- Ob Milch gesund oder ungesund ist, wird viel diskutiert – auch mit unwahren Behauptungen.
- Nicht alle Menschen vertragen Milch. Das liegt aber nicht daran, dass Milch ungesund wäre.
- Um Tiere und Umwelt zu schonen, sollten Sie beim Milchkauf einige Dinge beachten.
Ob im Müsli, im Kaffee oder pur zur Erfrischung: Milch trinken viele täglich. Schließlich macht Milch auch groß und stark – oder nicht? Seit Jahren ranken sich viele Mythen um das beliebte Molkereiprodukt. Wir klären auf, ob Milch nun ungesund oder gesund ist.
Ist Milch gesund und sorgt für starke Knochen?
Was ist dran an der Behauptung "Milch sorgt für starke Knochen"?
Antwort: Milch enthält Kalzium und das ist der Hauptbestandteil unserer Knochen. Doch die Schlussfolgerung, das Kalzium in der Milch ergibt stärkere Knochen, ist nicht richtig. Damit das Kalzium in den Knochenaufbau einfließen kann, benötigt unser Körper Vitamin D. Um dieses Vitamin zu bilden, braucht der Körper allerdings die Einwirkung von Sonnenlicht. Milchtrinken alleine reicht für den Knochenaufbau deshalb nicht aus.
Einige Studien kamen in den letzten Jahren sogar zu dem Schluss, Milch erhöhe das Risiko für Knochenbrüche. Allerdings sind die Studienergebnisse umstritten, ein Zusammenhang zwischen einem hohen Milchkonsum und Knochenbrüchen ist damit nicht erwiesen. Zu diesem Ergebnis kam 2015 auch das Max Rubner-Institut, ein Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel.
Ist Milch gesund, weil sie schlank hält?
Ist es wahr, dass Milch schlank hält?
Milch versorgt unseren Körper mit Eiweiß, Fetten und Milchzucker (Laktose) sowie mehreren Vitaminen und Mineralstoffen, darunter Kalzium. Aufgrund der vielen Nährstoffe sollten Sie Milch deshalb nicht als Getränk wie Wasser trinken, sondern bewusst in Maßen als Lebensmittel konsumieren. Doch hält Milch nun eher schlank oder macht Milch dick?
Antwort: Um zu beantworten, ob Milch ein Schlankmacher oder ein Dickmacher ist, muss man sich die verschiedenen Milchsorten ansehen. Am meisten gekauft werden Vollmilch, fettarme Milch und Magermilch. Vollmilch hat in der Regel einen Fettanteil von 3,5 Prozent, fettarme Milch enthält noch Fett in Höhe von 1,5 Prozent. Bei Magermilch liegt der Fettanteil bei höchstens 0,5 Prozent.
Wer ein Glas Vollmilch trinkt, nimmt deshalb bereits eine ganze Menge Fett zu sich. Ein Schlankmacher ist Vollmilch damit nicht. Wer weniger Fett und damit Kalorien zu sich nehmen möchte, kann auf fettarme Milch oder Magermilch zurückgreifen. Einen gesundheitlichen Vorteil hat das jedoch nicht.
Was auch nicht stimmt: Milch ist nicht (allein) für Übergewicht verantwortlich. Wer täglich ein Glas Milch trinkt, nimmt davon noch nicht zu. Bei Übergewicht spielt die gesamte Ernährung eine Rolle, ebenso wie Bewegung und Sport.
Damit Milch nicht ungesund wird
Wie viel Milch sollte man trinken?
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt die maßvolle tägliche Aufnahme von Milch und Milchprodukten. Für Erwachsene sind 250 Milliliter empfehlenswert, das entspricht in etwa einem Glas Milch oder 250 Gramm Joghurt, Kefir oder Quark am Tag. Zusätzlich rät die DGE zu ein bis zwei Scheiben Käse, die einer Menge von 50 bis 60 Gramm entprechen.
Stimmt es, dass Milch Bauchweh verursacht?
Macht Milch Bauchschmerzen?
Antwort: Nicht jeder verträgt Milch (gleich gut). Bei einigen Menschen verursacht Milch Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfall. Schuld daran ist die Laktose in der Milch bzw. das fehlende Enzym im menschlichen Körper, um den Milchzucker zu spalten. Es gibt viele Menschen mit Laktoseintoleranz: In Deutschland verträgt etwa jeder Fünfte keine Milch.
Menschen mit einer Laktoseintoleranz können entweder auf laktosefreie Milch oder Pflanzendrinks umsteigen oder sie nehmen Kalzium einfach über andere Lebensmittel auf. Grüne Gemüsesorten wie Brokkoli, Grünkohl, Fenchel und Chinakohl enthalten viel Kalzium, ebenso wie Vollkornbrot und Nüsse.
Erhöht Milch das Krebsrisiko?
Immer wieder ist zu lesen, dass Milch das Risiko für Krebserkrankungen erhöhe. Die Behauptungen reichen hier von Darm- bis Prostatakrebs. Ist das wahr?
