- Der große Vorteil von Zartbitterschokolade ist, dass sie durch ihren höheren Kakaoanteil auch mehr sekundäre Pflanzenstoffe aufweist. Diesen werden diverse positive Effekte zugeschrieben. Zudem enthält Bitterschokolade weniger Zucker.
- Erwiesenermaßen wirkt sich dunkle Schokolade positiv auf die Gefäßgesundheit aus: Sie kann etwa den Blutdruck senken und die Durchblutung verbessern.
- Allerdings ist auch Bitterschokolade noch immer eine gehaltvolle Süßigkeit, die nur in Maßen genascht werden sollte.
Bitterschokolade gilt als die gesündeste Schokolade. Ein berechtigter Grund ist, dass sie weniger Zucker als helle Varianten enthält. Damit steigt der Blutzuckerspiegel nach dem Verzehr langsamer als bei Milchschokolade –das beugt dem Heißhunger vor.
Ist dunkle Schokolade gesünder als helle?
"Dunkle Schokolade zeichnet sich aber vor allem durch ihren höheren Kakaoanteil aus", sagt Sabine Ellinger, Professorin für Humanernährung an der Universität Bonn. Dadurch enthalte die Zartbitterschokolade – im Gegensatz zu hellen Sorten – mehr sekundäre Pflanzenstoffe, denen gesundheitsförderliche Wirkungen zugeschrieben werden: Flavanole, die zur Gruppe der Flavonoide gehören.
"Aus zahlreichen Studien am Menschen ist bekannt, dass sich Lebensmittel mit einem hohen Kakaoanteil, also auch dunkle Schokolade, positiv auf die Gefäßgesundheit auswirken", berichtet Ellinger, die seit mehr als 15 Jahren zu Schokolade und deren Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System forscht.
Konkret könnten solche Produkte etwa den Blutdruck senken und die Durchblutung verbessern. Zudem würden sie sich teils günstig auf den Fettstoffwechsel auswirken, da sie das "schlechte" LDL-Cholesterin senken könnten.
EFSA gestattet Antrag für einen "Health Claim"
Professorin Ellinger weist darauf hin, dass die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) im Jahr 2012 einem Antrag eines Schokoladenherstellers für eine gesundheitsbezogene Werbeaussage ("Health Claim") zugestimmt hat. Diese besagt: "Kakaoflavanole helfen die […] Elastizität der Blutgefäße aufrechtzuerhalten und tragen damit zu einem normalen Blutfluss bei."
Um die versprochene Wirkung zu erlangen, empfiehlt die EFSA eine tägliche Aufnahme von 200 Milligramm Kakaoflavanolen. Diese Menge könne etwa mit dem Verzehr von 10 Gramm flavanolreicher Schokolade erzielt werden. Ein solches Produkt bietet bislang aber nur das Unternehmen an, das den Antrag für den Health Claim gestellt hat – und zwar dank eines selbstentwickelten, patentierten Verfahrens zur flavanolschonenden Kakaoverarbeitung.
Um mit herkömmlicher Schokolade aus dem Supermarkt auf 200 Milligramm Kakaoflavanole zu kommen, müsste man jedoch 31 bis 118 Gramm Bitterschokolade pro Tag essen. "Das entspricht etwa einem Drittel bis zu einer ganzen Tafel Schokolade", so Ellinger. Das sei natürlich nicht zu empfehlen.
Bitterschokolade ist gesünder, aber noch immer eine Süßware
Dunkle Schokolade ist immer noch eine Süßware. Eine Sorte mit 70 Prozent Kakaoanteil kommt schließlich auf zirka 600 Kilokalorien pro 100 Gramm. Generell enthält Zartbitterschokolade sogar mehr Kalorien als helle Varianten, da ein höherer Kakaoanteil auch mehr Kakaofett mit sich bringt, berichtet Professorin Sabine Ellinger.
Zudem steckt in dunkler Schokolade auch recht viel Zucker: In einem 100 Gramm-Produkt befindet sich im Schnitt 26 Gramm Zucker. Aber: "Wer Schokolade isst, sollte generell dunkle Sorten mit einem hohen Kakaoanteil bevorzugen", rät die Wissenschaftlerin. Denn: Je höher die Menge an Kakao, desto mehr Flavanole stecken in der Regel drin.
So viel dunkle Schokolade ist vertretbar
Für vertretbar hält Ernährungsexpertin Sabine Ellinger maximal 20 Gramm reine Schokolade pro Tag, sofern keine Gewichtsprobleme vorliegen. Das komme einem Riegel mit 100 bis 120 Kilokalorien gleich, dies entspreche etwa 5 Prozent des Gesamtenergiebedarfes eines Erwachsenen. Der Fokus der Ernährung solle aber natürlich auf einer ausgewogenen Kost mit viel Obst und Gemüse liegen. Eine Tafel Schokolade könne selbstverständlich keine übliche Mahlzeit ersetzen.
Prinzipiell spricht also nichts gegen einen maßvollen Schokoladengenuss – gesundheitliche Wunder sollte man aber nicht erwarten. Auch, wenn es zahlreiche Studien gibt, die dunkle Schokolade mit diversen gesundheitsförderlichen Effekten in Verbindung bringen.
So soll sie etwa auch zu einer (kurzfristigen) Verbesserung der Sehkraft führen oder die Haut besser vor UV-Schäden schützen können. "Hierzu gibt es nur wenige Studien, und die Studienergebnisse sind nicht einheitlich und widersprechen sich teilweise", stellt Ellinger klar. "Die Datenlage ist also zu schwach, um eine Aussage dazu treffen zu können."
Studie: Dunkle Schokolade kann Risiko für Depressionen senken
Für plausibel hält die Forscherin aber die Vermutung, dass dunkle Schokolade die kognitive Leistungsfähigkeit fördern kann. Hinweise dafür hätte eine Auswertung von mehreren Beobachtungsstudien aus dem Jahr 2023 gegeben. "Flavanole haben erwiesenermaßen eine durchblutungsfördernde Wirkung. Dadurch könnten sie allgemein die kognitiven Funktionen stärken", erklärt Sabine Ellinger.
Zudem ist Schokolade nicht nur ein "gefühlter" Stimmungsaufheller. Denn es gebe Studien, die gezeigt haben, dass dunkle Schokolade nachweislich die Stimmung verbessert, hebt die Professorin hervor. So gibt etwa eine britische Studie aus dem Jahr 2019 Hinweise darauf, dass vor allem der Verzehr von dunkler Schokolade mit einem geringeren Risiko für Depressionen verbunden ist. Für diese Studie wurden die Daten von mehr als 13.600 Teilnehmenden ausgewertet.
Zartbitterschokolade bei ÖKO-TEST
Bei all den positiven Apsekten, die der Zartbitterschokolade nachgesagt werden, gibt es neben Zucker und Kalorien noch weitere Probleme. So zeigt unser Test von 21 Tafeln dunkler Schokolade, dass in den Produkten auch unerwünschte Stoffe stecken können.
Konkret sind wir in vielen Bitterschokoladen im Test auf Rückstände von bedenklichen Mineralölbestandteilen sowie Pestiziden gestoßen. Darüber hinaus hat das von uns beauftragte Labor einmal das Schwermetall Cadmium nachgewiesen, das vor allem in vulkanischen Böden vorkommt und von der Kakaopflanze über die Wurzel aufgenommen wird.
Mehr dazu lesen Sie hier: Zartbitterschokolade im Test: "Ungenügend" für Lindt und Penny
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