Veganer Käse im Test: 7 von 12 mit Mineralöl belastet

Magazin Januar 2025: Tofu | Autor: Jil Eichhorn/Michelle Sensel/Lena Wenzel | Kategorie: Essen und Trinken | 27.12.2024

Veganer Käse im Test: Wie schneiden die Produkte ab?
Foto: ÖKO-TEST

Regelmäßig kommen bei immer mehr Menschen Ersatzprodukte auf den Esstisch. Grund für uns, genauer hinzuschauen. Wir haben zwölfmal veganen Käse untersucht – und das Ergebnis könnte besser sein. Die meisten Produkte sind mit Mineralölrückständen belastet. Zudem ist zu viel enthaltenes Salz ein Problem. 

  • Veganer Käse ist zwar ernährungsphysiologisch nicht mit "echtem" Käse vergleichbar, dafür aber die bessere Wahl was Öko-Bilanz und Tierwohl angeht.  
  • Wir haben 12 vegane Käse in Scheiben überprüft. Insgesamt fünf Produkte schneiden mit "gut" ab. 
  • Der Test zeigt, dass veganer Käse ein Problem mit Mineralölrückständen hat. Wir sind sowohl auf aromatische als auch auf gesättigte Mineralölkohlenwasserstoffe gestoßen. 
  • Salziger Aufschnitt: Alle bis auf ein Produkt enthalten Minuspunkte wegen zu viel enthaltenem Salz. 

Aktualisiert am 27.12.2024 | Wie aus dem aktuellen Ernährungsreport des Bundesministeriums für Ernährung und Wirtschaft hervorgeht, kaufen 39 Prozent der Befragten öfter vegetarische und vegane Alternativprodukte. Das sind zehn Prozent mehr als noch vor vier Jahren. Als Gründe wurden genannt: Einfach aus Neugier, weil es eben schmeckt, aus Tierschutzgründen – oder weil es gut für Klima oder Umwelt ist.

Tatsächlich hat veganer Käse auf Kokosölbasis laut einer Untersuchung des Instituts für Energie- und Umweltforschung Heidelberg einen deutlich besseren ökologischen Fußabdruck als herkömmlicher. Aber kann veganer Käse auch mit Schadstofffreiheit, Inhaltsstoffen und Geschmack punkten?

Veganer Käse darf nicht veganer Käse heißen 

Doch bevor wir über unsere Testergebnisse sprechen, kommen wir erst mal zu den Begrifflichkeiten. Warum nennen sich die Produkte in unserem Test nicht einfach "veganer Käse", sondern "Genießerscheiben" oder "Natur Scheiben"? Weil die Hersteller das nicht dürfen. Eine EU-Verordnung regelt, dass das Wort Milch auf Produktverpackungen ausschließlich der Milch vorbehalten ist, die aus den Eutern eines Tieres gemolken wird. Entsprechend darf auch nur Käse, der aus dieser Milch hergestellt wird, so heißen.

Es gibt aber auch eine Liste mit Ausnahmen. Und zwar für Produkte, "deren Art aufgrund ihrer traditionellen Verwendung genau bekannt ist" oder wenn die Bezeichnung eindeutig eine Eigenschaft beschreibt. Kokosmilch darf sich demnach Milch nennen. Liebfrauenmilch ist eigentlich ein Wein, darf laut Liste aber auch Milch heißen.

Für Fleisch-Ersatz gilt das Ganze ohnehin nicht – erst kürzlich hat der Europäische Gerichtshof bestätigt, dass Begriffe wie "Wurst" oder "Schnitzel" nicht pauschal für vegane Produkte verboten werden dürfen.

Das eine darf, das andere nicht: Leuchtet alles nicht wirklich ein, finden wir. Und da wir keine Hersteller sind und keine Produkte benennen müssen, schreiben wir an dieser Stelle einfach von: veganem Käse.

Edeka, Rewe & Co.: Veganer Käse im Test 

Nun aber zu unserem Test. Wir haben zwölf vegane Käse in Scheiben auf bedenkliche Inhaltsstoffe untersucht. Auch im Fokus: Geruch, Geschmack, Aussehen und Konsistenz der Produkte. Das Ergebnis könnte deutlich besser sein: Kein Produkt erhält die Bestnote, einige fallen sogar durch. Immerhin: Fünf schneiden mit "gut" ab und sind damit empfehlenswert. 

