine 5-teilige Nummer. (Foto: BVL)

Die 5-stellige Zulassungsnummer können Sie bei der Datenbank des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) eingeben, Sie erhalten dann Informationen über den Schlacht- und Zerlegebetrieb. "Ein Rückschluss auf den Ursprung des Fleischs, also wo die Tiere gemästet wurden, ist nicht möglich", erklärt die Verbraucherzentrale.

Wie erkenne ich Fleisch von Tönnies? 

Laut der Verbraucherzentrale Niedersachsen deuten diese Kennzeichen auf Fleisch aus dem Tönnies-Unternehmen mit Standort Rheda-Wiedenbrück in Nordrhein-Westfalen hin:

  • NW 20202
  • NW 20045
  • NW 20028

Putenfleisch, das im Schlachtbetrieb Wildeshausen verarbeitet wurde, trägt diese Nummer:

  • NI 10321

Tipps für den Fleischkauf 

  • Bei Fleisch gilt: Weniger ist mehr! Reduzieren Sie Ihren Fleisch- und Wurstverbrauch, und versorgen Sie sich über regionale kleine Schlachtbetriebe.
  • Dumpingpreise beim Fleischkauf gehen zu Lasten des Tierwohls. Geben Sie deshalb für gutes Fleisch etwas mehr Geld aus, und kaufen Sie Bio-Fleisch, am besten von Demeter, Naturland oder Bio.
  • Fleisch vor dem Verzehr grundsätzlich gut erhitzen – auch zum Schutz vor anderen Krankheitserregern.

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