Der russische Discounter Mere hat seine erste Filiale kurz nach der Eröffnung in Leipzig wieder schließen müssen. Erst vergangene Woche hatte der Neuling den Laden eröffnet. Der Ansturm war offenbar riesig: Ein Aushang am Laden informiert derzeit, die temporäre Schließung für zwei Tage erfolge wegen der "sehr hohen Nachfrage", so die Rundschau für den Lebensmittelhandel. Am 6. Februar will "Mere" seine Filiale wieder öffnen. Ob die Lieferschwierigkeiten ein einmaliges Problem sind, wird sich zeigen. Die Pläne des Discounters sind jedenfalls ehrgeizig: Der ersten Filiale bei Leipzig sollen deutschlandweit 100 weitere folgen.
Minimalistisch und noch billiger
Der deutsche Lebensmittelmarkt gilt als hart umkämpft. Doch Mere will sich hierzulande trotzdem im Geschäft behaupten. Auf großen Plakaten wirbt der russische Discounter mit Niedrigpreisen. Auch auf der Webseite heißt es: "Wir arbeiten nach dem Motto 'Jeden Tag nur Tiefstpreise'". Laut Welt sollen Produkte wie Nudeln, Milch, Kaffee und Salz bis zu 20 Prozent weniger kosten als bei Aldi und Lidl.
Viele der angebotenen Waren stammten aus Osteuropa, berichtete die Mitteldeutsche Zeitung. Im Sortiment fänden sich bislang nur Artikel des Grundbedarfs wie Salz, Milch, Wurst und Nudeln – Markenprodukte fehlten noch. Nach Aussage des Unternehmens soll das Angebot künftig zu 70 Prozent aus Lebensmitteln bestehen, die restlichen 30 Prozent aus Haushaltswaren, Drogerieartikel, Tierbedarf oder Textilien.
Die Einrichtung der Mere-Filiale mutet puristisch an und erinnert an die Anfänge von Aldi & Co.: Von der Decke strahlt Neonlicht, die Waren stapeln sich auf Paletten, wie erste Besucher der Welt berichteten.
Möglichst billig – das gilt nicht nur für das Sortiment, sondern auch für die Einrichtung: Auf seiner Webseite sucht Mere nach günstigen gebrauchten Kühltruhen und Einkaufswagen. "Unser Anspruch als Discount-Markt soll sich auch in unserer Ladenausstattung widerspiegeln. Eine zweckoptimierte und minimalisierte Ausrüstung, die nur auf einfache Warenpräsentation und Preisfokussierung ausgerichtet ist", so gibt das Unternehmen seine Ziele an.
Wer steckt hinter Mere?
Darüber hinaus ist bislang nicht viel über den neuen Discounter zu erfahren. Die Webseite geizt mit Informationen, Links zu Facebook- und Twitter-Accounts laufen ins Leere. Hinter Mere steht der russische Handelskonzern Torgservis, der in Russland knapp 800 Filialen besitzt. Die für Deutschland zuständige Firma ist eine Tochtergesellschaft namens TS-Markt.
Hat der Neuling eine Chance?
Die deutschen Discounter wurden in den letzten Jahren immer schicker, das Sortiment an Bio-Lebensmitteln wächst, Lidl gab vor Kurzem eine Kooperation mit Bioland bekannt. Im unteren Markt-Segment hat sich eine Lücke geöffnet, die Torgservis jetzt füllen möchte.
Dabei ist es sicher kein Zufall, dass Mere seine erste Filiale in Ostdeutschland eröffnet hat. Die Kaufkraft ist dort geringer, Immobilien können für weniger Geld angemietet werden als im Westen. Der nächste Mere-Markt soll in Zwickau öffnen. Insgesamt sind 100 Filialen geplant, Experten schätzen aber, die Zahl sei zu niedrig, um auf Dauer konkurrenzfähig zu bleiben (Quelle: Morgenpost).
Wie erfolgreich das Konzept des Billig-Discounters in Deutschland sein wird, bleibt abzuwarten. Mere könnte den Preisdruck auf die Produzenten weiter erhöhen. Für deutsche Landwirte sind bereits die Billigpreise der eingesessenen Discounter ein Problem.
Warnung vor Abwärts-Spirale bei Lebensmittelpreisen
Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hat deshalb vor einer weiteren Verschärfung des Preiskampfs bei Lebensmitteln gewarnt. Die Eröffnung der ersten Mere-Filiale in Leipzig sei ein "Alarmsignal", so NGG-Vorsitzender Guido Zeitler.
"Wer mit dem Versprechen antritt, die ohnehin schon günstigen Lebensmitteldiscounter in Deutschland drastisch zu unterbieten, der dreht weiter an der Preis-Abwärts-Spirale. Aber Lebensmittel sind Qualitätsprodukte, die nicht unter Wert verkauft werden dürfen", so Zeitler. Die Kosten für Mensch und Umwelt seien enorm, wenn die Ramschpreise bei Milch, Nudeln und Wurst noch einmal um 20 Prozent unterboten würden.
Quelle: https://ts-markt.de / www.ngg.net
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