So schön die heißen Sommer sind, so gravierend sind inzwischen auch die Nebenwirkungen. Dürren und lange Hitzeperioden mindern die Erträge in der Landwirtschaft. Auch die Gerste leidet unter dem Klimawandel. Das könnte zu einer Verknappung und in der Folge zu steigenden Bierpreisen führen und Bier zum Luxusgut machen, schreiben Forscher im Fachblatt „Nature Plants“.
Klimawandel lässt Gerstenernte geringer ausfallen
Bedingt durch den Klimawandel wird es in Zukunft immer häufiger heiße und trockene Sommer, aber auch Extremwetterlagen, geben. Gerste ist prinzipiell ein eher anspruchsloses Getreide, auf extreme Wetterlagen wie Dürre und außergewöhnliche Hitze reagiert sie jedoch sensibel.
Ein internationales Forscherteam hat jetzt ein Modell entwickelt, um erstmals die Zusammenhänge zwischen Klimawandel, Gerstenproduktion und Bierpreis darzustellen. Die Gleichung ist einfach: Mehr Hitze- und Dürreperioden lassen die Gerstenernte geringer ausfallen, das führt automatisch zu einem steigenden Bierpreis. Die Ergebnisse im Detail werden Bier-Fans nicht gefallen:
Bierpreise bis zu 600 Prozent teurer
Die Forscher um Studienleiter Steven Davis von der University of California haben auf der Basis von Wetterdaten von 1981 bis 2010 hochgerechnet, wie viele Hitze- und Dürreperioden in den nächsten Jahrzehnten zu erwarten sind. Auf dieser Basis haben sie ermittelt, wie sich das auf die Getreideernte und den Bierpreis auswirken könnte.
So würde die weltweite Produktion im Durchschnitt um 15 Prozent fallen. Die Ergebnisse sind regional sehr unterschiedlich: In schlechten Jahren könnte in Ländern wie Belgien, Tschechien und Deutschland die Ernte von Gerste zwischen 27 und 38 Prozent geringer ausfallen. Wenn die Temperaturen weiterhin im selben Maße steigen, würde das den Bierpreis verdoppeln. In manchen Regionen könnte der Preis sogar um 600 Prozent steigen, so die Berechnungen der Forscher. Entscheidend ist hier der Ausgangspreis von Bier: In Ländern wie Australien, wo der Bierpreis jetzt schon extrem hoch ist, würde der Bierpreis weit weniger steigen als in Ländern, in denen Bier kein Luxusgut ist.
Tierfutter ist wichtiger als Bier
Bier ist das beliebteste alkoholische Getränk weltweit. Hauptzutat ist Gerste. Der größte Teil der Gerstenproduktion wird für Viehfutter verwendet, im Jahr 2011 waren es etwa 17 Prozent der weltweiten Gerstenproduktion, die für die Bierherstellung verwendet wurden. Bei sinkenden Gersteerträgen würde das zu Lasten der Bierbrauer gehen, die Verwendung von Gerste als Futter hätte mit Sicherheit Vorrang.
Die Forscher weisen darauf hin, dass ihre Studie Unsicherheiten aufweist. Die Schätzungen beruhen auf heutigen Daten, noch weiß niemand, ob sich die Ernteerträge nicht vielleicht wieder stabilisieren. Auch die Entwicklung neuer Technologien und toleranterer Gerstensorten ist noch nicht vorhersagbar.
Klimawandel wird zum Stammtischthema
Angesichts des Klimawandels sollten steigende Bierpreise eigentlich unser geringstes Problem sein. Die Entwicklung könnte aber auch positive Auswirkungen haben: Wenn der Preis für das kühle Bier am Feierabend steigt, kommt der Klimawandel endlich auch am Stammtisch an!
Zum Weiterlesen:
Quelle: Nature.com
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