Wenn es um die größten Klimasünden geht, denken viele zuerst an große SUVs, an Urlaubsflüge und fossile Brennstoffe. Auf Lebensmittel kommt man nicht sofort. Die weltweite Produktion von Lebensmitteln ist für mehr als ein Drittel der Treibhausgase verantwortlich. Die Emissionen von tierischen Lebensmitteln sind doppelt so hoch wie die von pflanzlichen.
Eine Anfang 2021 veröffentlichte Studie des World Wide Fund For Nature (WWF) zeigt, dass fast 70 Prozent der ernährungsbedingten Treibhausgasemissionen in Deutschland auf den Verbrauch tierischer Lebensmittel zurückgehen.
Es macht also für jede und jeden von uns Sinn, unsere Ernährungsgewohnheiten auf den Prüfstand zu stellen. Dabei sollten Sie unbedingt auch vegetarische Lebensmittel wie Milch, Käse, Butter und Sahne in den Blick nehmen.
Das Wissen um klimaschädliche Lebensmittel kann dabei helfen:
Das sind die größten Klimasünden beim Essen
Ungefähr ein Viertel unseres durchschnittlichen persönlichen Klimafußabdrucks entfällt auf unsere Ernährung, hat der WWF berechnet. Dabei sind tierische Lebensmittel in den meisten Fällen klimaschädlicher als pflanzliche.
Die Werte, auf die wir uns hier beziehen, stammen vom Öko-Institut e.V.
Klimakiller Nummer 1: Butter (23,8 Kilo CO₂-Äquivalente)
Das klimaschädlichste Lebensmittel in dieser Liste ist vegetarisch. Die Erklärung ist naheliegend: Butter enthält viel Milch. Um genau zu sein: 18 Liter für ein Kilogramm fertige Butter. Für viel Milch braucht man viele Kühe. Und Kühe produzieren beim Verdauen jede Menge extrem schädliches Methan. Methan wirkt laut Umweltbundesamt 25-mal stärker auf das Klima ein als Kohlendioxid.
Zwar ist auch Rindfleisch ein Klimakiller, aber die Herstellung von Butter ist aufwendiger und energieintensiver. Unterm Strich werden für ein Kilogramm Butter knapp 24 Kilogramm CO₂-Äquivalente ausgestoßen.
Zur Info: CO₂-Äquivalente beziffern die Klimaschädlichkeit der Treibhausgase. Der Wert gibt an, welchen Beitrag ein Produkt zum Treibhauseffekt hat. Als Vergleichswert dient Kohlendioxid.
Klimakiller Nummer 2: Rindfleisch (13,3 Kilo CO₂-Äquivalente)
Bei Rindfleisch ist die Bilanz besser als bei Butter. Nichtsdestotrotz ist Rindfleisch die Fleischsorte, die das Klima am meisten belastet. Es hat eine viermal so hohe CO₂-Bilanz wie Geflügel- oder Schweinefleisch. Besonders schädlich fürs Klima ist Tiefkühlware. Da kommt zur Produktion auch noch die Energie für die Kühlung dazu.
Klimakiller Nummer 3: Käse und Sahne (8,5 Kilo, bzw. 7,6 Kilo CO₂-Äquivalente)
So ziemlich alles, was von der Kuh kommt, ist schlecht für unser Klima. Nicht nur für Butter, auch für Käse und Sahne werden große Mengen Milch benötigt. Generell gilt für Milchprodukte: Je mehr Fett sie enthalten, umso schlechter sind sie für die Umwelt, weil für die Herstellung mehr Milch benötigt wurde.
Klimakiller Nummer 4: Tiefkühl-Pommes (5,7 Kilo CO₂-Äquivalente)
Die Kartoffeln sind nicht schuld an dem schlechten vierten Platz der tiefgekühlten Pommes frites. Denn deren Bilanz ist eigentlich gut. Werden Kartoffeln jedoch zu Pommes verarbeitet, getrocknet, frittiert und tiefgekühlt, wird viel Energie benötigt. Ebenfalls schlecht fürs Klima ist übrigens Trockenpulver für Kartoffelbrei mit 3,8 Kilogramm CO₂-Äquivalenten.
