Falsche Etikettierung, unerlaubte Zusätze oder der Austausch wertvoller Zutaten durch billigere Inhaltsstoffe: Food Fraud, zu Deutsch Lebensmittelbetrug, kann viele Formen annehmen. Besonders lukrativ ist der Betrug bei teuren Produkten.
Man spricht in der Regel dann von Food Fraud, wenn Lebensmittel in den Verkehr gebracht werden, die durch vorsätzliche Täuschung einen wirtschaftlichen oder finanziellen Vorteil bringen sollen (Quelle: Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit). Eine einheitliche rechtliche Definition gibt es allerdings nicht.
Food Fraud: Die am häufigsten verfälschten Lebensmittel
Laut dem Bundesamt für Risikobewertung (BfR) gibt es für Deutschland noch keine aussagekräftigen Daten zu Betrug in bestimmten Lebensmittelbranchen. Es existiert jedoch eine globale Auswertung der berichteten Fälle von Lebensmittelverfälschungen in den Jahren 1980 bis 2010, die Forscher im "Journal of Food Science" publiziert haben.
Die Autoren der Untersuchung haben eine Liste mit den 25 Zutaten erstellt, die am häufigsten Opfer von Food Fraud geworden sind. Sie weisen darauf hin, dass die "Top 7" zusammengenommen mehr als 50 Prozent der erfassten Fälle ausmachen. Dabei handelt es sich um:
- Olivenöl (167 Fälle)
- Milch (143 Fälle)
- Honig (71 Fälle)
- Safran (57 Fälle)
- Orangensaft (43 Fälle)
- Kaffee (34 Fälle)
- Apfelsaft (20 Fälle)
Zudem nennt die Publikation weitere Fälle aus anderen Datensätzen und Medienberichten. Demnach kommt Fisch zusätzlich auf 23 Fälle.
Die "Top 10" mit dem höchsten Verfälschungsrisiko
Die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) nennt eine weitere Liste, bei der die vorliegenden Daten "mit Angaben von Einzelhandels- und Branchenverbänden plausibilisiert" wurden. Diese Aufzählung überführe somit die Lebensmittel "mit dem höchsten Verfälschungsrisiko":
- Olivenöl
- Fisch
- Bio-Lebensmittel (Vermischung mit konventionell angebauten Produkten)
- Milch
- Getreide
- Honig- und Ahornsirup
- Kaffee und Tee
- Gewürze
- Wein
- Obstsäfte
Bei Olivenöl kommt es oft zu Food Fraud. Olivenöl gilt nicht umsonst als das meistgefälschte Lebensmittel Europas. Unser Olivenöl-Test hat leider bestätigt, dass Qualitätsangaben immer wieder nicht stimmen.
Food Fraud: Tricks der Lebensmittelbetrüger
Bekannte Beispiele für Food Fraud gibt es viele. Einige gängige Methoden von Lebensmittelbetrügern sind folgende:
- Falsche Etikettierung: wie falsche Herkunftsangabe, falsche Sorte oder bei Fischen falsche Spezies oder Deklaration als Aquakultur statt als Wildfang
- Streckung: etwa mit Invertzucker-Sirup oder Saccharose-Sirup bei Honig, mit Soja-, Mais-, Sonnenblumen- und Haselnuss-Öl; bei Olivenöl mit Pflanzenölen und Wasser, bei Milch, mit Pflanzenfasern, Holzspänen oder Blumenblättern bei Gewürzen
- Manipulation des Proteingehalts: zum Beispiel Beimengung von Soja-Protein in prozessierten Fischgerichten oder Zugabe von Billigeiweiß zu Rindfleisch oder Stickstoff zur Milch
Wie Sie sich vor Food Fraud schützen
Nicht jeder Lebensmittelbetrug führt zu gesundheitlichen Auswirkungen, schreibt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Dennoch treten immer wieder Betrugsfälle auf, die für Verbraucher gesundheitliche Risiken bergen – insbesondere, wenn minderwertige oder verbotene Stoffe zum Einsatz kommen. Bekannte Beispiele seien das Hinzufügen von Frostschutzmitteln zu Wein oder Sudanrot-Farbstoffen zu Gewürzen.
Für Verbraucher ist es leider kaum möglich, Food Fraud zu erkennen. Die sicherste Methode, sich vor verfälschten Lebensmitteln zu schützen, ist daher, beim Einkauf auf Qualität zu achten. Konkret heißt das:
- Kaufen Sie besser nur Olivenöle, die in unserem Test gut abgeschnitten haben und achten Sie auf Erzeuger und Herkunftsland.
- Wählen Sie Milch in Bio-Qualität, am besten von regionalen Erzeugern.
- Dasselbe gilt für Honig: Kaufen Sie diesen am besten beim lokalen Imker.
- Greifen Sie bei Orangensaft grundsätzlich zu Bio – und folgen Sie den Empfehlungen aus unserem Orangensaft-Test.
- Kaufen Sie Gewürze in Bio-Qualität, achten Sie genau auf die Inhaltsstoffe – insbesondere bei Gewürzmischen wie "Curry".
- Achten Sie bei Fisch auf Label wie "Followfish" und "MSC".
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