Die Deutschen essen jährlich gut 16 Kilogramm Speisefrischkartoffeln – als Pellkartoffeln, Bratkartoffeln oder knusprige Ofenkartoffeln. Doch viele fragen sich: Darf ich die Schale der Kartoffel mitessen? Oder sollte ich sie vor dem Verzehr besser entfernen?
Bei Äpfeln ist bekannt, dass die meisten Vitamine unter der Schale stecken – und man deshalb den Apfel besser nicht schält, sondern mit (gewaschener) Schale verzehrt. Doch bei Kartoffeln sieht das anders aus: Hier ist die Schale nicht unbedingt gesund und sollte vor dem Verzehr besser entfernt werden.
Kartoffeln besser schälen – Solanin ist der Grund
Kartoffeln gehören zu den Nachtschattengewächsen, die von Natur aus Giftstoffe enthalten. Der Grund dafür ist ganz einfach zu erklären: So sollen Fressfeinde ferngehalten werden. Zu diesen Giftstoffen, den sogenannten Alkaloiden, zählt auch Solanin, ein Stoff, der vor allem in der Schale der Kartoffel, in den Keimen, den sogenannten "Augen" und in grünen Kartoffeln steckt. "Er kann bei übermäßigem Verzehr zu Kopfschmerzen, Erbrechen und Durchfall führen", warnt die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Das Innere der Kartoffel enthält hingegen nur wenig Solanin.
Sabine Hülsmann, Ernährungsexpertin bei der Verbraucherzentrale Bayern, empfiehlt, Kartoffeln grundsätzlich vor dem Verzehr zu schälen: "Das entfernt nicht nur Schmutz und Rückstände, sondern verringert auch den Gehalt an Solanin."
Deshalb: Auch wenn es lästig ist, sollten Sie Ihre Kartoffeln besser schälen. Dieser Rat gilt auch für Bio-Kartoffeln.
Wie hoch ist das Risiko einer Solanin-Vergiftung?
Die Aufnahme einer bestimmten Menge an Glykoalkaloiden kann zu Vergiftungen führen. Allerdings: "Aus den letzten 100 Jahren sind nur wenige Vergiftungsfälle durch Kartoffelgerichte bekannt und dokumentiert", erklärt der Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR), Andreas Hensel.
Der Rat des BfR lautet: "Wenn Verbraucherinnen und Verbraucher Kartoffeln mit Schalen verzehren möchten, sollten sie hierfür grundsätzlich nur unverletzte, frische Kartoffeln verwenden.". Wichtig ist: "Um gesundheitliche Risiken zu vermeiden, sollten dennoch grüne und stark keimende Kartoffelknollen nicht verzehrt werden." Und: Insbesondere kleine Kinder sollten keine ungeschälten Kartoffeln essen.
Vergiftungen können ab einer Konzentration von einem Milligramm Solanin pro Kilogramm Körpergewicht auftreten. Laut Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) liegt der durchschnittliche Solaningehalt von sachgerecht erzeugten Feldfrüchten bei unter 100 Milligramm pro Kilogramm frische Kartoffeln. Das Fazit der BZfE-Experten: "Normalerweise ist der Verzehr von Kartoffeln unbedenklich." Und weiter: "Um eine Solaninvergiftung zu bekommen, müssten Erwachsene mehr als 10 Portionen Pellkartoffeln am Tag essen."
Eine Solaninvergiftung äußert sich laut BZfE durch Brennen und Kratzen im Hals, Magenbeschwerden, Darmentzündungen, Gliederschmerzen, Übelkeit, Brechreiz, Nierenreizungen, Durchfall und in schlimmen Fällen sogar durch die Auflösung der roten Blutkörperchen, Störungen der Kreislauf- und Atemtätigkeit sowie Schädigungen des zentralen Nervensystems (Krämpfe, Lähmungen).
Wenn Sie Kartoffeln mit Schale essen möchten, sollten Sie diese beiden Punkte beachten:
- Für den Verzehr mit Schale sind nur unverletzte, frische Kartoffeln geeignet.
- Kleine Kinder sollten keine ungeschälten Kartoffeln verzehren.
So lässt sich die Entstehung von Solanin minimieren
- Werden Kartoffeln falsch gelagert, wandert das Gift auch ins Innere der Kartoffel. Wichtig ist deshalb, Kartoffeln stets dunkel, trocken und kühl (jedoch frostfrei) zu lagern. Optimal sind Temperaturen zwischen vier und acht Grad. Wer Kartoffeln nicht richtig lagern kann, sollte immer nur kleine Mengen kaufen.
- Bevorzugen Sie beim Kauf lichtundurchlässige Verpackungen, zum Beispiel aus Papier.
- Kleine grüne Stellen, Augen und kleine Keime großzügig herausschneiden, diese Stellen sollten nicht mitgegessen werden. Stark gegrünte und gekeimte Kartoffeln sollten Sie am besten gar nicht verzehren.
- Solanin wird durch Erhitzen nicht zerstört, es geht jedoch beim Kochen teilweise in das Kochwasser über. Das Kochwasser von Kartoffeln sollten Sie deshalb nicht weiterverwenden.
- Kartoffelgerichte, die bitter schmecken, sollten Sie nicht essen.