- Eier landen nicht nur pur, sondern auch verarbeitet als Nudeln, Kuchen und anderen Backwaren häufig auf unseren Tellern.
- Viele Eier stammen nicht aus ökologischer Tierhaltung, sondern aus Legebatterien. Die männlichen Küken werden kurz nach dem Schlüpfen getötet.
- Wir zeigen, wo Sie Eier ohne Kükentöten bekommen und auf was Sie achten sollten.
Mehr als 12,5 Milliarden Eier landeten 2019 auf den Tellern der Bürger in Deutschland. Diese wurden von rund 42 Millionen Legehennen gelegt. Das geht aus einer Statistik des Statistischen Bundesamtes hervor. Auffällig: Nur rund 12 Prozent stammten aus ökologischer Erzeugung. Glücklicherweise gibt es immer mehr Eier ohne Kükentöten – wir geben Ihnen einen Überblick.
Kükentöten: Eierproduktion in der Kritik
Die Eierproduktion steht seit Jahren in der Kritik. Denn im Gegensatz zu früher werden die meisten Hühner heute für zwei Zwecke gezüchtet: Die Hochleistungs-Legehennen sollen Eier legen, die Masthühner Fleisch ansetzen. Das führt dazu, dass die männlichen Küken der Legehennenrassen kurz nach dem Schlüpfen getötet werden. Denn sie legen weder Eier, noch eignen sie sich zum Mästen, weil sie deutlich langsamer Fleisch ansetzen. Somit kostet ihre Haltung Geld, sie bringen aber letztlich keinen Gewinn.
Die Konsequenz: Sie werden getötet. Rund 45 Millionen männliche Küken werden jährlich geschreddert oder vergast. Und das ist – übergangsweise weiterhin – gesetzlich erlaubt. Erst Anfang 2022 soll mit dem Töten männlicher Hühnerküken Schluss sein. Die Bundesregierung hat dem entsprechenden Gesetzesentwurf zur Änderung des Tierschutzgesetzes kürzlich zugestimmt.
Mittlerweile wurden drei praxistaugliche Alternativen zum Kükenschreddern entwickelt:
Alternative zum Kükentöten: Geschlechterbestimmung im Brutei
Mit dem Verfahren zur Geschlechterbestimmung im Brutei soll in der Zukunft verhindert werden, dass männliche Küken schlüpfen. Denn: Ausgebrütet werden nur weibliche Legehennen. Die anderen Eier, aus denen Hähne schlüpfen würden, werden aussortiert. Sie werden beispielsweise zu Tierfutter verarbeitet.
Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) fördert die Entwicklung von Verfahren zur Geschlechtsbestimmung der Küken. Es gibt zwei Ansätze:
- Das endokrinologische Verfahren: Eine Maschine entnimmt aus den Bruteiern einen kleinen Tropfen Flüssigkeit, nachdem diese etwa neun Tage lang gebrütet wurden. Der Embryo wird dabei nicht beschädigt. Mit einem biotechnologischen Nachweisverfahren wird dann das Geschlecht bestimmt.
- Das spektroskopische Verfahren: Ein spezieller Lichtstrahl wird auf das Innere des Eis gerichtet, nachdem es vier Tage lang gebrütet wurde. Durch die Analyse des reflektieren Lichts wird dann das Geschlecht festgestellt.
Eine weitere Alternative zum frühen Kükentöten ist die Haltung von Zweitnutzungshühnern. Der Einsatz dieser Tiere wird ebenfalls vom BMEL gefördert. Zweitnutzungshühner sind Tiere, von denen Landwirte sowohl Eier als auch Fleisch gut nutzen können.
Hybridhühner und Zweitnutzungshühner für Eier ohne Kükentöten
Hochgezüchtete Hybridhühner
Manche Hühnerrassen legen gut, andere liefern viel Fleisch. Die intensive Zucht der vergangenen 50 Jahre hat diese Trennung von Ei- und Fleischproduktion zur Perfektion gebracht: Legeleistungen von bis zu 330 Eiern im Jahr und Masthähnchen, die von der Hühnerstange fallen, weil sie wegen ihrer fetten Brust das Gleichgewicht nicht mehr halten können. Solch eine Spezialisierung funktioniert nur mit sogenannten Hybridzüchtungen. Das sind Kreuzungen aus verschiedenen Inzuchtlinien, die genetischen Gesetzen folgend zu wahren Wunderhühnern werden. Sie vereinen die besten Eigenschaften von vier Linien.
Wenn die Hybridhühner Nachkommen zeugen, spalten sich die gewünschten Eigenschaften nach den Mendel’schen Regeln sehr schnell wieder auf: Die schöne Lege- und Mastleistung ist wieder dahin. Das ist sehr praktisch für die wenigen Zuchtkonzerne, die den Markt dominieren. Die Landwirte können diese Tiere nicht selbst weiterzüchten, sondern sind auf den Zukauf der Nachkommen von Zuchtunternehmen angewiesen. Auch für den Bio-Bereich haben die großen Firmen passende Hybridhühner gezüchtet, die beispielsweise besser an das ökologische Futter und die Bio-Haltung angepasst sind.
Zweitnutzungshühner
Bei Zweinutzungshühnern wachsen die weiblichen Küken zu Legehennen heran und die männlichen Küken werden zur Mast aufgezogen. Bislang legen die Hühner der Zweinutzungsrassen im Vergleich zu reinen Legelinien deutlich weniger Eier. Auch die Hähne der Zweinutzungsrassen nehmen vergleichsweise wesentlich langsamer an Gewicht zu.