Klimakiller Nummer 5: Schokolade (ca. 3,5 Kilo CO2-Äquivalente)
In einem Kilogramm Schokolade stecken bis zu 10.000 Liter Wasser. Negativ auf die Ökobilanz wirkt sich auch die Tatsache aus, dass Schokolade häufig Palmöl enthält, das große Anbauflächen benötigt. Und: In Schokolade ist oft viel Milch enthalten, die generell nicht gut fürs Klima ist.
Klimakiller Nummer 6: Schweinefleisch und Geflügel (ca. 3,4 Kilo CO₂-Äquivalente)
Wenn Fleisch auf den Teller soll, dann ist Schweinefleisch oder Geflügel die bessere Wahl als Rindfleisch. Diese Tiere produzieren zumindest kein Methangas. Aber auch Schweine und Geflügel brauchen viel Platz und viel Futter, das häufig aus anderen Ländern importiert wird. Für den Anbau von Futterpflanzen werden riesige Flächen gerodet.
Gut zu wissen: Bei Bio-Produkten liegen die Treibhausgas-Emissionen durchschnittlich zwischen 5 und 25 Prozent niedriger als bei konventionellen Produkten.
Die Top 5 der klimafreundlichsten Lebensmittel
- Karotten und Weißkohl: ca. 0,1 kg CO₂-Äquivalente
- Andere Obst- und Gemüsesorten (frisch und regional!): ca. 0,2 bis 0,3 kg CO₂-Äquivalente
- Pflanzenmilch aus Hafer oder Dinkel: ca. 0,3 bis 0,4 kg CO₂-Äquivalente
- Brot, Nudeln, Bulgur: ca. 0,6 bis 0,7 kg CO₂-Äquivalente
- Pflanzliche Proteinquellen wie Soja, Linsen oder Nüsse: 0,8 bis 1,2 kg CO₂-Äquivalente
Quelle: Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (ifeu)
Gesunde Ernährung ist gut fürs Klima
Regionales Obst und Gemüse sind die eindeutigen Gewinner in der Klimabilanz. Bei frischem Gemüse fallen nur 0,15 Kilogramm CO₂-Äquivalente an, Äpfel liegen mit 0,5 Kilogramm etwas höher.
Fünf Tipps für eine klimafreundliche Ernährung
1. Weniger tierische, dafür mehr pflanzliche Lebensmittel
Es muss nicht unbedingt der absolute Verzicht auf Fleisch sein: Schon wer insgesamt einfach weniger Fleisch isst, kann seine Treibhausgasemissionen um 27 Prozent senken. Wer auf eine vegane Ernährung umsteigt, verringert seine Emissionen um 48 Prozent, so der WWF.
Ein Vergleich der Klimabilanz verschiedener Ernährungsweisen (Quelle WWF) zeigt:
- Veganer und Veganerinnen verursachen 1.315 Kilogramm Treibhausgase im Jahr.
- Bei einer vegetarischen Ernährung sind es 1.360 Kilogramm.
- Eine flexitarische Ernährunsweise ist für 1.874 Treibhausgasemissionen verantwortlich.
- Bei unserer derzeitigen Ernährung sind es sogar 2.552 Kilogramm Treibhausgase.
2. Saisonales und regionales Gemüse und Obst ist am umweltfreundlichsten.
3. Wählen Sie Freilandware statt Ware aus dem Treibhaus.
4. Meiden Sie nach Möglichkeit verarbeitete Lebensmittel.
5. Zum Einkaufen laufen oder radeln und das Auto stehen lassen.
Anmerkung: Andere Untersuchungen kommen zu abweichenden Ergebnissen und damit zu unterschiedlichen Ergebnissen bei der Negativliste der klimaschädlichsten Lebensmittel. Der Grund hierfür: Die Bestimmung des ökologischen Fußabdrucks ist aufwendig, die Ergebnisse variieren abhängig von wo und wie die Produkte angebaut, transportiert und verpackt werden.
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