Kartoffelchips genießen einen schlechten Ruf: Schon immer war klar, dass sie vor allem aus Fett, Kohlenhydraten und Salz bestehen. Unser letzter Chips-Test im Jahr 2023 hat zudem gezeigt, dass viele Kartoffelchips mit Schadstoffen belastet sind – gerade mal ein Produkt war im Test "sehr gut".
Gemüsechips hingegen klingen schon deshalb gesünder, weil sie das Wort "Gemüse" enthalten. In Wirklichkeit finden sich auch hier Fett und Salz im Übermaß: Alle Gemüsechips auf dem Markt erzielen zurzeit nur den Nutri-Score D oder E. Dazu kommt ein weiteres gewichtiges Problem: Acrylamid.
Acrylamid gilt als potenziell krebserregend
Der Stoff gilt als potenziell krebserregend. ÖKO-TEST hat Acrylamid, das bei der Zubereitung von stärkehaltigen Lebensmitteln entsteht, in der Vergangenheit immer wieder kritisiert. Wir fanden aus unserer Sicht zu hohe Acrylamid-Gehalte in den vergangenen Jahren unter anderem in Reiswaffeln, in Cornflakes, Dinkelflakes & Co., in Brotbackmischungen, in Kaffeepulver sowie in Knäckebrot.
Und in den eingangs erwähnten Kartoffelchips: In fast jeder zweiten Packung stieß das von uns beauftragte Labor auf Acrylamidwerte, die wir als "erhöht" oder "stark erhöht" bewerten.
Gemüsechips haben ein Acrylamid-Problem
Neueste Untersuchungen des Chemischen und Veterinäruntersuchungsamts (CVUA) in Stuttgart zeigen nun, dass Gemüsechips ein großes Acrylamid-Problem haben.
Das Amt hatte dazu zwischen 2018 und 2024 rund 110 Proben der frittierten Gemüsescheiben im Labor untersucht. Ergebnis: Die Gemüsechips enthielten zwischen 12 und rund 360 Mikrogramm Acrylamid pro 100 Gramm Produkt. Im Mittel fanden sich 100 Mikrogramm (μg) des Problemstoffs (auf 100 Gramm Chips). Das bedeutet etwas anschaulicher, dass ein Millionstel (= 0,0001 Prozent) der beliebten Gemüse-Snacks aus einem Schadstoff bestanden, den die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) als wahrscheinlich krebserregend einstuft.
Zum Vergleich: Der EU-Richtwert für Acrylamid in Kartoffelchips liegt zurzeit bei 75 Mikrogramm/100 g. Für Acrylamid in Chips aus Gemüse oder Hülsenfrüchten existieren EU-weit noch keine Richtwerte.
Süße Chips sind anfälliger für Acrylamid
Warum Gemüsechips – die häufig aus Süßkartoffeln, Pastinaken oder Roter Bete hergestellt werden – so anfällig für die Acrylamid-Bildung sind, erklärt sich aus ihrem verhältnismäßig hohen Zuckergehalt. Denn: Acrylamid bildet sich aus Zuckern wie Glucose oder Fructose sowie der Aminosäure Asparagin, die bei Temperaturen ab 120 Grad Celsius reagieren.
Wir haben folgende Tipps zum Thema:
- Das CVUA empfiehlt, besser zu Linsen- und Kichererbsen-Chips zu greifen. Denn: Die Hülsenfrüchte-Chips wiesen im Mittel nur etwa 3 μg/100 g Acrylamid auf und damit deutlich weniger Schadstoffe als die untersuchten Gemüse- (im Mittel 100 μg/100 g) und Kartoffelchips (im Mittel 22 μg/100 g).
- Auch Knabbereien wie geröstete Erdnüsse, Bananenchips oder Nuss-Frucht-Mischungen enthielten nur niedrige Acrylamid-Gehalte, so das Amt.
- ÖKO-TEST ergänzt: Wirklich gesund werden Chips, Crisps & Co. aber natürlich auch dann nicht, wenn sie ohne Acrylamid auskommen. In aller Regel enthalten solche Snacks zu viel Zucker, Fett oder Salz (oder gleich alles davon) und sind damit das Gegenteil einer ausgewogenen, gesunden Ernährung. Wir empfehlen stattdessen: Gesunde Snacks lieber selber machen.