Gerade in der Bio-Branche laufen Forschung und Praxis aber schon lange. Es gibt viele Bio-Bauern und Initiativen, die solche Rassehühner wie Les Bleues und das Sulmtaler Huhn bereits halten und erfolgreich vermarkten. Sie haben allerdings häufig den direkten Kontakt zu ihren Kunden, etwa im Hofladen, und können die nötigen Preisaufschläge erklären und ein Mehr an Tierwohl direkt vor Ort zeigen.
Der Anteil an solchen Zweinutzunghühnern ist noch verschwindend gering. Im Naturkostfachhandel findet man selten Produkte von ihnen, im Supermarkt so gut wie gar nicht. Der Handel spricht derzeit häufig von Zweinutzungshennen, wenn das Konzept Hochleistungshenne + Bruderhahn gemeint ist. Das bedeutet: Die Brüder der Legehennen werden aufgezogen, setzen aber nur wenig Fleisch an. Die Hennen müssen sie also mitfinanzieren.
Das Konzept Gleichberechtigung in der Geschwisterschaft erfüllen nur echte Zweinutzungshühner. Inga Günther ist Geschäftsführerin der Firma Ökologischen Tierzucht, kurz ÖTZ. Die gemeinnützige Gesellschaft wurde von den Öko-Verbänden Demeter und Bioland 2015 gegründet, um die Zucht von gesunden und rentablen Bio-Hühnern weiter voranzubringen. Die Züchtungsarbeit hat nun vielversprechende Kreuzungen aus drei ursprünglichen Zweinutzungsrassen erbracht. Coffee und Cream heißen sie, weil das Gefieder der Tiere braun, weiß und beige glänzt. "Wir freuen uns, dass wir jetzt Tiere haben, die wir als wirkliche Zweinutzungstiere anbieten können", sagt Günther.
Aufzucht der Bruderhähne
Als dritte Alternative zum Kükentöten gibt es die "Bruderhähne", die männlichen Geschwister der Legehennen. Statt sie nach der Geburt zu töten, werden die Hähne zur Fleischerzeugung aufgezogen. Die Aufzucht dauert in etwa viermal so lange wie die Aufzucht von Masthennen. Auch der Futterverbrauch ist höher, die späteren Fleischstücke dieser Hähne haben einen höheren Fettanteil.
Die höheren Kosten der Bruderhahn-Aufzucht werden in der Regel über den Eierverkauf ausgeglichen: Die Eier der Legehennen kosten etwas mehr; der Preisaufschlag wird meist entsprechend vermarktet.
Eier ohne Kükentöten: Überblick über Initiativen
Wenn Sie weiter Eier essen, aber das frühe Kükentöten nicht unterstützen wollen, können Sie auf Alternativen zurückgreifen. Hier ein Überblick über einige Initiativen und Projekte, die garantieren, dass männliche Küken mit aufgezogen und nicht getötet werden:
- Eier der Bruderhahn Initiative Deutschland (BID): Auf der Internetseite der Initiative finden Sie geordnet nach der Postleitzahl eine Liste der Verkaufsstellen.
- Eier der Initiative haehnlein: Es gibt sie in den Märkten von Alnatura, Edeka, Real, Rewe, tegut und in denn's Biomärkten. Auf der Internetseite der Initiative können Sie nach Händlern suchen.
- Eier der Alnatura Bruderküken-Initiative: Die Eier sind in Alnatura-Märkten erhältlich.
-
Eier der basic Bruderherz-Initiative: Sie werden in allen Basic-Biomärkten verkauft.
- Eier mit dem Label Aus ökologischer Tierzucht: Diese finden Sie in Hofläden, Basic-Biomärkten und in den Läden von Ebl-Naturkost.
- Eier der Initiative Bruder-Ei: Die Eier können Sie in allen SuperBioMärkten kaufen.
- Eier der Initiative RespEGGT: Die Geschlechtsbestimmung im Brutei verhindert Kükentöten, diese Eier gibt es bei Penny, Rewe, Edeka und Marktkauf zu kaufen.
- Eier der Initiative "Huhn & Hahn": Diese Eier gibt es in ausgewählten Märkten von Edeka, REWE, Netto und Kaufland zu kaufen.
- Herzbube-Eier von Penny: Diese Eigenmarken-Eier werden in allen Penny-Märkten in Deutschland verkauft.
- Eier des Projekts Spitz und Bube von Rewe: Sie sind in teilnehmenden Rewe- und Penny-Märkten erhältlich.
-
Eier des Projekts Henne & Hahn von Aldi: Die Eier gibt es in teilnehmenden Aldi-Märkten zu kaufen.
Wichtig: Nicht alle Eier ohne Kükentöten sind jedoch Bio-Eier. Es gibt diese Eier auch aus Bodenhaltung.
Weiterlesen auf oekotest.de:
-
Eier im Test: Für zwei Drittel der Hühnereier mussten Küken sterben
- Eier-Test: So erkennen Sie, ob das Ei noch frisch ist
- Eier kochen: So lange müssen harte und weiche Eier kochen
- Wie viele Eier sind wirklich gesund?
- Eier färben: So malen Sie Ostereier natürlich bunt
- Darum sollten Sie keine bunten Ostereier kaufen