"Paprika edelsüß" zählt in vielen Haushalten zur Gewürz-Grundausstattung. Für uns Anlass genug, 33 solcher Gewürzpulver einer umfassenden Pestizidanalyse zu unterziehen. Das ernüchternde Ergebnis: In vielen Produkten stecken Rückstände von gleich mehreren Spritzgiften.
Das gilt auch für das Carat Paprika edelsüß von Netto: Es rasselt, wie zwölf weitere Produkte, mit der schlechtesten Note "ungenügend" durch den Test. Dabei fällt das Discounter-Gewürz durch seine extrem hohe Pestizidanzahl besonders negativ auf.
Paprikapulver von Netto im Test enthält 23 Pestizide
Insgesamt 23 verschiedene Spritzgifte haben die Laborexperten im Paprikapulver von Netto entdeckt. Damit ist das Produkt der traurige Rekordhalter in diesem Test – zusammen mit einem anderen Pulver, in dem genauso viele Pestizide nachgewiesen wurden.
Doch damit nicht genug: Im geprüften Carat-Paprikagewürz stecken acht Pestizide, die in der EU verboten oder nicht mehr zugelassen sind. Zudem stufen wir 16 der enthaltenen Wirkstoffe als besonders bedenklich für Mensch und Umwelt ein. Zum Vergleich: Derart problematische Pestizide beanstanden wir in diesem Test mehrfach.
In EU verbotenes Pestizid in Netto-Paprikapulver
Auffällig ist außerdem die im Netto-Produkt festgestellte Menge des Spritzgiftes Glufosinat: Während die übrigen Pestizide darin "nur" im Spurenbereich nachgewiesen wurden, bewerten wir den Glufosinat-Gehalt – wie bei einem anderen Gewürzpulver im Test – als "erhöht".
Zum Hintergrund: Das Breitbandherbizid Glufosinat gehört zu den aus unserer Sicht besonders bedenklichen Pestiziden. Es steht im Verdacht, die menschliche Fruchtbarkeit zu beeinträchtigen und das ungeborene Kind im Mutterleib zu schädigen. Daher darf es auch seit 2019 auf europäischen Feldern nicht mehr eingesetzt werden.
Generell beanstanden wir Glufosinat in einer ganzen Reihe von Paprikapulvern im Test. In vielen Fällen überschreiten die festgestellten Mengen den EU-Rückstandshöchstgehalt. Das ist beim Netto-Produkt nicht der Fall. Dennoch finden wir: Der Anbieter sollte seine Eigenkontrollen verstärken und dafür sorgen, dass Glufosinat gar nicht erst ins Gewürzpulver gelangt.
Sind die Pestizid-Rückstände im Gewürz bedenklich?
Stellt sich die Frage: Wie bedenklich sind nun Pestizid-Rückstände in Paprikapulvern? Akute Gesundheitsgefahr besteht bei Pestiziden im Spurenbereich erst einmal nicht. Schließlich landen die Pulver auch nicht in riesigen Mengen im Essen. Aufgrund der geringen Verzehrmenge sieht das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) sogar selbst dann kein Gesundheitsrisiko, wenn ein Paprikapulver über Grenzwert mit Spritzgiften belastet ist.
Besonders bedenklich sind aber aus unserer Sicht die Mehrfachbelastungen. Denn mögliche Gesundheitsrisiken und Wechselwirkungen durch mehrere Pestizide sind in unseren Augen noch viel zu wenig erforscht.
So setzt sich das Gesamturteil zusammen
Da das getestete Paprikapulver von Netto insgesamt 23 verschiedene Pestizide aufweist, ziehen wir vier Noten ab. Für den aus unserer Sicht "erhöhten" Gehalt an Glufosinat gibt es zwei weitere Notenabzüge. Deshalb kann das Gesamturteil für das Carat Paprika edelsüß nur "ungenügend" lauten.
Der Test zeigt: Fast alle Paprikapulver aus konventionellem Anbau sind massiv mit Pestiziden belastet. Daher fallen 14 von 33 Produkte mit "ungenügend" oder "mangelhaft" durch. Mehr dazu lesen Sie hier: Pestizide in Paprika edelsüß: Viele Gewürze gleich mehrfach belastet
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