Folgen des Klimawandels: Erstmals kein Eiswein in Deutschland

Autor: Benita Wintermantel | Kategorie: Essen und Trinken | 03.03.2020

Erster Winter ohne deutschen Eiswein
Foto: Deutsches Weininstitut (DWI)

Der milde Winter hat den Winzern die Hoffnung auf gefrorene Trauben zerstört: In diesem Jahr wird es erstmals keinen Eiswein aus Deutschland geben. Der fortschreitende Klimawandel könnte für den kostbaren Dessertwein sogar das endgültige Aus bedeuten.

So warm wie diesen Winter war es in der Vergangenheit überhaupt nur einmal. Der Winter 2019/20 war der zweitwärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881. Das hat einen traurigen Negativrekord zur Folge: In keinem Weingebiet in Deutschland war es kalt genug für die Eisweinlese. "Nirgendwo wurde die erforderliche Mindesttemperatur von minus sieben Grad Celsius erreicht", beschreibt Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut (DWI) die Folgen des Klimawandels auf die Weinproduktion.

Kein Eiswein ohne Frost

Die Bedingungen für die Eisweinproduktion waren schon in den letzten Jahren häufiger nicht optimal, aber es konnten zumindest punktuell gefrorene Trauben geerntet werden, aus denen die edelsüße Spezialität hergestellt wird. Sollten sich milde Winter in Deutschland häufen, wird Eiswein zur Rarität werden – oder vielleicht gar nicht mehr produziert werden können.

Immer weniger Winzer können es sich leisten, das Risiko einzugehen, auf die erforderliche Kälte zu hoffen. Wenn der nötige Frost wie in diesem Jahr ausfällt, bleibt den Winzern nur die Hoffnung, die Trauben eventuell noch für eine Beerenauslese zu verwenden. Voraussetzung dafür ist das erforderliche Mostgewicht von 120 Grad Oechsle.

Zu den guten Eisweinjahren des letzten Jahrzehnts zählen die Jahrgänge 2012 und 2015, in denen bei Temperaturen von oftmals unter minus zehn Grad sehr hochwertige und konzentrierte Weine geerntet werden konnten.

Ohne Frost kein Eiswein!
Ohne Frost kein Eiswein! (Foto: CC0 Public Domain / Pixabay / Crepessuzette)

Was ist Eiswein eigentlich?

Eiswein ist ein hochkonzentrierter, fruchtiger Weißwein mit viel Natursüße. Er gilt bei Weinliebhabern als besondere Delikatesse. Der Dessertwein ist teuer – aus gutem Grund. Die Reben, die später den Eiswein liefern sollen, müssen viele Monate liebevoll gepflegt werden.

Für die Ernte der tiefgefrorenen Beeren muss es dann richtig kalt werden: Eiswein benötigt über einige Tage hinweg Temperaturen von mindestens minus sieben Grad. Ist das der Fall, muss es schnell gehen: Die gefrorenen Trauben müssen geerntet und gekeltert werden, bevor sie wieder auftauen. Je kälter die Temperaturen, desto hochwertiger der Eiswein.

Klimawandel im Supermarkt zu spüren

Deutscher Eiswein wäre das erste Produkt, das wegen des Klimawandels aus den Supermarktregalen verschwinden könnte. Aber auch auf andere Lebensmittel könnte sich der Klimawandel in Zukunft auswirken. Kaffeebauern in Lateinamerika leiden bereits massiv unter Hitzewellen und Dürren. 

Thilo Pommerening, Klimaschutz-Experte vom WWF Deutschland, hat sich die Zukunfsszenarien für andere Produkte wie Bananen, Orangen und Haselnüsse angeschaut. Sein Fazit: "Dürre, Starkregen und die damit einhergehende Zunahme von Schädlingen führen schon heute zu Ernteausfällen in aller Welt. Das ist aber erst ein Vorgeschmack auf die Zukunft, wenn die Folgen des Klimawandels noch stärker spürbar werden."

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