Weil ein Großteil des Sonnenblumenöls aus der Ukraine und aus Russland kommt, stoßen Kunden und Kundinnen derzeit vielerorts auf gähnende Leere in den Regalen mit Sonnenblumen- und Rapsöl. Die Ukraine (51 Prozent) und Russland (27 Prozent) sind weltweit die wichtigsten Exportländer für Sonnenblumenöl. "Deutschland deckt seinen Bedarf an Sonnenblumenöl zu 94 Prozent über Importe", erklärt der Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland (Ovid).
Dabei sei die Situation beim Sonnenblumenöl wegen einer Missernte in Kanada und coronabedingter Logistikprobleme schon zuvor angespannt gewesen. Die Preise stiegen deshalb schon vor dem Ukraine-Krieg spürbar.
Kein Engpass bei Rapsöl
"Beim Raps gibt es kein Problem", sagt der Ovid-Sprecher. Denn in Deutschland, Frankreich oder Polen wird Raps demnach auf jeweils einer knappen Million Hektar angebaut. Dass auch Rapsöl derzeit in vielen Supermärkten nicht oder nur schwer zu bekommen ist, liegt laut Verband sowohl an Hamsterkäufen als auch an Logistikproblemen. So fehlen Lkw-Fahrer aus der Ukraine, von denen viele bislang für polnische Speditionen arbeiteten.
Immer häufiger stoßen wir deshalb beim Einkaufen derzeit auf leere Öl-Regale. Viele Supermärkte und Discounter haben die Abgabemengen deshalb beschränkt, in manchen Supermärkten ist außer Oliven- und Sesamöl gar kein Öl mehr zu haben. Hamsterkäufe sorgen für eine zusätzliche Verknappung. Dabei gibt keinen Grund für Hamsterkäufe – und zudem Ausweichmöglichkeiten zu Sonnenblumenöl:
Alternativen zu Sonnenblumenöl & Co.
Wie erklären, welche Öle und Fette Sie für welchen Zweck verwenden können:
1. Rapsöl als Alternative zu Sonnenblumenöl
Sonnenblumenöl ist vor allem beliebt, weil es sich gut erhitzen lässt und relativ neutral schmeckt. Die wahrscheinlich beste Alternative zu Sonnenblumenöl ist Rapsöl: Es ist ebenfalls neutral im Geschmack und eignet sich guts fürs Braten bei hohen Temperaturen – allerdings ist Rapsöl derzeit oft auch schwer zu bekommen.
Rapsöl ist wegen seiner gesunden, mehrfach ungesättigten Fettsäuren grundsätzlich ein gesundes Produkt. Aber nicht immer: Als wir uns zuletzt Rapsöle genauer ansahen, stellten wir eine hohe Belastung durch Schadstoffe fest. Nur drei Rapsöle waren "sehr gut":
2. Welche Öle eignen sich zum Anbraten bei hohen Temperaturen?
Für die hohen Temperaturen beim scharfen Anbraten sind vor allem Öle mit einem hohen Rauchpunkt geeignet. Neben Sonnenblumenöl sind das:
- Rapsöl
- Keimöl
- Kokosöl
- Distelöl
- Ghee
- Sesamöl
- Erdnussöl
- spezielles Bratöl
Gut zu wissen: Kokosöl ist relativ teuer und hat einen langen Transportweg hinter sich. Wegen seines starken Eigengeschmacks eignet es sich vor allem für asiatische Gerichte. Sein hoher Anteil an gesättigten Fettsäuren ist für die Gesundheit nicht gerade von Vorteil.
3. Welche Öle und Fette eignen sich zum Backen?
Zum Backen von Kuchen etc. können Sie raffiniertes geschmacksneutrales Öl wie Rapsöl oder auch Kokosöl (Achtung Kokosgeschmack!) verwenden. Auch Butter und Margarine sind ein guter Ersatz.
4. Eignet sich Olivenöl als Alternative zu Sonnenblumenöl?
Ja. Sie sollten aber fürs Anbraten oder Dünsten am besten raffiniertes (heiß erhitztes) Olivenöl verwenden.
Generell gilt:
- Raffiniertes und gefiltertes Olivenöl ist auch bei hohen Temperaturen hitzebeständig. Durch die Heißpressung gehen aber ein Großteil der gesunden Inhaltsstoffe und des Aromas verloren.
- Kaltgepresstes und naturtrübes Olivenöl enthält durch die schonende Kaltpressung deutlich mehr wertvolle Inhaltsstoffe. Dieses Öl sollten Sie keinesfalls hoch erhitzen: Die enthaltenen Trübstoffe verbrennen bei hohen Temperaturen, es bilden sich krebserregende Stoffe. Dieses Olivenöl eignet sich besser für Salatdressings oder zum Drüberträufeln vor dem Verzehr.
- Auch Distelöl können Sie zum Braten verwenden, allerdings sollte auch hier die Temperatur möglichst niedrig sein.
Wir haben 2019 Olivenöle getestet, knapp die Hälfte der getesteten Öle ist durchgefallen. Das Hauptproblem: Fast jedes zweite Olivenöl war nach unserer Einstufung "stark" mit Mineralölrückständen verunreinigt.
5. Butter, Butterschmalz und Margarine als Ersatz für Sonnenblumenöl
Mit Butter können Sie problemlos dünsten, zum Braten bei hohen Temperaturen ist Butter allerdings nicht geeignet, da einige ihrer Bestandteile wie Milchzucker und Eiweiß verbrennen.
Wenn Sie Fleisch oder Gemüse scharf anbraten möchten, sollten Sie besser zu Butterschmalz greifen, das lässt sich gut hoch erhitzen.
Margarine in der Vollfettvariante eignet sich ebenfalls zum Braten.
Die Verbraucherzentrale rät: "Achten Sie auf die Packungshinweise, inwieweit die Produkte zum Braten und Backen geeignet sind."
6. Fett fürs Frittieren
Für das Frittieren von Pommes und Gemüse eignen sich raffinierte, eher geschmacksneutrale Fette: Neben Rapsöl können Sie auch Butterschmalz verwenden.
Auch in der Gastronomie wird bereits mit Pflanzenölmischungen gearbeitet, um die beliebten Pommes weiterhin frittieren zu können. Rapsöl ist ein geeigneter Ersatz, und anders als bei Sonnenblumenöl droht auch kein Mangel.
7. Öle für Salatdressings
Kaltgepresste Öle eignen sich generell nicht fürs Erhitzen, sie sollten am besten kalt verwendet werden, zum Beispiel für Salatdressings. Zu den hitzeempfindlichen Ölen zählen:
- Walnussöl
- Kürbiskernöl
- Trüffelöl
- Traubenkernöl
- Leinöl
- kaltgepresstes Olivenöl