Es dürfte niemanden überraschen, dass viele Lebensmittelhersteller die anhaltende Inflation nutzen, um dauerhafte Preiserhöhungen an den Kunden vorbeizuschmuggeln. Denn wenn die Preise ohnehin angepasst werden (müssen), kann man auch gleich die Füllmengen reduzieren – so offenbar der Gedanke des einen oder anderen Anbieters.
Lese-Tipp: Welche Tricks Hersteller noch nutzen, um Preiserhöhungen zu verschleiern, haben wir in einem separaten Artikel zum Phänomen "Shrinkflation" zusammengefasst.
Eishersteller führen Kunden auf Glatteis
Was vielleicht doch überrascht, ist die Dreistigkeit, mit der so mancher Eisriese bei seinen Preiserhöhungen vorgeht – meint zumindest die Verbraucherzentrale Hamburg. Und kritisiert, dass Eishersteller offensichtlich beschlossen haben, zu Beginn der neuen Eissaison die Füllmengen ihrer Produkte zu verringern, die Stückzahlen ihrer Packungen zu reduzieren, den Packungspreis zu erhöhen – oder gleich alles zusammen. So kommen bei den Kundinnen und Kunden Kostenaufschläge von bis zu 63 Prozent an, wie die Verbraucherzentrale moniert.
"Mindestens ein Dutzend Eissorten sind betroffen", teilt die Hamburger Organisation auf ihrer Website mit: "Manchmal steigt im Handel zusätzlich der Preis."
"Das Unternehmen Froneri bietet als Lizenznehmer von Marken wie Milka, Oreo, Daim und Toblerone, die zum Lebensmittelkonzern Mondelez gehören, verschiedene Sorten Stieleis an. Bisher gab es das Eis im Vierer-Pack, jetzt sind nur noch dreimal Eis am Stiel in der Packung. So manche Familie muss deswegen ab sofort zwei Eispackungen kaufen. Außerdem ist das Eis selbst geschrumpft. So stecken im Milka- und im Daim-Eis sowie im Oreo-Eis bloß noch 90 Milliliter – zuvor waren es 100 Milliliter, beim Oreo-Eis sogar 110 Milliliter", schreibt die Verbraucherzentrale.
"Das Eis von Oreo, Milka und Daim – sie sind unsere aktuelle Mogelpackung des Monats", so die Verbraucherzentrale weiter.
Alle Eispreiserhöhungen im Überblick
Hier finden Sie alle Preishöhungen im Überblick, die die Verbraucherzentrale gefunden hat (nach Prozenten in absteigender Reihenfolge geordnet):
Nachdem die Verbraucherzentrale die zahlreichen Eispreiserhöhungen entdeckt und dokumentiert hatte, bat sie die Hersteller um Stellungnahme.
Hersteller beklagen gestiegene Kosten
"Froneri, einer der größten Eishersteller der Welt und eng mit Nestlé verbandelt, antwortete vage, dass es "einen deutlichen Trend hin zu kleineren Portionsgrößen" gäbe. Diese Aussage hat jedoch wenig Substanz und ist unseres Erachtens eine plumpe Ausrede", schreibt die Verbraucherzentrale.
Alle Hersteller beklagten in ihren Stellungnahmen außerdem höhere Preise für Rohstoffe und Energie – eine Aussage, die die Verbraucherzentrale nicht gelten lassen will. "Wir bezweifeln, dass die gestiegenen Kosten sich so stark auf den Verkaufspreis auswirken", heißt es von dort: "Hier gibt es aus unserer Sicht Gewinnmitnahmen bei Herstellern und Händlern."
Auf die Eisdiele ausweichen?
Leider hilft es zurzeit wenig, die Supermarktware einfach links liegen zu lassen. Denn: Auch an fast allen Eisdielen ist die Teuerungswelle längst angekommen, und Preise von 1,80 Euro, 2 Euro und mehr pro Kugel sind keine Seltenheit mehr. Immerhin haben Sie beim Eissalon vor Ort noch die Möglichkeit, das Eis vor dem Kauf zu inspizieren. Worauf Sie dabei achten sollten, erfahren Sie in: Gutes Eis erkennen – worauf Sie in der Eisdiele achten sollten.
Hinweis: In einer früheren Version des Artikel hieß es, dass das Unternehmen Mondelez die "Mogelpackung des Monats" erhalten hat. Die Verbraucherzentrale hat diese Aussage korrigiert: "Die genannten Marken (Anm. d. Red.: Oreo, Milka, Daim und Toblerone) gehören zwar zum Lebensmittelkonzern Mondelez, die Produktion des Stieleises übernimmt jedoch als Lizenznehmer das Unternehmen Froneri Ice Cream Deutschland. Für die Füllmengenreduzierungen verantwortlich zeichnet also Froneri."
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