Wer es bis jetzt geschafft hat, auf Erdbeeren von heimischen Feldern zu warten: Wunderbar. Denn die Früchte aus regionalem Anbau sind nicht nur aroma- und vitaminreicher – sie haben auch eine bessere Umweltbilanz. Die Früherdbeeren in unserem Test kommen dagegen alle von weither aus Spanien oder Ägypten, wo sie in riesigen Monokulturen gewachsen sind.
Pestizide auf den Erdbeeren von Norma und Aldi Süd
Bei einigen ging das offenbar nur unter beträchtlichem Pestizideinsatz: Am stärksten belastet waren die Natur Lieblinge kleine Schätze Erdbeeren (Fresaflor), die wir bei Aldi Süd eingekauft hatten, sowie die beim Discounter Norma erworbenen Erdbeeren (Frutas El Pinar). Insgesamt im Test: 14 Erdbeer-Produkte.
In den bei Aldi Süd gekauften Früchten hat das Labor vier unterschiedliche Pestizide nachgewiesen, in denen bei Norma gekauften sogar sieben Spritzgifte – letzteres ist Testrekord.
Doch Pestizid ist nicht gleich Pestizid, manche Spritzgifte sehen wir kritischer als andere. Und die beiden Testverlierer summieren gleich mehrere aus unserer Sicht besonders bedenklichen Spritzmittel - in Gehalten, die oberhalb des Spuren-Bereichs liegen.
Gefundenes Pilzmittel in EU nicht zugelassen
Unter den gefundenen Pestiziden ist zum Beispiel das bienentoxische Fungizid Ethirimol. Das ist in der EU eigentlich gar nicht zugelassen.
Wie kommt es also auf die spanischen Erdbeeren? Eine plausible Erklärung wäre, dass es sich aus dem dort ebenfalls nachgewiesenen Pestizid Bupirimad abgebaut hat. Das ist aber keineswegs beruhigender, denn Bupirimad ist laut der europäischen Chemikalienverordnung CLP als krebserregend eingestuft.
Außerderm steckte in den bei Norma gekauften Erdbeeren das Spritzmittel Spinosad in "leicht erhöhter" Menge, das wir ebenfalls wegen seiner Giftigkeit für Bienen als problematisch ansehen. Ebenfalls mit Spinosad belastet und sogar in einer Menge, wie wir als "erhöht" einordnen war in diesem Test nur noch ein anderes Produkt.
Die bei Aldi Süd gekauften Erdbeeren waren zudem mit Trifloxystrobin belastet. Trifloxystrobin ordnen wir zwar unter den eher unbedenklichen Pestiziden ein. Grundsätzlich sehen wir eine Mehrfachbelastung jedoch immer kritisch, da Wechselwirkungen von Spritzgiften noch unzureichend erforscht sind. Trifloxystrobin war zudem in drei weiteren Produkten im Test zu finden.
Testverlierer werden in wasserarmen Regionen angebaut
Eine weitere Frage, die wir für den Test gestellt haben: Unter welchen Bedingungen werden die Früchte angebaut und geerntet? Problem Nummer Eins dabei: Erdbeeren brauchen zum Wachsen enorm viel Wasser, ein einziges Kilo schluckt laut WWF allein 300 Liter weg.
Sowohl die bei Aldi Süd als auch die bei Norma eigenkauften Erdbeeren stammen aus der südspanischen Provinz Huelva, eine der trockensten Regionen Europas. Die knappe Ressource Wasser ist in Andalusien ein riesiges Politikum: Um ihre Felder noch bewässern zu können, graben die Erdbeerfarmer immer tiefere Brunnen, viele davon illegal, und trocknen damit den nahe gelegenen Nationalpark Coto de Doñana aus. Der Nationalpark ist eines der wichtigsten Feuchtgebiete des Landes und Rastplatz für rund sechs Millionen Zugvögel auf dem Weg in ihre afrikanischen Winterquartiere.
Weil beide Testverlierer aus dieser wasserkritischen Region kommen, kassieren sie den ersten Punktabzug.
Nachhaltige Bewässerung? Fehlanzeige
Hinzu kommt: Anders als die meisten übrigen Anbieter im Test konnten uns diese beiden auch keinerlei Zertifikate vorlegen, die belegt hätten, dass sie sich zumindest um eine nachhaltige Bewässerungsstrategie bemühen oder Wasser aus legalen Quellen beziehen. Das ist schwach, gerade bei diesem hochsensiblen Thema.
Pestizide zu vermeiden erscheint wenig wichtig
Auch was das sogenannt systematische Pestizidmanagement angeht, bewegen sich Aldi Süd und Norma auf niedrigem Niveau.
Unter diesem Punkt haben wir uns beispielsweise angeschaut, welche Vorgaben die Anbieter ihren Lieferanten machen bezüglich der maximalen Pestizid-Rückstände Erdbeeren oder wie umfassend sie umstrittene Pestizide durch eine Negativ-Liste für den Anbau verbieten. Beide Testverlierer erfüllen hier nur Minimal-Standard – da ist es kein Wunder, dass die Labore in diesen Früchten auch tatsächlich problematischere Pestizid-Rückstände gefunden haben als bei anderen.
Diese Abzüge konnten die beiden auch nicht mehr rausreißen, indem sie uns immerhin ihre Lieferkette vollständig belegten.
So setzt sich das Gesamturteil zusammen
Das Gesamturteil beruht zu jeweils 50 Prozent auf dem Teilergebnis Pestizide und dem Teilergebnis CSR (Corporate Social Responsibility).
Die bei Norma gekauften Erdbeeren kommen für die Summe, Konzentration und Bedenklichkeit der darin enthaltenen Pestizide auf einen Abzug von insgesamt sechs Noten. Bei den bei Aldi Süd gekauften Erdbeeren ziehen wir immerhin fünf Noten ab. Beide Produkte landen damit im Teilergebnis Pestizide jeweils bei "ungenügend", schlechter als alle anderen Erdbeeren im Test.
Im Teilergebnis CSR konnten die Produkte insgesamt 26 Score-Punkte erreichen, die wir dann in Noten umgerechnet haben. Die bei Norma und Aldi Süd erstandenen Erdbeeren landeten mit Scores von neun beziehungsweise 10 Punkten am unteren Rand und schafften somit nur ein "ungenügend". Ein so schlechtes Teilergebnis CSR hatte sonst nur ein weiteres Produkt im Test.
Im Gesamtergebnis fallen also die bei Aldi Süd und Norma angebotenen Erdbeeren mit "ungenügend" krachend durch.
Details zu Bewertung und Prüfmethoden lesen Sie hier auf der Seite zum Test im Abschnitt Testverfahren.
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