Antwort: Die Wissenschaft befindet sich hier nach wie vor in der Forschung und noch keine Studie hat endgültig bewiesen, dass Milch alleine das Risiko erhöht, an Krebs zu erkranken.
Die einzige Ausnahme hierbei bildet möglicherweise Prostatakrebs. Wie das Max Ruber-Institut erklärt, gibt es bei dieser Krebserkrankung einen möglichen Zusammenhang zwischen einem sehr hohen Milchkonsum und der Erkrankung. Allerdings müsste man dafür jeden Tag 1,25 Liter Milch trinken oder 140 Gramm Hartkäse essen.
Bei Darmkrebs dagegen scheint Milch das Risiko einer Erkrankung sogar zu senken. Zu dieser Einschätzung gelangt ebenfalls das Max Rubner-Institut. Allerdings betrifft dieser Effekt nicht nur das Kalzium in der Milch, sondern kann auch aus anderen Lebensmitteln wie grünem Gemüse oder Nüssen aufgenommen werden und vorbeugend gegen Darmkrebs wirken.
Milchproduktion und Tierwohl
Stimmt die Behauptung, dass Milch für Tierquälerei sorgt?
Milch konsumieren wir nicht nur pur, sondern auch in sämtlichen Molkereiprodukten wie Käse, Joghurt, Sahne oder Quark. Außerdem steckt weiterverarbeitetes Milchpulver in vielen Lebensmitteln. Dieser Bedarf an Milch muss irgendwie produziert werden. In der EU ist Deutschland der größte Milcherzeuger. Geht das nicht zulasten der Tiere?
Antwort: Es kommt darauf an, welche Milch oder Milchprodukte Sie kaufen. Milch aus konventioneller Erzeugung kann auch Massentierhaltung und Massenproduktion bedeuten – und nicht die glücklichen Kühe auf den saftigen grünen Weiden. Damit die Kühe möglichst viel Milch produzieren, erhalten sie spezielles Kraftfutter und werden regelmäßig besamt. Sie sind somit dauerhaft trächtig, um mehr Milch zu geben.
Bei Bio-Milch gibt es strengere Vorschriften; beispielsweise darf kein unnatürliches Futter hinzugefüttert werden und die Kühe haben mehr Bewegungsfreiheit und oft Zugang zu Weideflächen. Auch sind die Tierbestände in der biologischen Milchviehwirtschaft meist kleiner. Dennoch steht auch hier die Milchproduktion an vorderster Stelle und die Kühe sind "dauerschwanger".
Besser für die Tiere ist Bio-Milch mit strengen Bio-Siegeln wie Demeter oder Naturland aber in jedem Fall. Doch auch in der Bio-Milchbranche gibt es Verbesserungsbedarf, das zeigt unser neuer, kostenfreier Bio-Milch-Test:
Pflanzliche Milchalternativen zur Kuhmilch
Wer sich vegan ernährt oder womöglich auf tierische Lebensmittel verzichten möchte, hat bei Milch mittlerweile eine große Auswahl an pflanzlichen Alternativen. Haferdrinks, Sojadrinks und Mandelmilch werden immer beliebter. Wir haben Pflanzendrinks getestet, viele Produkte konnten überzeugen. Eine bekannte Marke fiel jedoch im Test durch. Mehr zum Test lesen Sie hier: Milchersatz-Test: Oft zu viel Nickel in Sojamilch.
Weitere Informationen zu den einzelnen Pflanzendrinks finden Sie hier:
- Hafermilch: Wie gesund ist der Haferdrink?
- Sojamilch: Eine gesunde Alternative zu Kuhmilch?
- So gesund ist Mandelmilch: Wissenswertes und Tipps fürs Mandelmilch selber machen
Milchproduktion und das Klima
Ist Milch schlecht fürs Klima?
Antwort: Die Ökobilanz von Milch ist – wie bei allen tierischen Produkten – nicht besonders gut: Die Milchproduktion belastet das Klima stark. Das Ifeu-Institut hat einen Lebensmittel-CO2-Rechner entwickelt, der zeigt, dass ein Liter Milch 1,44 Kilogramm CO₂-Emissionen verursacht. Das entspricht einer Autofahrt von zehn Kilometern.
Die Klimabelastung durch die Milchproduktion setzt sich aus verschiedenen Komponenten zusammen: Kühe brauchen Wasser und Futter und sie erzeugen das Treibhausgas Methan, das bei ihrer Verdauung entsteht und durch "Rülpsen" freigesetzt wird. Auch die Milchaufbereitung verbraucht nochmals Wasser und Energie. Dann muss die Milch zunächst von den Bauernhöfen zu den Molkereien und anschließend in die Supermärkte und anderen Verkaufsstätten gefahren werden.
So kommen hohe Treibhausgas-Emissionen und ein hoher Wasserverbrauch zustande. Besser fürs Klima: Kaufen Sie regionale Bio-Milch, für die nur kurze Transportwege notwendig sind.
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