Haskapbeere: Ist die Beere aus Sibirien die neue Superbeere?

Autor: Alina Grünky von dpa / Benita Wintermantel | Kategorie: Essen und Trinken | 02.07.2024

Haskapbeere: Ist die Beere aus Sibirien die neue Superbeere?
Foto: Shutterstock / Kreminska

Auf den ersten Blick sieht die Haskapbeere, auch Honigbeere genannt, wie eine unförmige Heidelbeere aus. Die (noch) recht unbekannte Beere gilt als neues Superfood und soll Klimaextremen standhalten können. Handelt es sich hier um die neue Super-Beere?

In Deutschland ist die Haskapbeere kaum bekannt, doch im Netz wird sie schon als Superfood gehandelt. Derzeit werde der Anbau der lila-bläuliche Beere vereinzelt auf Höfen getestet, teilte das Bundeslandwirtschaftsministerium mit. Es verweist auf eine Besonderheit: Die Eigenschaften der Beeren machten sie weniger anfällig für Klimaextreme.

Die Haskapbeere sei robust und anpassungsfähig, erläuterte eine Ministeriumssprecherin auf Anfrage. Inwiefern sie für den Anbau infrage kommt, müsse in der jeweiligen Region und unter den jeweiligen Anbaubedingungen geprüft werden. In Europa sind Haskap-Beeren erst seit Ende 2018 im Rahmen der Novel-Food-Verordnung als neuartiges Lebensmittel zugelassen.


Haskapbeere – auch als Maibeere und Honigbeere bekannt

Die Haskapbeere (Lonicera caerulea) stammt aus Sibirien. Hierzulande ist sie als Blaue Heckenkirsche, Maibeere oder Honigbeere bekannt. Die dunkelblauen Beeren haben eine längliche Form, sie sind ein bis zwei Zentimeter lang.

  • Geschmack: herb-süß, "wie eine Mischung aus Heidelbeere, Brombeere und Himbeere", meint die Verbraucherzentrale. 
  • Verzehr: Sie können die Honigbeeren frisch vom Strauch oder getrocknet genießen. Die empfindlichen Beeren werden zu Saft, Aufstrich, Pulver und alkoholischen Getränke wie Wein, Likör und Gin verarbeitet.
  • Frische Haskapbeeren gibt es bereits im Mai – noch vor regionalen Erdbeeren.
  • Vorsicht: Die Verbraucherzentrale warnt: "Vorsicht: Andere Varianten, wie die Rote Heckenkirsche (Lonicera xylosteum), können giftig sein."
Es gibt viele heimische Alternativen zum dem neu beworbenen Superfood.
Es gibt viele heimische Alternativen zum dem neu beworbenen Superfood. (Foto: Shutterstock / Nataly Studio)

Haskapbeere – abgehärtet in Sibirien

Wie Peter Stremer von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen erklärte, hängt die Robustheit der Beere mit ihrem sibirischen Ursprung zusammen. "Damit ist nachzuvollziehen, warum der Strauch sehr winterhart ist und die Blüte verträgt auch ohne Problem leichte Minusgrade im Frühjahr." Bei heimischen Obstarten wie Äpfeln oder Erdbeeren würden diese zu Totalschäden führen.

"Die Klimakrise hat teils dramatische Auswirkungen auf die Landwirtschaft – auch in Deutschland", sagte die Ministeriumssprecherin in Berlin. "Die Ertragseinbußen bedrohen mancherorts bereits die Existenz von Landwirtinnen und Landwirten." Zwar sei der wichtigste Schritt die Bekämpfung der Ursachen des Klimawandels. Neue Kulturen könnten der Landwirtschaft jedoch auch helfen, widerstandsfähiger zu werden.

Vor- und Nachteile der Kaskapbeere

Kammervertrerter Stremer hebt bei der Haskapbeere auch hervor, dass sie nur wenig anfällig für Krankheiten und Schädlinge sei. "Es muss also kaum Pflanzenschutz betrieben werden." Die Beere eignet sich demnach gut für einen Bio-Anbau. Auch reife sie sehr früh und könne damit als erstes Frischobst im Jahr angeboten werden.

Im frischen Zustand sei die Haskapbeere jedoch nicht lange haltbar, sie diene vielmehr der Verarbeitung, beispielsweise in Marmeladen. Stremer zufolge werden in absehbarer Zukunft keine größeren Plantagen in Deutschland entstehen, weil die Beere zu unbekannt und kein Absatzmarkt vorhanden ist.

In anderen Ländern sieht das anders aus, wie aus Angaben des Bundesagrarministeriums hervorgeht: "Polen und Großbritannien bauen innerhalb Europas in größerem Stil an", sagte die Ministeriumssprecherin. "In Japan, speziell auf der Insel Hokkaido, werden die Beeren seit über 90 Jahren gegessen." Auch in Kanada sei die Haskapbeere seit einigen Jahren auf dem Markt.

Maibeere als Superfood?

Und was ist dran an den Behauptungen im Netz, die Haskapbeere könnte eine gesundheitsfördernde Wirkung haben? Die Verbraucherzentrale stuft die Haskapbeere als ähnlich gesund ein wie heimische Heidelbeeren, Himbeeren oder Brombeeren. Sie seien "keine Wunderbeeren", heißt es auf der Internetseite der Verbraucherzentrale.

Dem Obst werde ein hoher Vitamingehalt zugeschrieben, sie sollen zudem Mineralstoffe wie Eisen enthalten und durch Pflanzenstoffe wie Anthocyane auch antioxidativ wirken – gut für die Körperzellen. Werbeaussagen, nach denen die Beere vor Herzkreislauferkrankungen und Krebs schützen soll, sehe die Verbraucherzentrale durch Studien nicht bestätigt.

Haskapbeere pflanzen: anspruchslos und robust

Bei der Haskapbeere handelt es sich um einen robusten, pflegeleichten Strauch, der zur Familie der Geißblattgewächse gehört und bis zu 2 Metern hoch werden kann. Die attraktive Beerenpflanze trägt als eine der ersten Pflanzen im Jahr schon im Mai Früchte.

  • Standort: sonnig bis halbschattig
  • Boden: kalkarm, nicht zu trocken
  • Anbau: im Garten oder Topf
  • Winterhart: ja
  • Insektenfreundlich: für Hummeln interessant
  • Blütezeit: ab Mitte März gelblich-weiße Blüten
  • Früchte: ab Mai

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