Nutella, Hanuta, Duplo und so weiter – der Süßwarenkonzern Ferrero benötigt unglaubliche Mengen an Haselnüssen für seine Produkte. Bei Haselnusscreme ist Nutella unangefochtener Marktführer in Deutschland. Ein großer Teil der Haselnüsse kommt aus Chile. Dort wird ein hochgiftiges Pestizid eingesetzt, das in Europa verboten ist: Paraquat. „Haselnüsse“ mit Pestiziden“ war Thema im „Weltspiegel“ am Wochenende.
Pestizid Paraquat: In Chile legal
In Europa ist der Einsatz des Agrargifts Paraquat verboten, in Chile darf es ganz legal verwendet werden. Recherchen des Pestizid-Aktions-Netzwerks (PAN) zufolge wird das Totalherbizid auf den Haselnuss-Plantagen von Ferrero in Chile versprüht. Der Beitrag im Weltspiegel zeigt leere Paraquat-Kanister auf den Plantagen. Dabei ist das Mittel hochgiftig: Paraquat kann laut PAN zu Nierenversagen, Atemnot oder Seh- und Leberschäden führen. Auch Hautverletzungen und Schädigungen des Embryos im Mutterleib werden mit dem Gift in Verbindung gebracht. Neben Paraquat komme auch Glyphosat zum Einsatz: Auf Ferreros firmeneigenen Plantagen in Chile warnen Schilder vor dem Pestizid.
Juristisch ist der Fall klar: In Chile darf der Unkrautvernichter eingesetzt werden. In den fertigen Produkten, die es in Europa dann zu kaufen gibt, darf Paraquat nicht mehr nachweisbar sein.
Der Weltspiegel hat Ferrero um eine Stellungnahme gebeten. Ferrero teilte mit, dass ihre Rohstoffe auf Pflanzengift getestet werden: „Alle Haselnüsse werden (...) auf mögliche Kontaminanten wie Paraquat (...) analysiert. Bisher wurden keine Rückstände gefunden." Unsere vergangenen Analysen bestätigen das: Agrargiften gehen nur selten in die Nüsse über, so unsere Erfahrung und die unseres Labors, das auf Pestizidanalysen spezialisiert ist. Nutella wurde von ÖKO-TEST im März 2018 auf Paraquat analysiert: Rückstände konnte das Labor nicht nachweisen.
Welche Folgen hat Pestizideinsatz auf Menschen in Chile?
Auch wenn die gespritzten Haselnüsse uns nicht unbedingt krank machen, für die Menschen, die auf den Plantagen arbeiten oder in ihrer Nähe leben, ist das hochgiftige Mittel eine große Gefahr. Schulen liegen oft ohne Sicherheitsabstand direkt neben den Feldern, auf denen Pestizide eingesetzt werden. Laut Weltspiegel schlagen Schulleiter schon Alarm und beklagen große Lernschwierigkeiten bei den Schülern. Zudem stehen die Agrargifte unter dem Verdacht, krebserregend zu sein.
Wissenschaftler fordern ein Verbot der verdächtigen Pestizide. Die TAZ erklärt in einem offenen Brief an Ferrero: „Es geht nicht um Rückstände im Endprodukt - es geht um Ihre Unternehmensverantwortung in der Lieferkette und die Vermeidung von Krebserkrankungen bei Plantagen-ArbeiterInnen und AnwohnerInnen.“ Auch wir finden: Es sollten nur in Europa zugelassene Pestizide eingesetzt werden. Zudem gehört der umstrittene Unkrautvernichter Glyphosat endlich verboten.
Quelle: RAP / ARD Mediathek - Hier können Sie den Beitrag des "Weltspiegel" anschauen
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