Das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt (CVUA) Stuttgart meldet, dass dort im vergangenen Jahr insgesamt 759 Proben von frischen Früchten aus konventionellem Anbau (also kein Bio-Obst) unter anderem auf Pestizidrückstände untersucht worden waren.
Das Amt suchte dabei nach über 700 verschiedenen Pestiziden, nach deren Abbauprodukten sowie nach weiteren unerwünschten Stoffen. Insgesamt wurde so mit verschiedenen Laborverfahren nach über 1.300 potenziell bedenklichen Stoffen gefahndet.
95 Prozent der Obstproben mit Pestiziden belastet
Das Ergebnis: Laut CVUA wiesen 722 untersuchte Proben (95 Prozent) aus dem vergangenen Jahr Rückstände von 213 verschiedenen Pestizidwirkstoffen auf. Insgesamt seien 4676 Rückstände gemessen worden, am häufigsten das Fungizid Fludioxonil.
Dabei wurden in insgesamt 29 Obstproben (3,8 Prozent) Überschreitungen der zulässigen Pestizidhöchstgehalte festgestellt, die auf 27 unterschiedliche Stoffe entfielen. Zur Einordnung: Lebensmittel, die die gesetzlichen Pestizidhöchstgehalte überschreiten, sind nicht verkehrsfähig, dürfen also nicht verkauft werden.
Insgesamt habe sich jedoch dem Stuttgarter Untersuchungsamt zufolge die Pestizidbelastung von frischem Nicht-Bio-Obst etwas verbessert: 2022 überschritten noch 4,9 Prozent der Proben die zulässigen Höchstgehalte, 2021 waren es 9,2 Prozent, 2020 5,3 Prozent.
Pestizide: Granatäpfel fallen besonders negativ auf
Unter den vom Amt analysierten Obstsorten fielen – wie schon im Vorjahr – exotische Früchte besonders negativ auf. Das gilt insbesondere für Granatäpfel: 7 von 35 Granatapfelproben (= 20 Prozent) überschritten im Jahr 2023 mindestens einen Höchstgehalt. Auch in den letzten Jahren war die Beanstandungsquote hier mit 24 bis 44 Prozent regelmäßig sehr hoch. Die meisten untersuchten Granatäpfel stammten aus der Türkei.
Außerdem auffällig: Die Mehrheit des Obstes (671 Proben bzw. 88 Prozent) wies nicht nur Rückstände von nur einem Pestizid auf, sondern von zwei oder mehreren Stoffen. Die Spitzenreiter waren laut CVUA zwei Tafeltraubenproben der Sorte Sultana aus der Türkei mit 25 und 26 verschiedenen Wirkstoffen, gefolgt von deutschen Johannisbeeren sowie Tafeltrauben aus Griechenland und der Türkei mit jeweils 19 Wirkstoffen.
Problematische Mehrfachbelastungen
Das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart betont, dass die "nachgewiesenen Pestizidgehalte bei keiner der untersuchten Proben ein gesundheitliches Risiko darstellten." Zudem schreibt das Amt zu den Höchstgehalt-Überschreitungen: "Nicht jede Überschreitung von Rückstandshöchstgehalten geht (…) mit einem gesundheitlichen Risiko einher. Hier ist eine differenzierte Betrachtung erforderlich."
Aus Sicht von ÖKO-TEST gibt es aber noch viel Luft nach oben, was die Pestizidbelastung von konventionellem Obst angeht. Schließlich sind Spuren von Pestiziden zwar nicht akut giftig. Langfristig aufgenommen könnten sie aber zum Problem werden. Besonders bedenklich sind unserer Auffassung nach Mehrfachbelastungen. Denn die Wechselwirkungen von Pestiziden sind kaum erforscht. Problematisch ist außerdem, dass es zwar Höchstgehalte für einzelne Spritzgifte gibt, aber keine Rückstandshöchstgehalte für Mehrfachbelastungen.
So verringern Sie die Pestizid-Belastung
Das CVUA empfiehlt, Obst vor dem Verzehr mit warmem Wasser abzuwaschen, was einen Teil der Rückstände entfernt.
Wir von ÖKO-TEST ergänzen: Am besten schützt man sich vor Pestiziden, indem man Bio-Obst kauft, das ohne chemisch-synthetische Pestizide reifen darf. Studien haben regelmäßig gezeigt, dass Bio-Lebensmittel weniger mit Spritzgiften belastet sind. Ein vergleichbares Ergebnis brachte auch unser Erdbeer-Test im Jahr 2023. Aber: Auch Bio-Früchte sollten vor dem Verzehr gewaschen werden.
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