Frisches Obst und Gemüse: Wie klimaschädlich ist der Verzehr im Winter?

Autor: Christine Throl | Kategorie: Essen und Trinken | 23.12.2020

Der Konsum von frischem Obst und Gemüse kann problematisch für Klima und Umwelt sein, gerade im Winter.
Foto: lenetstan/Shutterstock

Unabhängig von der Saison locken Super- und Wochenmärkte das ganz Jahr über mit frischen Erdbeeren, Bananen oder Tomaten. Wie umweltschädlich ist der Verzehr von frischem Obst und Gemüse im Winter? Wir erklären, wo Sie mit halbwegs gutem Gewissen zugreifen können.

  • Die Umwelt- und Klimabilanz bei Lebensmitteln aus dem Supermarkt hängt vor allem daran, wo und wie die Produkte angebaut, transportiert und verpackt wurden.
  • Wer sich nachhaltig ernähren will, sollte auch auf den Wasser-Fußabdruck achten.
  • Tipp: Mit dem Rad oder zu Fuß einkaufen fahren statt mit dem Auto – das spart nennenswerte Mengen CO2.

Frische Erdbeeren, Himbeeren und Heidelbeeren, Äpfel und Tomaten? Das ist in den Obst- und Gemüseabteilungen der Supermärkte das ganze Jahr über längst Standard – und macht auch vor den Bio-Supermärkten nicht halt. Doch immer mehr Verbraucher stellen sich, wenn sie zugreifen, die Frage: Ist das auch gut für Umwelt und Klima?

Über die Klimabilanz von frischem Obst und Gemüse

Klar ist: Wenn Tomaten und Erdbeeren im Winter aus Deutschland oder Europa kommen, wurden sie entweder mit hohem Energieverbrauch im Gewächshaus beheizt oder über lange Strecken transportiert. Wie aber sieht das bei exotischen Früchten wie Ananas, Bananen, Mangos, Orangen und Avocados aus, die zu jeder Jahreszeit immer von weit her kommen?

Dieser Frage sind Forscher vom Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (Ifeu) nachgegangen und dabei zu teils erstaunlichen Antworten gekommen. "Bei Lebensmitteln aus dem Supermarkt hängt die Umwelt- und Klimabilanz oft weniger am Produkt, sondern eher daran, wo und wie diese Produkte angebaut, transportiert und verpackt wurden", sagt Dr. Guido Reinhardt, der die Studie Ökologische Fußabdrücke von Lebensmitteln und Gerichten in Deutschland geleitet hat.

Welche Faktoren sind entscheidend?

Das heißt: Ob eine Ananas oder ein Apfel die eigene Klimabilanz verderben oder retten, entscheiden mehrere Faktoren:

  1. Ertrag pro Fläche
  2. Anbau auf ehemaligen natürlichen und wertvollen Flächen
  3. die Art der Verpackung
  4. das Transportmittel
Klimabilanz von Obst und Gemüse: Die Transportmittel vom Produzenten bis zum Händler spielt dabei eine große Rolle.
Klimabilanz von Obst und Gemüse: Die Transportmittel vom Produzenten bis zum Händler spielt dabei eine große Rolle. (Foto: Aleksandar Malivuk/Shutterstock)

Transportmittel spielt große Rolle für Klimabilanz

So ist eine Ananas, die per Schiff nach Deutschland kommt, 25 Mal besser fürs Klima als eine Flug-Ananas – und immerhin noch dreimal besser als Ananas in Dosen. Regionale und saisonale Äpfel sowie Lageräpfel aus Deutschland sind zweimal klimafreundlicher als Äpfel aus Neuseeland. Und das trotz des vielfach höheren Ertrags pro Fläche auf neuseeländischen Apfelplantagen.

Auch exotisches Obst ist vergleichsweise klimafreundlich, sofern Unternehmen darauf verzichten, es per Flugzeug zu transportieren. So haben beispielsweise regionale Äpfel und Orangen einen etwa gleich großen CO2-Fußabdruck. Und verschiffte Ananas und Bananen setzen pro Kilogramm nur doppelt so viel von dem schädlichen Klimagas frei wie regionale Äpfel zur Saison.

Wichtig ist ansonsten auch, auf welchen Flächen das Obst und Gemüse angebaut werden: Wurden tropische Regenwälder für den Anbau gerodet oder Moor in Ackerflächen umgewandelt? Solche Fakten verschlechtern die Klimabilanz erheblich.

Auf Früchte aus diesen Regionen sollten Sie verzichten

Wer sich nachhaltig ernähren will, sollte aber nicht nur auf den CO2-Fußabdruck schauen. Neben den Klimagasen spielen weitere Kriterien eine Rolle. Beispielsweise die Wasserverfügbarkeit. Problematisch sind demnach Früchte aus Ländern, in denen das Wasser knapp ist. Das ist beispielsweise der Fall bei:

  • Mandeln aus Kalifornien
  • Sprossen und Bohnen aus Ägypten
  • Kiwis und Orangen aus Israel
  • Obst und Gemüse aus Andalusien und Marokko

Früchte aus solchen Regionen haben einen hohen Wasser-Fußabdruck. Verbraucher sollten sie daher besser vom Speiseplan streichen. Und – dem Klima und der Umwelt zuliebe – stattdessen Obst und Gemüse aus der Region, der Saison und auch aus Bio-Anbau den Vorzug geben.

(Foto: ÖKO-TEST)

Zwar setzt der Bio-Anbau durch einen geringeren Ertrag pro Fläche mehr CO2 frei. Auf der anderen Seite trägt er jedoch zu einer guten Qualität des Trinkwassers und des Bodens und zum Schutz der Bienen bei.

Nicht zuletzt sei noch etwas anderes wichtig, um die eigene Klimabilanz zu retten, sagt Guido Reinhardt: "Mit dem Rad oder zu Fuß einzukaufen, anstatt mit dem Auto für ein Kilo Äpfel und einen Blumenkohl zum Hofladen oder dem Wochenmarkt zu fahren." Denn dadurch würden Verbraucher beim Einkaufen eingespartes CO2 leicht wieder verpulvern.

Beispiele zur Klimabilanz von Obst und Gemüse

CO2-Fußabdruck (1 kg Lebensmittel erzeugt x kg CO2-Äquivalente):

  • Ananas per Schiff: 0,6
  • Ananas per Flugzeug: 15,1
  • Regionale Saionäpfel: 0,3
  • Regionale Lageräpfel: 0,4
  • Äpfel aus Neuseeland: 0,8
  • Avocado aus Peru: 0,8
  • Bananen: 0,6
  • Regionale, saisonale Erdbeeren: 0,3
  • Frische Wintererdbeeren: 3,4
  • Orangen/Apfelsinen: 0,3
  • Saisonale Tomaten aus Deutschland: 0,3
  • Wintertomaten aus Deutschland: 2,9
  • Passierte Tomaten in der Dose: 1,8

Quelle: Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (Ifeu), 2020

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