- Kokosöl genießt einen besseren Ruf als Palmöl, ist aber nicht automatisch nachhaltiger.
- Die Nachfrage nach Kokosöl steigt, damit wachsen aber auch ökologische und soziale Probleme, die mit denen der Ölpalme vergleichbar sind.
- Umweltschützer fordern deshalb, besser bei den Anbaubedingungen des kritisierten, aber letztlich effizienteren Palmöls anzusetzen.
Palmöl ist seit einigen Jahren vermehrt in der Kritik: Für die gigantischen Plantagen werden Regenwälder gerodet, der Lebensraum bedrohter Tierarten wie Orang-Utans, Nashörner und Elefanten wird zerstört. Häufig werden die Einwohner in den Anbaugebieten gewaltsam von ihrem Land vertrieben und die Plantagenarbeiter nicht selten ausgebeutet.
Wegen des schlechten Rufs von Palmöl werben immer mehr Hersteller mit "palmölfreien Produkten" und setzen auf Kokosöl. Aber ist Kokosöl eine gute und nachhaltige Alternative zum umstrittenen Palmöl?
Wie nachhaltig ist Kokosöl?
Dass die Ölpalme einen schlechten Ruf genießt, ist umgekehrt mitverantwortlich für das gute Image der Kokospalme und den derzeitigen Kokosöl-Boom. Leider täuschen sich viele Verbraucher: Kokosöl ist nämlich nicht automatisch nachhaltiger als Palmöl.
Der Grund: Der Anbau von Kokospalmen bringt deutlich weniger Ertrag pro Fläche. Bei der Ölpalme – der weltweit ertragsreichsten Ölfrucht – liegt der Ertrag bei 3,3 Tonnen Palmöl pro Hektar, bei der Kokospalme bei nur 0,7 Tonnen Kokosöl.
Im Umkehrschluss heißt das: Für die gleiche Menge Kokosöl werden deutlich mehr Fläche, aber auch mehr Wasser, Pestizide und Düngemittel benötigt. Beide Pflanzen wachsen in tropischen Regionen, die Probleme, die mit Anbau und Transport verbunden sind, sind deshalb ebenfalls vergleichbar.
Kokosöl: Ökologisch keine Alternative
Kokosöl macht derzeit nur etwa ein Prozent der weltweiten Pflanzenfett- und Ölproduktion aus, Palmöl dagegen etwa ein Drittel. Würde Kokosöl im großen Stil angebaut, würden die bislang eher kleinbäuerlichen Strukturen wohl innerhalb kurzer Zeit durch umweltschädliche Monokulturen ersetzt, wie wir sie heute schon von der Ölpalme kennen.
Die Umweltorganisation Regenwald.org gibt zu bedenken, dass bei einer vermehrten Umstellung von Palm- auf Kokosöl außerdem Probleme wie Landraub, Rodungen für neue Plantagen und die Vernichtung von Biodiversität entstehen oder deutlich zunehmen.
Kokosöl wird derzeit (noch) in erster Linie von Kleinbauern produziert. Das klingt idyllischer und nachhaltiger als der Anbau von Ölpalmen in riesigen Palmöl-Plantagen. Laut einer Oxfam-Studie profitieren die Bauern aber kaum vom Anbau der Kokospalmen – mehr als 60 Prozent leben unterhalb der Armutsgrenze.
Eiscreme: Mehr Kokosöl als Palmöl
Ein Beispiel, das die Problematik von Kokosöl verdeutlicht, ist eine Analyse zu Speiseeis, die die Naturschutzorganisation WWF im Jahr 2018 veröffentlichte. WWF hatte dazu Unternehmen befragt, welche Pflanzenöle und Fette sie für ihre Eiscremes verarbeiten.
Das Ergebnis: Bei Speiseeis kommt immer mehr Kokosöl zum Einsatz, inzwischen wird davon neunmal so viel verwendet wie Palmöl. Keines der befragten Unternehmen setzte dabei auf zertifiziertes Kokosöl oder stellte ökologische und soziale Anforderungen an die Lieferanten.
Bei Palmöl sah das anders aus: Hier gaben die befragten Unternehmen an, zertifiziertes Öl einzusetzen. WWF führte das auf den Druck zurück, den NGOs und Verbraucher auf die Hersteller ausüben: "Fehlt dieser Druck, werden Nachhaltigkeitsanforderungen für andere, ebenfalls kritische Rohstoffe, anscheinend von den Unternehmen gar nicht oder kaum beachtet", heißt es in der Studie.
Palmöl ist besser zertifiziert
Was Zertifizierung und Kontrolle betrifft, ist die Entwicklung bei Palmöl deutlich weiter fortgeschritten. Ilka Petersen, Referentin Landnutzung und nachhaltige Biomasse bei WWF Deutschland, fordert deshalb: "Dieser Austausch (d.h. das Ersetzen von Palmöl in Produkten durch Kokosöl) macht für die Umwelt nur dann Sinn, wenn Nachhaltigkeit beim Kokosanbau eingefordert wird. Alles andere ist Augenwischerei gegenüber den Kunden."
Palmöl nicht durch Kokosöl ersetzen
Umweltschutzorganisationen wie WWF und Greenpeace fordern deshalb ausdrücklich, die weltweit verbrauchten Massen an Palmöl nicht durch andere Öle wie Kokosöl zu ersetzen. Stattdessen müssten die Anbaumethoden für das häufig kritisierte Palmöl dringend so verändert werden, dass kein Wald mehr zerstört und keine Menschen mehr ausgebeutet werden.
Kokosöl vs. Palmöl
Anbaufläche weltweit
- Ölpalme: 21,1 Mio. Hektar
- Kokospalme: 12,2 Mio. Hektar
Anteil am weltweiten Pflanzenölbedarf
- Ölpalme: 33 Prozent
- Kokospalme: 1,1 Prozent
Durchschnittlicher Ertrag
- Ölpalme: 3,3 Tonnen pro Hektar
- Kokospalme: 0,7 Tonnen pro Hektar
Struktur der Plantagen
- Ölpalme: v.a. große Plantagen/Monokulturen
- Kokospalme: v.a. kleinbäuerliche Strukturen
Kosten
- Ölpalme: 1.200 Euro pro Tonne
- Kokospalme: 1.500 Euro pro Tonne
(Quelle: WWF)
Faire Labels für Kokosprodukte
Wer menschenwürdige Arbeits- und Lebensbedingungen für die Kokosbauern unterstützen möchte, sollte bei Kokosöl und Kokosmilch auf die folgenden unabhängig überprüften Labels für fairen Handel achten.
Das Fairtrade-Label und das Label Hand in Hand der Firma Rapunzel stehen für garantierte Mindestpreise, die die Kleinbauern erhalten. Außerdem werden auf den Farmen soziale Mindeststandards kontrolliert, wie sie die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) vorschreibt. Das Bio-Label Naturland garantiert zwar keine Fairhandels-Preise, dafür aber ebenfalls soziale Mindeststandards.
ÖKOTEST rät: Steht Kokosöl auf der Zutatenliste, ist das nicht per se problematisch. Aber eben auch nicht automatisch die bessere Wahl.
Am besten kaufen Sie ein unbelastetes Kokosöl. In unserem Kokosöl-Test war die Hälfte der getesteten Öle mit problematischen Mineralölbestandteilen belastet. Alle im Test mit "gut" oder "sehr gut" bewerteten Öle können wir hingegen empfehlen.