Pro Jahr tötet die Geflügelindustrie allein in Deutschland rund 45 Millionen männliche Küken, die von Legehennenrassen stammen. Männliche Küken dieser Rassen setzen beim Mästen nicht genug Fleisch an. Aufgrund der hohen Kosten werden die männlichen Küken, die sogenannten Bruderhähne, oft nicht aufgezogen. Um die Praxis des Kükentötens zu beenden, hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) mit circa fünf Millionen Euro die Entwicklung praxistauglicher Verfahren zur Geschlechtsbestimmung im Brut-Ei gefördert.
Eier ohne Kükenschreddern kosten bei Rewe und Penny nur wenige Cent mehr
Mit dem Seleggt-Verfahren ist jetzt das erste Verfahren zur Geschlechtsbestimmung im Brut-Ei marktreif. Die ersten damit untersuchten Eier können Kunden ab November in 223 Berliner REWE- und PENNY-Märkten kaufen.
Die Eier werden ein bis zwei Cent pro Ei mehr kosten. „Ich bin davon überzeugt, dass der Mehrpreis von einigen wenigen Cent pro Packung gut investiert ist“, so Jan Kunath, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Rewe-Group.
Bereits für das kommende Jahr plant die die Rewe-Group die bundesweite Markteinführung der „respeggt-Freiland-Eier“ in allen REWE- und PENNY-Märkten. Zudem arbeitet Seleggt daran, das Verfahren bereits im kommenden Jahr in Serienreife der gesamten Branche anbieten zu können.
Seleggt ist ein Joint Venture der Rewe-Group mit einem holländischen Technologie-Unternehmen, gefördert durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL).
Seleggt-Verfahren gegen Kükenschreddern: Geschlechtsbestimmung im Brut-Ei
Dank des Seleggt-Verfahrens muss die Industrie männliche Brut-Eier nicht mehr ausbrüten – und die Küken dann töten. Denn durch ein winziges Loch in der Eierschale kann das Geschlecht des Kükens festgestellt werden. Das Küken wird dabei nicht verletzt, das kleine Loch in der Schale schließt sich von selbst wieder. Männliche Brut-Eier lassen sich so aussortieren und zu Tierfutter weiterverarbeiten. Die Bestimmungsgenauigkeit des Verfahren liegt laut Seleggt bei rund 98 Prozent.
Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner zur Marktreife von Seleggt: „Weil deutlich weniger Eier ausgebrütet werden müssen, können die eingesparten Kosten in die Technik zur Geschlechtsbestimmung im Brut-Ei investiert werden." Für Brütereien sei das Verfahren eine Alternative, die es ermöglicht, weiterhin in Deutschland zu produzieren und gleichzeitig mehr für das Tierwohl zu tun.
Ludger Breloh, Geschäftsführer von Seleggt, weiß, dass das Ende des Kükentötens auch mit Serienreife des Verfahrens noch weit entfernt ist: „Wir werden von unserer Seite mit Hochdruck daran arbeiten, das Kükentöten so schnell wie möglich branchenweit zu beenden." Er halte die Entwicklung und Förderung des Zweinutzungshuhns dennoch nach wie vor für wichtig. "Bis dahin könnte die Geschlechtsbestimmung im Brut-Ei die Brückentechnologie sein."
Für weitere Informationen: respeggt.com
Weiterlesen auf oekotest.de:
- Ei-Ersatz im Test: vier Pulver mit Rückständen von Mineralöl belastet