- Veganer Käse ist zwar ernährungsphysiologisch nicht mit "echtem" Käse vergleichbar, dafür aber die bessere Wahl was Öko-Bilanz und Tierwohl angeht.
- Wir haben 12 vegane Käse in Scheiben überprüft. Insgesamt fünf Produkte schneiden mit "gut" ab.
- Der Test zeigt, dass veganer Käse ein Problem mit Mineralölrückständen hat. Wir sind sowohl auf aromatische als auch auf gesättigte Mineralölkohlenwasserstoffe gestoßen.
- Salziger Aufschnitt: Alle bis auf ein Produkt enthalten Minuspunkte wegen zu viel enthaltenem Salz.
Aktualisiert am 27.12.2024 | Wie aus dem aktuellen Ernährungsreport des Bundesministeriums für Ernährung und Wirtschaft hervorgeht, kaufen 39 Prozent der Befragten öfter vegetarische und vegane Alternativprodukte. Das sind zehn Prozent mehr als noch vor vier Jahren. Als Gründe wurden genannt: Einfach aus Neugier, weil es eben schmeckt, aus Tierschutzgründen – oder weil es gut für Klima oder Umwelt ist.
Tatsächlich hat veganer Käse auf Kokosölbasis laut einer Untersuchung des Instituts für Energie- und Umweltforschung Heidelberg einen deutlich besseren ökologischen Fußabdruck als herkömmlicher. Aber kann veganer Käse auch mit Schadstofffreiheit, Inhaltsstoffen und Geschmack punkten?
Veganer Käse darf nicht veganer Käse heißen
Doch bevor wir über unsere Testergebnisse sprechen, kommen wir erst mal zu den Begrifflichkeiten. Warum nennen sich die Produkte in unserem Test nicht einfach "veganer Käse", sondern "Genießerscheiben" oder "Natur Scheiben"? Weil die Hersteller das nicht dürfen. Eine EU-Verordnung regelt, dass das Wort Milch auf Produktverpackungen ausschließlich der Milch vorbehalten ist, die aus den Eutern eines Tieres gemolken wird. Entsprechend darf auch nur Käse, der aus dieser Milch hergestellt wird, so heißen.
Es gibt aber auch eine Liste mit Ausnahmen. Und zwar für Produkte, "deren Art aufgrund ihrer traditionellen Verwendung genau bekannt ist" oder wenn die Bezeichnung eindeutig eine Eigenschaft beschreibt. Kokosmilch darf sich demnach Milch nennen. Liebfrauenmilch ist eigentlich ein Wein, darf laut Liste aber auch Milch heißen.
Für Fleisch-Ersatz gilt das Ganze ohnehin nicht – erst kürzlich hat der Europäische Gerichtshof bestätigt, dass Begriffe wie "Wurst" oder "Schnitzel" nicht pauschal für vegane Produkte verboten werden dürfen.
Das eine darf, das andere nicht: Leuchtet alles nicht wirklich ein, finden wir. Und da wir keine Hersteller sind und keine Produkte benennen müssen, schreiben wir an dieser Stelle einfach von: veganem Käse.
Edeka, Rewe & Co.: Veganer Käse im Test
Nun aber zu unserem Test. Wir haben zwölf vegane Käse in Scheiben auf bedenkliche Inhaltsstoffe untersucht. Auch im Fokus: Geruch, Geschmack, Aussehen und Konsistenz der Produkte. Das Ergebnis könnte deutlich besser sein: Kein Produkt erhält die Bestnote, einige fallen sogar durch. Immerhin: Fünf schneiden mit "gut" ab und sind damit empfehlenswert.
Bedenkliche Mineralölbestandteile gefunden
In Produkten mit viel Fett stellen wir immer wieder erhöhte Mineralölbestandteile fest – sei es in Butter, Rapsöl oder Grillwürstchen. Entsprechend sind die Befunde in diesem Test zwar nicht sehr überraschend, aus unserer Sicht aber vermeidbar – und das macht es umso ärgerlicher.
Ganze vier Mal wies das von uns beauftragte Labor aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH) nach. Bei drei Produkten lag der gemessene Wert sogar über dem von der Europäischen Kommission vorgeschlagenen Höchstgehalt für Lebensmittel mit höherem Fettanteil. Aus unserer Sicht haben MOAH-Rückstände nichts in Lebensmitteln zu suchen, denn unter ihnen können sich auch krebserregende Verbindungen befinden. Umso wichtiger finden wir es, dass sich Hersteller an Richtwerte halten.
Auch MOSH/MOSH-Analoge sind ein Problem
Noch häufiger fand das Labor gesättigte Mineralölkohlenwasserstoffe (MOSH/MOSH-Analoge) in einem Gehalt, den wir kritisieren. Die Stoffe können sich im menschlichen Fettgewebe, der Leber, Milz und den Lymphknoten anreichern. Was sie dort anrichten, ist noch nicht ausreichend geklärt.
Wie die Mineralölrückstände in den veganen Käse gelangen, können am Ende nur die Hersteller beantworten. Eine Eintragsquelle können in der Produktion eingesetzte Schmieröle sein – wir sehen hier die Hersteller in der Verantwortung, Eintragswege zu erkennen und auszuschließen.
Veganer Käse enthält oft zu viel Salz
Auch auffällig: Fast alle veganen Käse im Test sind zu salzig. In Finnland muss Käse ab einem Gehalt von 1,4 Prozent Salz einen Hinweis tragen, der Verbraucherinnen und Verbraucher vor dem hohen Salzgehalt warnt. Wir orientieren uns auch für den veganen Käse an dieser Regel und verteilen Minuspunkte, wenn der Gehalt den finnischen Wert überschreitet.
Tipp: Die Salzgehalte im Test unterscheiden sich teilweise stark. Hier lohnt sich ein Blick auf die Verpackung.
Ist veganer Käse mit herkömmlichem Käse zu vergleichen?
Bleibt die Frage, ob die Käsealternativen ernährungsphysiologisch mit herkömmlichem Käse vergleichbar sind? Die Antwort lautet: Sind sie nicht. Sie enthalten vergleichsweise wenig Protein und Calcium. Auch in der Herstellung gibt es große Unterschiede.
Um die feste Konsistenz der Käsealternativen zu erreichen, wird in der Regel Stärke mit Fett gemischt. Bei den meisten Produkten in unserem Test sind die Hauptbestandteile entsprechend Kokosöl, Wasser und Stärke. Nach Käse schmeckt da erst mal nichts.
Deshalb setzen die meisten Hersteller Aromen ein, um an den "echten" Käsegeschmack heranzukommen. Weil Aromen entsprechend die Quelle für den käsigen Geschmack sind, werten wir sie an dieser Stelle auch nicht ab.
Veganer Käse im Sensoriktest
Und überzeugen die veganen Käse im Test denn in Geschmack, Aussehen, Geruch und Konsistenz? Die von uns beauftragten Sensorik-Experten hatten bei den meisten Produkten nicht allzu viel auszusetzen.
- In einigen Fällen bemängeln wir, wenn ein Käse zu bröckelig war, ausgefranste Seiten hatte oder sich in der Verpackung Schnittreste befanden.
- Vier Käse im Test werben damit, dass sie den Käsesorten Gouda, Emmentaler oder Filata ähneln. Bei der Hälfte der Produkte gelingt das laut den Sensorik-Experten auch, bei der anderen Hälfte nicht.
Dieser Test ist online erstmals am 19.12.2024 erschienen. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das ÖKO-TEST Magazin 1/25 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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