- Neun rote Linsen im Test schneiden mit Bestnote ab.
- Mit "ungenügend" fällt ein Produkt durch, ein paar sind mittelmäßig.
- Rote Linsen haben teils Probleme mit Pestizidrückständen und Mineralöl.
Aktualisiert am 11.11.2021 | Es gibt viele Gründe, warum Linsen in die Riege der Foodstars aufgestiegen sind: Nicht nur, dass sie voller Ballaststoffe und Spurenelemente stecken; ihr hoher Anteil an pflanzlichem Eiweiß macht sie für Fans der vegetarischen und veganen Küche ungeheuer wertvoll.
Mit der Popularität in Deutschland stieg in den vergangenen Jahren auch die Auswahl im Supermarktregal. Wir haben uns in diesem Test rote Linsen vorgeknöpft. Rote Linsen sind nichts anderes als geschälte braune Linsen, meist Berglinsen. Weil sie ohne Schale daherkommen, sind sie besonders bekömmlich, gut zu verdauen und weisen eine sehr kurze Garzeit auf.
Rote Linsen im Test: Neun sind "sehr gut"
Das Ergebnis des Linsen-Tests: Neun von 20 Produkten sind mit "sehr gut" rundum empfehlenswert. Ein paar landen im Mittelfeld, und es gibt einen Ausreißer nach unten: Das Produkt schneidet nur "ungenügend" ab. Welche Probleme sind im Test aufgefallen?
Pestizidrückstände in roten Linsen gefunden
In einigen roten Linsen haben wir Rückstände von Pestiziden gefunden, darunter die Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat und das hierzulande verbotene Glufosinat. Eine echte Überraschung war das nicht. Der Anbau von Linsen ist aufwendig und hat seine Tücken, kann durch den Einsatz von Herbiziden aber erheblich vereinfacht werden.
So müssen Linsen zum Zeitpunkt der Ernte hart und trocken sein. Herbizide wie Glyphosat und Glufosinat – im Fachjargon Totalherbizide – töten alle blatttragenden Pflanzen. Sie vernichten nicht nur Unkraut, sondern können auch der Linsenpflanze selbst den Garaus machen. Zur rechten Zeit auf die Pflanzen gesprüht, sorgen sie dafür, dass die Pflanze abstirbt und die Linsen gleichmäßig bis zur Erntereife trocknen.
Herbizid in EU verboten: Glufosinat in drei Produkten
Doch der Einsatz von Pestiziden birgt Risiken. Die europäische Chemikalienagentur ECHA hat Glufosinat als reproduktionstoxisch Kategorie 1B eingestuft. Das heißt übersetzt: Das Herbizid kann die Fruchtbarkeit beeinträchtigen und steht im Verdacht, das ungeborene Kind zu schädigen. In der EU ist seine Anwendung seit 2019 verboten.
Wie es trotzdem in die roten Linsen gelangen konnte? Die mit Glufosinat belasteten Linsen stammen von Feldern in der Türkei und in Kanada. Dort ist Glufosinat laut des Internationalen Pestizid-Aktions-Netzwerkes nicht verboten. Produziert und exportiert wird das Mittel auch vom deutschen BASF-Konzern. Im Test hat das von uns beauftragte Labor Glufosinat in drei Produkten nachgewiesen, darunter auch in einem Bio-Produkt. Wir finden: Das ist dreimal zuviel.
Auch Bio-Linsen sind belastet
Übrigens: Der gemessene Glufosinat-Wert in den betroffenen Bio-Linsen liegt über dem Orientierungswert, der üblicherweise für die Beurteilung von Pestizidrückständen in Bio-Produkten herangezogen wird. Rückstandsgehalte oberhalb dieses Wertes können auf Probleme in der Prozesskette für Bio hindeuten.
Woher kommt nun das Glufosinat in den Bio-Linsen? Der Anbieter hat uns nur sehr allgemein geantwortet und gibt als mögliche Ursache Verwehungen über die Luft an. Aus unserer Sicht wäre es angebracht, der konkreten Ursache der Belastung in diesen Bio-Linsen auf den Grund zu gehen und sie zu beseitigen.
Glyphosat als Problem in roten Linsen
Neben Glufosinat hat das Labor in fünf roten Linsen umstrittenes Glyphosat nachgewiesen. Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) stuft das Pestizid als "wahrscheinlich krebserzeugend" ein, die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) sieht keinen Krebsverdacht. Unbestritten ist jedoch, dass Glyphosat die biologische Vielfalt gefährdet.
Einige rote Linsen im Test mit Mineralöl belastet
Auch Bestandteile von Mineralöl sind ein Thema in roten Linsen. In zwei Produkten fand das Labor aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH), unter denen auch krebserregende Verbindungen sein können; in fünf Linsensorten gesättigte Mineralölkohlenwasserstoffe (MOSH), die sich in Organen anreichen.
Wie diese in Lebensmittel gelangen können? Mögliche Quellen sind Übergänge aus Verpackungen, in der Produktion eingesetzte Schmieröle oder aber Abgase von Erntemaschinen. Immerhin: die mit "sehr gut" bewerteten Linsen enthalten keine oder nur sehr geringe Mineralölrückstände.
Linsen: Gesund für Menschen und gut für Böden
Wissenswertes über Linsen:
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Linsen liefern ein wahres Feuerwerk wertvoller Nährstoffe. Sie sind eine gute Quelle für B-Vitamine, Magnesium, Eisen und Zink. Vor allem aber enthalten sie reichlich Ballaststoffe und pflanzliches Eiweiß: Durchschnittlich zu einem Viertel ihres Gewichts bestehen Linsen aus Proteinen.
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Ballaststoffe gelten als Schlüssel für eine fitte Abwehr: Denn von ihnen ernähren sich die "guten" Bakterien der Darmflora, davon profitiert das Immunsystem. Eine Portion von 50 Gramm Linsen liefert bereits ein Viertel der empfohlenen Tagesmenge an Ballaststoffen. Rote Linsen enthalten 20 bis 50 Prozent weniger, da sie geschält sind. Nicht schlimm: Es sind gerade die verbleibenden löslichen Ballaststoffe des Linsenkerns, die positiv auf die Darmflora wirken.
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Linsen bereichern auch die Fruchtfolge: Mithilfe von Knöllchenbakterien an ihren Wurzeln können sie Stickstoff aus der Luft im Boden binden – eine Art natürliche Düngung.
Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 3/2021 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Spezial Vegetarisch & Vegan 2021 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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