Lindt & Sprüngli verkauft weltweit Tafelschokolade, Pralinen, aber auch Schoko-Osterhasen und Weihnachtsmänner – meist etwas teurer. Die mehr als 150 Jahre alte Firma bezeichnet sich selbst als führend im Markt für Premium-Schokolade. So verbindet man Lindt vor allem mit Qualität. Doch in unserem Test zählt eine Tafel des Schweizer Chocolatiers zu den Testverlierern.
Wir bewerten die Lindt Vollmilch aus Alpenvollmilch, wie fünf weitere Schokoladen im Test, insgesamt nur mit "mangelhaft". Nur die Hachez Dunkle Vollmilch schneidet mit "ungenügend" noch schlechter ab. Was sind die Gründe für das schlechte Testergebnis der Lindt-Schokolade?
Lindt Vollmilch aus Alpenvollmilch im Test
Die Lindt-Schokolade ist wie 14 weitere im Test aus unserer Sicht stark mit Mineralölbestandteilen belastet. In den getesteten Tafeln stecken MOSH-Verbindungen. Diese gesättigten Mineralölkohlenwasserstoffe reichern sich im menschlichen Körper an.
Am Inhalt der Lindt-Schokolade bemängeln wir auch das zugesetzte Vanillin-Aroma. Am Geschmack hatten wir hingegen nichts auszusetzen. Die Lindt Vollmilch aus Alpenvollmilch erreichte in der Sensorikprüfung die volle Punktzahl. Die professionellen Verkoster lobten den Geschmack nach Kakao, Karamell und Vanille und merkten an, dass sich die Lindt-Sorte leicht cremig im Mund anfühlt.
Woher stammt der Kakao für die Lindt Vollmilch?
Im Test kritisieren wir auch die intransparente Kakaoproduktion. Denn Lindt & Sprüngli legte uns die Lieferkette für die getestete Lindt-Vollmilch nur teilweise offen. Eigenen Angaben zufolge kennt das Unternehmen die Lieferkette sehr genau, detaillierte Belege dafür schickte uns Lindt aber nicht.
Auch 22 weitere der 25 Schokoladen-Anbieter im Test legten die Lieferkette nicht komplett offen, neun davon lieferten gar keine Informationen.
Lindt zufolge stammt der verarbeitete Kakao überwiegend aus Ghana, Ecuador und anderen Ländern.
Auch andere Aspekte blieben unklar. So machte Lindt keine konkreten Angaben zum gezahlten Kakaopreis und konnte nicht belegen, dass hochgiftige Pestizide auf den Plantagen der Lindt-Lieferanten verboten sind. Beides ist auch bei einigen weiteren Anbietern im Test der Fall.
Kakaoproduktion von Lindt im Test intransparent
Verbotene Kinderarbeit und Rodungen von geschütztem Wald sind in der Kakaoproduktion für die getestete Lindt Vollmilch nicht auszuschließen. Lindt & Sprüngli legte uns auf Anfrage keine gegenteiligen Belege vor. Auch das ist bei vielen weiteren Anbietern im Test der Fall.
Außerdem hat uns Lindt aus unserer Sicht nur teilweise belegt, dass sich der Schokoladenhersteller an sozialen Mindeststandards orientiert.
So reagierte Lindt & Sprüngli auf das Testergebnis: Der Schokoladenhersteller teilte uns mit, dass die komplette Kakaobohnen-Beschaffungskette im kommenden Jahr rückverfolgbar und verifiziert sein soll. Zudem sei Lindt & Sprüngli Mitglied in der Cocoa & Forest Initiative (CFI).
So kommt es zu unserem Gesamturteil
Das Gesamturteil beruht auf den Teilergebnissen Inhaltsstoffe sowie Kakaoproduktion und Transparenz. Weil der Gehalt an Mineralölbestandteilen in der Lindt-Schokolade aus unserer Sicht "stark" erhöht und Aroma zugesetzt ist, lautet das Teilergebnis Inhaltsstoffe "ausreichend". "Ungenügend" fällt das Teilergebnis Kakaoproduktion und Transparenz aus. Ausschlaggebend dafür waren unserer Meinung nach insbesondere unzureichende Nachweise.
Aus den Teilergebnissen Inhaltsstoffe sowie Kakaoproduktion und Transparenz ergibt sich das Gesamturteil "mangelhaft". Details zu Bewertung und Prüfmethoden lesen Sie hier auf der Seite zum Test im Abschnitt Testverfahren.
Das zeigt der Test: Nur zwei Schokoladen im Test können wir mit dem Testurteil "gut" empfehlen. Sieben fallen mit "mangelhaften" oder "ungenügenden" Noten durch. Die Hauptprobleme: Belastungen mit Mineralölbestandteilen und fehlende Transparenz in der Kakaoproduktion. Viele Hersteller legen ihre Lieferkette nicht bis zum Kakao-Bauern offen. Die meisten Firmen können dies auch gar nicht, weil sie gar nicht wissen, wer ihren Kakao produziert hat.
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