Radioaktive Strahlung bei Waldpilzen: Was Sammler beachten müssen

Autor: dpa | Kategorie: Essen und Trinken | 12.09.2024

Person mit Korb kniet im Wald
Foto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa-tmn

Es klingt erst mal erschreckend: Noch immer findet sich mancherorts in Pilzen im Wald eine radioaktive Belastung. Jedoch beruhigt das Bundesamt für Strahlenschutz. Was Pilzliebhaber beachten müssen.

Es ist fast 40 Jahre her und doch kann man die radioaktiven Spuren der Atomreaktor-Katastrophe von Tschernobyl noch immer messen: In Pilzen, die man im Herbst in Wäldern sammeln kann. 

Darin sieht das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) aber an sich kein Problem. "In einigen Regionen Deutschlands können Wildpilze zwar noch erhöhte Werte an radioaktivem Cäsium-137 aufweisen", so die Behörde. Für die Strahlendosis durch Pilzmahlzeiten sei aber auch die Menge entscheidend: Ein maßvoller Verzehr sei überall in Deutschland unbedenklich.

Das sind die wichtigsten Fakten für Pilzliebhaber, die lieber vorsichtig sein wollen:

Woher kommt die Belastung?

"Hohe Cäsium-137-Werte gehen in erster Linie auf den Reaktorunfall von Tschernobyl im Jahr 1986 zurück", heißt es vom Bundesamt. Mit der Luft verteilten sich damals große Mengen radioaktiver Stoffe über Europa. Allerdings haben Wildpilze auch Cäsium-137 aufgenommen, das bei oberirdischen Kernwaffentests freigesetzt wurde.

Gibt es Orte, die besonders belastet sind?

Die Belastung war damals regional verschieden. Im deutschlandweiten Vergleich lagerte sich in folgenden Regionen besonders viel Cäsium-137 ab, in denen laut BfS auch noch heute die Grenzwerte einzelner Pilzarten überschritten sein können:

  • im Bayerischen Wald und angrenzenden Gebieten
  • im Donaumoos südwestlich von Ingolstadt
  • in der Region Mittenwald
  • im Berchtesgadener Land

Sind alle Pilze gleichermaßen betroffen?

Es gibt laut BfS Spitzenreiter unter den wildwachsenden Pilzen: Bei den Analysen der vergangenen drei Jahre 2021 bis 2023 waren Semmelstoppelpilze und Rotbraune Semmelstoppelpilze besonders belastet. Einzelne Proben dieser Pilze ergaben über 4.000 Becquerel Cäsium-137 pro Kilogramm Frischmasse. 

Verschiedene wildwachsende Schnecklingsarten, Gelbstielige Trompetenpfifferlinge, Maronenröhrlinge, Rotbraune Scheidenstreiflinge, Seidige Ritterlinge, Dickblättrige Schwärztäublinge und Blassblaue Rötelritterlinge erzielten bei den letzten Messungen Werte von mehr als 1.000 Becquerel Cäsium-137 pro Kilogramm.

Zum Vergleich: Der Grenzwert für Pilze im Handel liegt laut dem Bundesamt bei 600 Becquerel Cäsium-137 pro Kilogramm Frischmasse.

Sollte ich diese Pilze essen?

Laut dem Krebsinformationsdienst kann Cäsium-137 Zellen und DNA schädigen – langfristig kann so als Folge etwa Leukämie entstehen. Allerdings erläutert BfS-Präsidentin Inge Paulini: Solange man Pilze, die die Grenzwerte überschreiten, in Maßen verzehrt, "führen sie nur zu einer geringen zusätzlichen Strahlendosis". Es sei aber "eine ganz persönliche Entscheidung", welche zusätzliche Strahlendosis man als akzeptabel erachte. 

Wem das zu heikel ist, dem rät Paulini, auf selbst gesammelte Pilze potenziell stark belasteter Arten aus den von der Tschernobyl-Katastrophe besonders betroffenen Gebieten Deutschlands zu verzichten.

Selbst an diesen Orten gibt es Pilzarten, deren Belastung vergleichsweise viel geringer ist: Braunschuppiger Riesenchampignon, Dunkelfaseriger Champignon, Hasenröhrling, Judasohr und Riesenporling blieben bei allen BfS-Messungen unter 5 Becquerel pro Kilogramm Frischmasse.

Messwerte weiterer Pilzarten in den einzelnen Regionen kann man im jährlichen Pilzbericht des BfS nachlesen.

Was ist mit Pilzen aus dem Handel?

Sie müssen den genannten Grenzwert von 600 Becquerel Cäsium-137 pro Kilogramm einhalten. Laut BfS sind etwa Champignons, Austernseitlinge und Shiitake aus gewerblicher Produktion generell wenig belastet. Sie werden auf Substraten angebaut, die kaum radioaktives Cäsium aufweisen.

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