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Bedenkliche Mineralölbestandteile gefunden 

In Produkten mit viel Fett stellen wir immer wieder erhöhte Mineralölbestandteile fest – sei es in Butter, Rapsöl oder Grillwürstchen. Entsprechend sind die Befunde in diesem Test zwar nicht sehr überraschend, aus unserer Sicht aber vermeidbar – und das macht es umso ärgerlicher.

Ganze vier Mal wies das von uns beauftragte Labor aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH) nach. Bei drei Produkten lag der gemessene Wert sogar über dem von der Europäischen Kommission vorgeschlagenen Höchstgehalt für Lebensmittel mit höherem Fettanteil. Aus unserer Sicht haben MOAH-Rückstände nichts in Lebensmitteln zu suchen, denn unter ihnen können sich auch krebserregende Verbindungen befinden. Umso wichtiger finden wir es, dass sich Hersteller an Richtwerte halten.

(Foto: ÖKO-TEST)

Auch MOSH/MOSH-Analoge sind ein Problem

Noch häufiger fand das Labor gesättigte Mineralölkohlenwasserstoffe (MOSH/MOSH-Analoge) in einem Gehalt, den wir kritisieren. Die Stoffe können sich im menschlichen Fettgewebe, der Leber, Milz und den Lymphknoten anreichern. Was sie dort anrichten, ist noch nicht ausreichend geklärt.

Wie die Mineralölrückstände in den veganen Käse gelangen, können am Ende nur die Hersteller beantworten. Eine Eintragsquelle können in der Produktion eingesetzte Schmieröle sein – wir sehen hier die Hersteller in der Verantwortung, Eintragswege zu erkennen und auszuschließen.

Veganer Käse enthält oft zu viel Salz 

Auch auffällig: Fast alle veganen Käse im Test sind zu salzig. In Finnland muss Käse ab einem Gehalt von 1,4 Prozent Salz einen Hinweis tragen, der Verbraucherinnen und Verbraucher vor dem hohen Salzgehalt warnt. Wir orientieren uns auch für den veganen Käse an dieser Regel und verteilen Minuspunkte, wenn der Gehalt den finnischen Wert überschreitet.

Tipp: Die Salzgehalte im Test unterscheiden sich teilweise stark. Hier lohnt sich ein Blick auf die Verpackung.

Ist veganer Käse mit herkömmlichem Käse zu vergleichen? 

Bleibt die Frage, ob die Käsealternativen ernährungsphysiologisch mit herkömmlichem Käse vergleichbar sind? Die Antwort lautet: Sind sie nicht. Sie enthalten vergleichsweise wenig Protein und Calcium. Auch in der Herstellung gibt es große Unterschiede.

Um die feste Konsistenz der Käsealternativen zu erreichen, wird in der Regel Stärke mit Fett gemischt. Bei den meisten Produkten in unserem Test sind die Hauptbestandteile entsprechend Kokosöl, Wasser und Stärke. Nach Käse schmeckt da erst mal nichts.

Deshalb setzen die meisten Hersteller Aromen ein, um an den "echten" Käsegeschmack heranzukommen. Weil Aromen entsprechend die Quelle für den käsigen Geschmack sind, werten wir sie an dieser Stelle auch nicht ab.

Laut Ernährungsreport ernähren sich acht Prozent der Befragten vegetarisch und zwei Prozent vegan.
Laut Ernährungsreport ernähren sich acht Prozent der Befragten vegetarisch und zwei Prozent vegan. (Foto: istetiana/Shutterstock )

Veganer Käse im Sensoriktest 

Und überzeugen die veganen Käse im Test denn in Geschmack, Aussehen, Geruch und Konsistenz? Die von uns beauftragten Sensorik-Experten hatten bei den meisten Produkten nicht allzu viel auszusetzen.

  • In einigen Fällen bemängeln wir, wenn ein Käse zu bröckelig war, ausgefranste Seiten hatte oder sich in der Verpackung Schnittreste befanden.
  • Vier Käse im Test werben damit, dass sie den Käsesorten Gouda, Emmentaler oder Filata ähneln. Bei der Hälfte der Produkte gelingt das laut den Sensorik-Experten auch, bei der anderen Hälfte nicht.

