In Deutschland landen jedes Jahr fast 13 Millionen Tonnen Lebensmittel im Abfall. Zum Pro-Kopf-Anteil des Foodwaste (Englisch für Lebensmittelverschwendung) in Privathaushalten gab es bislang unterschiedliche Zahlen: Eine Studie der Gesellschaft für Konsumforschung kam auf mindestens 55 Kilogramm, die Universität Stuttgart sprach 2012 in einer Studie von 81,6 Kilogramm.
Jetzt liegen der Deutschen Presseagentur (dpa) neue Berechnungen der Universität Stuttgart vor, die sich auf das Jahr 2015 beziehen. Demnach werfen die Menschen in Deutschland jährlich im Schnitt 85,2 Kilogramm Essen weg. Das Ausmaß der Lebensmittelverschwendung ist demnach gegenüber der Vorgängerstudie ungefähr gleich groß geblieben.
Foodwaste: Das tut die Bundesregierung
Das Ergebnis ernüchtert, wenn man bedenkt, dass das Foodwaste-Problem derzeit eigentlicht so viel Aufmerksamkeit erfährt: Mit der Informationskampagne Zu gut für die Tonne! setzt sich das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) für die Wertschätzung und gegen das Wegwerfen von Lebensmitteln ein.
Ernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) versteht es als "gesamtgesellschaftliche Aufgabe", Lebensmittelverschwendung entgegenzusteuern. Im Februar hatte das Bundeskabinett eine von ihr vorgelegte Strategie beschlossen – mit dem Ziel, Foodwaste bis 2030 zu halbieren.
Allerdings stießen die Maßnahmen, die Landwirte, Lebensmittelverarbeiter, Groß- und Einzelhandel, Außer-Haus-Verpflegung, Gastronomie und Haushalte miteinbeziehen, auf Kritik von Umweltschützern und der Opposition – denn sie beruhten auf Freiwilligkeit und seien daher wenig verbindlich.
Lebensmittelabfälle: Auch ein Ressourcenproblem
Die Studie der Universität Stuttgart basiert auf Statistiken von Ämtern, Industrie und Handel, Auswertungen von Ernährungsstudien und stichprobenartigen Analysen der Abfälle von Küchen und Bäckereien großer Betriebe. Mehr als die Hälfte der Lebensmittelabfälle stamme aus Haushalten, fast 40 Prozent davon seien vermeidbar: Weniger einzukaufen und Essen richtig zu lagern, könnte 37,3 Kilogramm einsparen.
Studienleiter Gerold Hafner vom Institut für Siedlungswasserbau, Wassergüte- und Abfallwirtschaft zufolge ist der Foodwaste aus unseren privaten Haushalten besonders problematisch. Denn zusammen mit der Außer-Haus-Verpflegung seien die Lebensmittelabfälle hier auch unter Umwelt- und Ressourcenaspekten fatal: Die Herstellung des Essens kostet Energie – landet es im Müll, wird damit auch diese Energie verschwendet. Hafner folgert: "Bereits zubereitete Speisen haben den größten ökologischen Rucksack".
Verschwendung vermeiden: hilfreiche Tipps
Wer das Foodwaste-Problem aktiv angehen möchte, findet in unserem Artikel "So retten Sie Lebensmittel vor der Tonne" nützliche Tipps – wie Verwertungsideen für Reste oder eine Erkennungshilfe, wie lange Nahrungsmittel wirklich haltbar sind.
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Quellen:
- Studie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL).
- Zusammenfassung einer Studie der Universität Stuttgart (März 2012)
- "Zu gut für die Tonne!" – Informationsseite des BMEL
- Nationale Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung