Studie: Plastikfreie To-go-Produkte enthalten oft Schadstoffe

Autor: Lino Wirag & Lena Pritzl | Kategorie: Essen und Trinken | 01.06.2021

Oft enthalten vermeintlich umweltverträgliche plastikfreie To-go-Produkte gefährliche Schadstoffe.
Foto: Shutterstock/Poring Studio

Einweggeschirr aus nachwachsenden Materialien wie Bambus, Papier, Zuckerrohr und Co. ersetzt zunehmend Plastikgeschirr – doch kommt oft nicht ohne potenziell krebserregende Schadstoffe aus. Zu diesem Ergebnis kam eine von der Verbraucherschutzorganisation BEUC veröffentlichte Untersuchung in vier EU-Ländern. Wir klären, wie schädlich die Stoffe sind, und wie Sie potentiell schädliche Produkte am besten vermeiden.

Zahlreiche Formen von Einweg-Plastik sollen ab dem 3. Juli 2021 nicht mehr neu auf den Markt kommen. Verboten sind ab diesem Zeitpunkt beispielsweise Einmalbesteck und -teller, Trinkhalme, Rührstäbchen, Wattestäbchen und Luftballonstäbe aus Plastik, aber auch To-go-Lebensmittelbehälter und Getränkebecher aus Styropor.

Die Regierung setzt stattdessen darauf, dass Handel und Konsumenten zukünftig auf Alternativprodukte aus umweltfreundlicheren Materialien ausweichen; etwa auf Becher, Besteck und Teller aus Papier, Bambus, Palmenblätter, Zuckerrohr oder Holz.

Das klingt vielversprechend, ist aber nicht unbedingt ein Gewinn für Umwelt und Gesundheit. Denn: Wie eine Untersuchung aus vier EU-Ländern nun zeigt, enthalten auch plastikfreie Geschirr- und Besteck-Alternativen häufig potenziell krebserregende und andere bedenkliche Chemikalien.

BEUC-Studie zeigt: Plastikalternativen nicht immer unbedenklich 

Aus einer Studie von vier europäischen Verbraucherschutzorganisationen, die der europäische Verbraucherschutzverband BEUC am Donnerstag veröffentlichte, geht hervor, dass über die Hälfte der untersuchten Produkte bedenkliche Stoffe in Konzentrationen erhielt, die über den jeweiligen empfohlenen behördlichen Richtwerten lagen. Darunter waren auch potenziell krebserregende Substanzen.

Konkret hatten die Verbraucherschutzorganisationen 57 Produkte in Frankreich, Dänemark, Italien und Spanien untersucht: In vielen Artikeln wurden unter anderem Rückstände von Pestiziden gefunden, die in der EU nicht zugelassen sind, potenziell krebserregende Chlorpropanole sowie per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS).

Während bei 53 Prozent der geprüften Produkte die Schadstoffe über den empfohlenen Richtwerten lagen, enthielten weitere 21 Prozent die bedenklichen Chemikalien in Konzentrationen nahe der empfohlenen Obergrenzen. Mehr als ein Viertel der untersuchten Produkte, die auf Clorpropanol getestet wurden, überschritten zum Beispiel den vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfohlenen Richtwert für 3-Monochlorpropandiol (3-MCPD).

Rund zwei Drittel der Produkte lagen bei den nachgewiesenen PFAS über dem in Dänemark geltenden Richtwert. Außerdem würden einige Plastikalternativen die Verbraucher laut der Studie mit nicht belegten grünen Versprechen in die Irre führen.

Einweggeschirr aus Plastik ist in der EU bald verboten, Alternativen aus Papier oder Bambus sind aber nicht immer schadstofffrei.
Einweggeschirr aus Plastik ist in der EU bald verboten, Alternativen aus Papier oder Bambus sind aber nicht immer schadstofffrei. (Foto: Shutterstock / Artem Zarubin)

Schadstoffe in To-Go-Geschirr auch in Deutschland ein Problem

PFAS sind bereits als Problem bekannt: Schon im vergangenen Sommer hatte die Deutsche Umwelthilfe (DUH) vor PFAS in Coffee-to-go-Bechern gewarnt, jetzt im Mai 2021 warnte der BUND – fast zeitgleich mit der BEUC-Studie – vor PFAS in den Verpackungen von Fast-Food-Ketten wie McDonald's, KFC, Nordsee, Subway oder Dunkin' Donuts.

PFAS werden vor allem in wasser- und schmutzabweisenden Beschichtungen eingesetzt, beispielsweise auf Einweggeschirr aus Papier und Pappe. Der BUND warnt, dass PFAS auf die verpackten Lebensmittel übergehen können und mit erhöhtem Krebsrisiko, Leber- und Fortpflanzungsschäden sowie Störungen des Hormonsystems in Verbindung gebracht werden.

Auch in Deutschland sind solche problematischen Produkte auf dem Markt. Das zeigen laut BUND letztjährige Analysen der Untersuchungsämter für Lebensmittelüberwachung und Tiergesundheit in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen sowie ein kürzlich veröffentlichter Bericht europäischer Umweltorganisationen.

Tipp: Mehr Mehrweg statt Einweg

Oft können Sie Einweggeschirr und -besteck einfach einsparen. Hier ein paar Tipps:

  • Benutzen Sie beim Essen-to-go Mehrweggeschirr, das Unternehmen wie Relevo, Recup und Vytal anbieten und das in immer mehr Restaurants zur Auswahl steht. Mehr Details im Beitrag: Take-away ohne Müll? So geht's!
  • Auch beim Picknick oder Grillen muss Einweggeschirr nicht sein: Teller, Besteck und einen Becher kann jeder auch bequem von zuhause mitbringen.
  • Coffee-to-go-Becher aus Pappe können Sie kinderleicht durch einen schönen Thermobecher ersetzen. In unserem Thermobecher-Test finden Sie die besten schadstofffreien Produkte.

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