Nachhaltig grillen: Tipps zum umweltverträglicheren Grillvergnügen

Autor: Meike Rix/Lino Wirag | Kategorie: Essen und Trinken | 06.06.2024

Nachhaltig grillen: So schonen Sie Klima, Umwelt und Tiere beim Grillen
Foto: Shutterstock/RossHelen

Schadet Grillen nicht dem Klima, der Luftqualität und dem Tierwohl? Tut es. Die gute Nachricht: Grillen geht auch einigermaßen klima- und umweltfreundlich. Wir haben Ratschläge.

Grillen ist weder klimaneutral noch besonders ressourcenschonend. Und, wie sich erahnen lässt, wenn die Augen in Grillnähe zu tränen beginnen: Laut Umweltbundesamt (UBA) belastet Holzkohle-Qualm die Atemluft am Grill und in der Nachbarschaft mit Feinstaub und Ruß.

Jeden Tag mit Kohle zu grillen ist deswegen enorm ungesund. Global gesehen ist der beim Brutzeln anfallende Rauch aber nicht das Hauptproblem. Der TÜV Rheinland hat schon vor rund zehn Jahren eine Öko-Bilanz für einen typischen Grillabend mit zwei Familien erstellt. Ergebnis: Bei allen drei Grillarten – also Elektro-, Kohle- und Gasgrill – entstanden zwischen 17,5 und 18 Kilogramm klimaschädliche Treibhausgase an Emissionen (berechnet in sogenannten CO₂-Äquivalenten). Das entspricht einer Autofahrt von rund 120 Kilometern in einem Mittelklassewagen.

Nachhaltiger grillen: Rindfleisch als Klimakiller

Welche Art von Grill man verwende, spiele nur eine untergeordnete Rolle, so die TÜV-Prüfer. Etwa 95 Prozent der durch das Grillen anfallenden klimarelevanten Emissionen würden nämlich durch das Grillgut verursacht, das erzeugt, transportiert, gelagert und gekühlt werden muss.

Welche der Zutaten, die häufig auf den Grill kommen, verursachen die meisten Treibhausgase?

  • Der größte Klimasünder: Rindfleisch. Ein Hauptgrund: Die Wiederkäuer stoßen große Mengen des Treibhausgases Methan aus. Hinzukommt: Rinder verbrauchen große Mengen Futtermittel, häufig handelt es sich dabei um Soja, dessen massenhafter Anbau wiederum seine Spuren hinterlässt. 1 kg Rindfleisch verursacht auf diese Weise bis zu 28 kg Treibhausgase.
  • Danach kommt in der TÜV-Bilanz der Grillkäse, weil darin viel Milch verarbeitet ist.
  • Die Produktion von Schweine- und Geflügelfleisch für Bratwürste & Co. belastet das Klima weniger als Rindfleisch und Käse – aber immer noch um ein Vielfaches mehr als Gemüse. 1 kg Gemüse ist für weniger als 1 kg Treibhausgase verantwortlich, also nur für einen Bruchteil der Bilanz von Fleischprodukten.

Das schlechte Gewissen grillt also mit. Auch, weil wir natürlich wissen, dass das Fleisch auf dem Grill nicht als knuspriges Rippchen auf die Welt kam, sondern häufig ein Produkt der konventionellen Massentierhaltung ist, das Tieren nur ein kurzes, unbequemes Leben bis zur Schlachtbank zugesteht. 

Ökologischer grillen für Umwelt und Tiere 

Leider hat sich das schlechte Image der Hühner-, Rinder- und Schweinehaltung in den vergangenen Jahren immer wieder bestätigt. Unsere Tests von Grillwürsten und Grillfleisch haben die traurige Realität in der Schweinehaltung immer wieder gezeigt: Kupierte Schwänze, kastrierte Ferkel, viele Antibiotika, kein Auslauf und kaum Platz. Auf dem Weg zu echtem Tierwohl muss noch viel passieren.

Und jetzt? Wir meinen: Nichtgrillen ist auch keine Alternative. Denn: Sie haben es selbst in der Hand, Ihr Grillfest so zu gestalten, dass Umwelt, Klima und Tiere möglichst unbeschadet davonkommen. Folgende Ratschläge helfen. 

    Besser für die Umweltbilanz: Gemüse statt Fleisch auf dem Grill-Teller.
    Besser für die Umweltbilanz: Gemüse statt Fleisch auf dem Grill-Teller. (Foto: Shutterstock/Westend61)

    Nachhaltiger grillen: Mit diesen Tipps klappt's

    1. Rauch eindämmen

    Das Umweltbundesamt (UBA) empfiehlt, statt eines klassischen Holzkohle-Grills einen Gas- oder Elektrogrill zu verwenden, um die Luft weniger zu belasten.

    Wenn es doch Kohle sein soll, lässt sich die Rauchentwicklung mit einem Anzündkamin (eine Art Metallzylinder, der das Anzünden beschleunigt) und guter Luftzufuhr geringer halten. Davon profitiert nicht nur die Atmosphäre, sondern auch die Atemwege der Grillfest-Teilnehmer und Nachbarn. 

