Flavanole in Bitterschokolade: Helfen sie, einem Herzinfarkt vorzubeugen?

Autor: Hannah Pompalla | Kategorie: Essen und Trinken | 11.12.2024

Kann Bitterschokolade einen Herzinfarkt oder Schlaganfall verhindern?
Foto: Ahmet Misirligul/Shutterstock

Studien zeigen: Lebensmittel mit hohem Kakaoanteil – also auch Zartbitterschokolade – wirken sich positiv auf die Gefäßgesundheit aus. Aber kann dunkle Schokolade damit auch einem Herzinfarkt oder Schlaganfall vorbeugen? Wir haben bei einer Professorin für Humanernährung nachgefragt.

Bitterschokolade gilt als gesünder als helle Sorten. Der Hauptgrund: Sie hat einen höheren Anteil an Kakao als hellere Sorten. Dadurch enthält Zartbitterschokolade mehr Flavanole – sekundäre Pflanzenstoffe, die zur Gruppe der Flavonoide gehören und denen gesundheitsförderliche Wirkungen zugeschrieben werden.

"Aus zahlreichen Studien am Menschen ist bekannt, dass sich Lebensmittel mit einem hohen Kakaoanteil, also auch dunkle Schokolade, positiv auf die Gefäßgesundheit auswirken", sagt Sabine Ellinger, Professorin für Humanernährung an der Universität Bonn. Seit mehr als 15 Jahren forscht die Ernährungsexpertin zu Schokolade und deren Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System.

Konkret könnten solche Produkte mit hohem Kakaoanteil etwa den Blutdruck senken und die Durchblutung verbessern. Außerdem würden sie sich teils günstig auf den Fettstoffwechsel auswirken, da sie das "schlechte" LDL-Cholesterin senken könnten.

Kann Bitterschokolade einen Herzinfarkt verhindern?

Wenn sich dunkle Schokolade positiv auf die Gefäßgesundheit auswirkt: Kann sie damit auch das Risiko verringern, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden? "Viele Beobachtungsstudien zu hohem Kakaokonsum deuten darauf hin", sagt Professorin Ellinger. Bei dieser Studienart wird jedoch nur beobachtet und nicht aktiv eingegriffen. Beobachtungsstudien zeigen also Zusammenhänge, aber keine Ursache-Wirkungs-Beziehungen auf.

Aussagekräftiger seien "randomisierte kontrollierten Studien (RCTs)", die in der klinischen Forschung als Goldstandard gelten. Bei solchen Studien werden zwei Gruppen über einen bestimmten Zeitraum untersucht. Der "Experimentalgruppe" wird dabei regelmäßig zum Beispiel ein bestimmtes Produkt verabreicht, während die "Kontrollgruppe" dieses Produkt nicht bekommt bzw. ein Produkt ohne diesen Inhaltsstoff (Placebo).

Studie zeigt positive Effekte von Kakaoextrakt

Die Wissenschaftlerin betont, dass es bisher nur eine RTC gibt, die sich mit der Wirkung von Kakaokonsum auf die Herzgesundheit beschäftigt hat. Die Untersuchung aus dem Jahr 2022 mit rund 10.000 Erwachsenen habe gezeigt, dass die tägliche Einnahme eines Kakaoextraktes über einen Zeitraum von 3,6 Jahren das Risiko, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben, um gut 27 Prozent gesenkt hat – im Vergleich zu einer Gruppe, die einen Placebo erhielt.

Betrachte man die Anzahl an Herzinfarkten, Schlaganfällen und Todesfällen durch Herzkreislauferkrankungen insgesamt, war auch hierfür das Risiko um 16 Porzent geringer, berichtet Ellinger.

Hohe Dosis an Kakaoflavanolen notwendig

Das Studienergebnis klingt zunächst beachtlich. Der Haken ist aber: Pro Tag wurden satte 500 Milligramm Kakaoflavanole in Form eines verkapselten Extrakts verabreicht. Das ist eine sehr hohe Dosis, die sich nicht durch übliche kakaohaltige Lebensmittel erreichen lässt.

"Um 500 Milligramm Kakaoflavanole aufzunehmen, müsste man 78 bis 300 Gramm dunkle Schokolade essen. Das entspricht, je nach Kakaoanteil, fast einer ganzen Tafel bis zu drei Tafeln pro Tag", sagt Professorin Ellinger. Bei Vollmilchschokolade müssten sogar 6,5 Kilogramm an einem Tag verzehrt werden. Solche rauen Mengen sind offensichtlich alles andere als empfehlenswert. 

Was die Wirkweise von Bitterschokolade angeht, zeigt sich die Forscherin aber optimistisch: "Wer sagt, dass nicht auch eine geringere Menge Kakaoflavanole zu positiven Effekten führen?", sagt sie. Das müssten künftig weitere Untersuchungen zeigen.

Wichtig: Auch dunkle Schokolade ist noch immer eine gehaltvolle Süßware, weshalb sie nur in Maßen gegessen werden sollte. Für vertretbar hält Ernährungsexpertin Sabine Ellinger maximal 20 Gramm reine Schokolade pro Tag, sofern keine Gewichtsprobleme vorliegen. Mehr zu den positiven Effekten von Zartbitterschokolade lesen Sie hier: Bitterschokolade: Ist dunkle Schokolade wirklich gesünder?

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