Abgepackte Salatprodukte sind beliebt als Snack für die Mittagspause. So gesund wie sie auf den ersten Blick aussehen, sind die bereits geschnittenen, gewaschenen und in Plastik verpackten Fertigsalate aber nicht: Keineswegs neu ist, dass die Fertigprodukte häufig mit Keimen belastet sind. Jetzt haben Wissenschaftler des Julius Kühn-Instituts (JKI) auf abgepackten Salaten und frischen Kräutern aus dem Supermarkt sogar Bakterien gefunden, die resistent gegen Antibiotika sind. Das bedeutet: Bei einer Infektion mit den Bakterien sind Antibiotika wirkungslos.
Für die Untersuchung hat die Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Kornelia Smalla in deutschen Supermärkten 24 verschiedene Mix-Salate, Rucola und frische Kräuter erworben. Im Fokus der Untersuchungen stand die Resistenz von Escherichia coli-Bakterien auf das Antibiotikum Tetrazyklin. Die Forscher fanden in allen untersuchten Proben Kolibakterien, die gegen das Antibiotikum Tetrazyklin resistent sind.
Wie aber kommen die Bakterien in den Fertigsalat? Die Forscher vermuten, dass Reste des Medikaments Tetrazylin über die Ausscheidungen von Tieren in Form von Gülle als Dünger auf die Felder gelangen. Tetrazylin wird häufig in Tierställen eingesetzt. Auch resistente Keime sollen über Tierausscheidungen auf die Felder kommen.
Keime mit mehreren Antibiotika-Resistenzen auf Fertigsalaten
Im zweiten Schritt untersuchten die Forscher, ob die Keime auch gegen weitere Antibiotika resistent sind. Bei einigen Bakterien war eine ganze Reihe von Medikamenten wirkungslos - unter anderem waren die Bakterien auch gegen Penicillin, Amoxicillin und Ampicillin resistent. Diese Antibiotika sind für die Behandlung schwer kranker Patienten äußerst wichtig.
Ein spannendes Teilergebnis der Studie: „Die an sich harmlosen Bakterien könnten ihre Resistenzgene im menschlichen Darm auf andere krankmachende Bakterien übertragen", erklärt die Arbeitsgruppe um Kornelia Smella die Gefahr im Fachmagazin „mBio“. Man bezeichnet das als "horizontalen Gentransfer". „In der Natur versetzt der horizontale Gentransfer Bakterien in die Lage, sich schnell an wechselnde Umweltbedingungen anzupassen. Wird ein Patient mit Antibiotika behandelt, haben Bakterien, die solche übertragbaren Resistenzgene in ihr Erbgut aufgenommen haben, einen Vorteil und vermehren sich stärker als ihre nicht so ausgestatteten Konkurrenten“, so das JKI.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) gibt folgende Empfehlungen:
- Rohkost, Blattsalate und frische Kräuter vor dem Verzehr gründlich waschen, um das Risiko der Aufnahme von Krankheitserregern oder antibiotikaresistenten Bakterien zu minimieren.
- Aber: Auch durch Waschen allein lassen sich die auf den pflanzlichen Lebensmitteln möglicherweise vorhandenen Krankheitserreger oder antibiotikaresistenten Bakterien nicht sicher entfernen. Besonders immungeschwächte Personen sollten nach Rücksprache mit dem Arzt Gemüse und frische Kräuter vor dem Verzehr ausreichend kochen – mindestens zwei Minuten bei 70° C im Inneren des Lebensmittels.
- Schwangere und Menschen mit einem schwachen Immunsystem sollten am besten auf den Verzehr von vorgeschnittenen und verpackten Salaten verzichten. In der Vergangenheit wurde festgestellt, dass von diesen Fertigprodukten eine erhöhte Keimgefahr ausgeht.
Quelle: Die Ergebnisse sind kürzlich unter dem Titel „The transferable resistomeofproduce“ in der Fachzeitschrift mBio erschienen.