    In Innenhöfen und auf Balkonen sollten Sie nicht mit Holzkohle grillen. Neben dem Qualm ist der Funkenflug nicht zu unterschätzen. Deshalb gilt auch: Nicht unter Bäumen oder auf trockenen Wiesen grillen.

    2. Bessere Kohle kaufen 

    Auch wenn die meisten Deutschen sich bei einem Neukauf inzwischen für einen Gasgrill entscheiden würden (so eine Forsa-Umfrage von 2021), grillt die Mehrheit mit Holzkohle. Da ist es eigentlich ein Skandal, dass Grillkohle aus Raubbau in Urwäldern bis heute nicht verboten ist. Steht auf der Verpackung gar keine Angabe zur Herkunft oder Baum-Art, sollten Sie skeptisch sein.

    In unserem Grillkohle-Test haben wir im Jahr 2022 überprüft, welche Baumarten in den Tüten stecken. Hier erfahren Sie mehr:

      Umweltschutzorganisationen wie WWF empfehlen Kohle mit den Siegeln von PEFC, FSC oder – am besten, weil am strengsten – Naturland. Im Zweifel sind zertifizierte Produkte vertrauenswürdiger als solche mit Werbung wie "ohne Tropenholz", "Naturprodukt" oder "aus bewirtschafteten Forstbeständen". Ein DIN-Prüfzeichen garantiert zudem, dass keine Holzschutzmittel oder andere unerwünschte Stoffe in der Kohle enthalten sind.

      3. Weniger Fleisch auf den Grill legen

      Je mehr Gemüse und je weniger tierische Produkte auf den Grill kommen, desto besser ist die Umweltbilanz. Und wenn es doch Fleisch sein soll: Schweinefleisch und Geflügel sind, siehe oben, weniger klimaschädlich als Rindfleisch.

      Bemerkungen über Grilltofu oder Sojasteaks nach dem Motto "Für den Sojaanbau wird doch auch Regenwald abgeholzt" haben übrigens kaum eine Grundlage. Innerhalb Deutschlands wurden 2022 laut Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) gerade einmal zehn Prozent des angebauten Sojas direkt zu Lebensmitteln für den Menschen verarbeitet. In anderen Ländern sind die Quoten teilweise noch geringer. Die meisten Sojabohnen landen also im Trog der Tiere.

      4. Bio-Fleisch bevorzugen 

      Bio-Tiere haben's besser. Besser heißt aber nicht gut. Auch im Bio-Bereich gibt es teils kritikwürdige Haltungsbedingungen. Aber für gewöhnlich haben die Tiere mehr Platz und Auslauf.

      Dabei ist das EU-Bio-Label unterer Standard – die Anbauverbände Bioland, Demeter und Naturland sind strenger. Auch das Fleisch mit dem Label des Vereins Neuland steht für höhere Anforderungen ans Tierwohl, ist allerdings nicht überall zu finden.

        5. Fisch sorgsam auswählen

        Grillen Sie möglichst ungefährdete Fischarten. Unsere Tipps:

        6. Wiederverwendbare Grillschalen und Geschirr verwenden

        Nutzen Sie nach Möglichkeit keine Aluschalen oder Alufolie, sondern besser wiederverwendbare Grillschalen oder -platten aus Edelstahl, Keramik oder Stein. Wer will, kann sogar auf Kohlblättern grillen. Aluschalen und -folie sind für säurehaltige oder salzige Speisen ohnehin nicht geeignet, weil sich dann Aluminiumionen aus der Folie lösen und in die Lebensmittel (und darüber in den Körper) gelangen können.

        Und zum Geschirr: Einfach das Gleiche nutzen wie zu Hause oder einmal in ein gutes und robustes Set Campinggeschirr investieren. Der Verkauf von Einweggeschirr aus reinem Plastik ist in der EU sowieso schon seit 2021 verboten, und auch die Pappteller, die sich noch im Handel finden, sind nicht besonders ökologisch, weil oft mit Kunststoff beschichtet.

        Nachhaltiger grillen: Wer auf viel Gemüse, Bio-Fleisch und ungefährdeten Fisch setzt, macht vieles richtig.
        Nachhaltiger grillen: Wer auf viel Gemüse, Bio-Fleisch und ungefährdeten Fisch setzt, macht vieles richtig. (Foto: Shutterstock/Photographee.eu)

        7. Solar- und Elektrogrill sparen CO₂

        Auch wenn es zu Beginn hieß, dass Gas-, Elektro- und Kohlegrill sich nicht groß unterscheiden, was die CO₂-Bilanz betrifft, gibt es zwei Varianten, die besonders klimafreundlich sind:

        1. Wer Steaks und Gemüse mit dem Solargrill brutzelt, holt sich die nötige Gluthitze direkt aus der Sonne.
        2. Einen Elektrogrill nutzen, ihn aber mit echtem Ökostrom betreiben. So fällt – zumindest rechnerisch – kein CO₂ für die Grillglut an.

        Was schließlich den Gasgrill betrifft: Er mag zwar nicht groß auf die CO₂-Bilanz einzahlen, aber er steht wesentlich besser da, was den Schadstoffausstoß betrifft, und ist deshalb ebenfalls eine sinnvolle Alternative zum Grillen mit Holzkohle.

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