Der Apfel ist das absolute Lieblingsobst der Deutschen. Aus gutem Grund, denn das regionale Obst enthält viele Vitamine (vor allem Vitamin A und C sowie B-Vitamine), Mineralstoffe und Spurenelemente. Die enthaltenen Antioxidantien schützen die Zellen vor freien Radikalen.
So weit, so gut. Die Kerne der roten, gelben oder grünen Früchte stehen allerdings im Verdacht, giftig zu sein. "Bloß nicht die Apfelkerne mitessen", da in ihnen giftige Blausäure enthalten sein soll – dieser Rat ist immer wieder zu hören. Was ist dran?
Sind Apfelkerne wirklich giftig - oder kann man sie mitessen?
Prinzipiell ja. Apfelkerne enthalten Amygdalin, das im Körper zu giftiger Blausäure (Cyanid) umgewandelt werden kann. Beim Verzehr von Blausäure drohen schwere Vergiftungen mit Krämpfen, Erbrechen und Atemnot. Große Mengen können in Folge einer Atemlähmung tödlich sein.
Aber: Trotzdem können Sie Apfelkerne bedenkenlos mitessen. Denn: Der Stoff Amygdalin, der sich im Inneren der Kerne befindet, wird nur beim Zerkauen freigesetzt. Wenn Sie die Kerne nicht zerkauen, werden sie unverdaut wieder ausgeschieden. Und selbst wenn Sie doch aus Versehen einige Apfelkerne aufbeißen, ist die Menge an Amygdalin viel zu gering für eine Blausäure-Vergiftung.
Fazit: Sie können sowohl Apfelkerne als auch das Gehäuse – je nach Region Butzen, Griebsch oder Kitsche genannt – also mitessen, ohne sich Sorgen um eventuelle Giftstoffe machen zu müssen. Das faserige Gehäuse und die Trennwände, die die Kerne umgeben, sind außerdem reich an Ballaststoffen und damit wertvoll für unser Verdauungssystem.
Wie giftig sind Apfelkerne?
Die Wissenschaftsplattform Hungry for Science rechnet vor: "Abhängig von der Apfelsorte enthält ein Kern ein bis vier Milligramm Amygdalin. Ein Milligramm Amygdalin kann in weiterer Folge zu etwa 0,06 Milligramm Blausäure umgewandelt werden. Somit können durch das Verspeisen eines einzigen Apfelkerns je nach Größe und Apfelsorte zwischen 0,06 und 0,24 Milligramm Blausäure im Körper entstehen. Die europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde (EFSA) hat die kritische Dosis von Blausäure für einen erwachsenen Menschen bei 30 bis 50 Milligramm angesetzt."
Um diese Menge zu erreichen, müsste ein Erwachsener je nach Körpergewicht somit rund 150 Apfelkerne essen.
Und was ist mit den Apfelkernen im Apfelsaft?
Bei der Herstellung von Apfelsaft werden zum Teil ganze Äpfel verarbeitet. Forscher der Universität Leeds konnten bei einer Untersuchung demzufolge auch in einigen Apfelsäften Amygdalin nachweisen. Um eine gefährliche Dosis zu erreichen, müsste ein Erwachsener jedoch zwischen zehn und 40 Liter Apfelsaft trinken, so das Ergebnis der Studie.
Welche Obstkerne kann man bedenkenlos mitessen?
Die Kerne folgender Früchte können Sie problemlos verzehren:
- Papaya
- Kürbis
- Wassermelone
- Trauben
- Zitrusfrüchte
- Granatapfel
- Maracujas
Für die Kerne von Birnen gilt dasselbe wie bei Apfelkernen: Normale Mengen sind absolut unproblematisch.
Vorsicht bei Aprikosenkernen
Vorsicht ist jedoch bei den Kernen von Steinobst (z.B. Aprikosenkernen) und bei Bittermandeln angebracht, warnt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). "Schon beim Verzehr weniger bitterer Aprikosen- oder Mandelkerne kann es zu Vergiftungserscheinungen kommen", erklärt das BfR.
Die Kerne von Aprikosen, Pfirsichen, Nektarinen, Kirschen, Pflaumen oder Mangos enthalten im Unterschied zu Apfelkernen vergleichsweise große Mengen Amygdalin.
Amygdalin in der Alternativmedizin: Gesundheitsgefahr
Immer wieder ist zu lesen, dass Apfelkerne sogar gesund sein sollen. Amygdalin gilt in der Alternativmedizin unter der Bezeichnung Vitamin B17 als vermeintliches "Wundermittel" gegen Krebs. Das Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) warnt vor dem Einsatz von Amygdalin oder dem Verzehr von Aprikosenkernen: Amygdalin sei toxisch und unwirksam in der Krebstherapie. Vereinzelt kam es bereits zu Todesfällen nach der Einnahme hoher Dosen von Amygdalin.
Auch die Verbraucherzentrale warnt: "Für die in Blogs und Foren versprochenen gesundheitlichen Wirkungen gibt es keinerlei gesicherte wissenschaftliche Belege." Die Werbung mit Heilversprechen für die im Handel erhältlichen Produkte ist deshalb verboten.
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