Dieser Test ist online erstmals am 19.12.2024 erschienen. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das ÖKO-TEST Magazin 1/25 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

In (Bio-)Supermärkten und Discountern haben wir 12 vegane Käse in Scheiben eingekauft, darunter ein Bio-Produkt. Wir wählten bevorzugt Sorten wie "Natur" oder "Classic", also ohne zusätzliche Gewürze oder Kräuter. Für den günstigsten veganen Käse im Test zahlten wir einheitlich auf 150 Gramm umgerechnet 1,19 Euro, für den teuersten 3,29 Euro.

Im Labor ließen wir alle Produkte auf gesättigte (MOSH/MOSH-Analoge) und aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH) untersuchen. Gehalte aus der Weichmacher-Analyse glichen wir mit der von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit empfohlenen tolerierbaren täglichen Aufnahme ab. Auch in der Analyse: Blei, Cadmium, die Fettschadstoffe 3-MCPD und Glycidylester.

Wir bestimmten den Salz- und Fettgehalt aller Produkte – sofern zugesetzt auch die Gehalte an Calcium und Vitamin B12 – und glichen diese mit der Deklaration ab. Schließlich ließen wir die Belastung mit Keimen untersuchen.

Außerdem im Blick: die deklarierten Portionsgrößen, die Nutri-Scores, die Auslobungen "glutenfrei", Werbung mit Selbstverständlichkeiten sowie unzureichend erklärte Umweltauslobungen.

Die Kunststoffverpackungen untersuchte ein Labor auf PVC/PVDC/ chlorierte Verbindungen. Geschulte Sensorik-Experten erfassten und bewerteten charakteristische Merkmale und Abweichungen an Aussehen, Geruch, Geschmack sowie Konsistenz. Wurde auf einem Produkt damit geworben, Gouda oder Emmentaler zu ähneln, beurteilten die Prüfer auch diese Ähnlichkeit.

Bewertungslegende 

Soweit nicht abweichend angegeben, handelt es sich bei den hier genannten Abwertungsgrenzen nicht um gesetzliche Grenzwerte, sondern um solche, die von ÖKO-TEST festgesetzt wurden. Die Abwertungsgrenzen wurden von ÖKO-TEST eingedenk der sich aus spezifischen Untersuchungen ergebenden Messunsicherheiten und methodenimmanenter Varianzen festgelegt, zugrunde gelegt werden die gemessenen Gehalte.

Steht bei konkret benannten Analyseergebnissen "nein", bedeutet das "unterhalb der Bestimmungsgrenze" der jeweiligen Testmethode. Bei Richt- und Orientierungswerten handelt es sich um rechtlich nicht bindende Werte, die eingehalten werden sollten, während rechtlich bindende Grenzwerte eingehalten werden müssen. Die in der Tabelle dargestellten sensorischen Eigenschaften sind gekürzt, es wurden nur die aus unserer Sicht relevanten bzw. besonderen Punkte dargestellt.

MOSH/MOSH-Analoge beinhalten gegebenenfalls auch POSH (Polyolefin Oligomeric Saturated Hydrocarbons), PAO (Poly Alpha Olefins) und MORE (Mineral Oil Refined Products).

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führt zur Abwertung um fünf Noten: ein gemessener Gehalt an aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffen der Kettenlängen >C10 bis C50 von mehr als 1,0 mg/kg (in Tabelle: "MOAH über Richtwert"). Dies entspricht dem vorgeschlagenen Höchstgehalt für Lebensmittel mit höherem Fett-/Ölanteil (> 4 % und ≤ 50 %) der Europäischen Kommission. Zur Abwertung um jeweils vier Noten führen: a) ein gemessener Gehalt an aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffen von mehr als 0,5 bis 1 mg/kg (in Tabelle: "MOAH"); b) ein gemessener Gehalt an Mineralölbestandteilen (MOSH/MOSH-Analoge) der Kettenlängen C17 bis C35 von mehr als 4 mg/kg (in Tabelle: "stark erhöht"), falls nicht schon wegen MOAH abgewertet wurde. Zur Abwertung um zwei Noten führt: ein gemessener Gehalt an Mineralölbestandteilen (MOSH/MOSH-Analoge) der Kettenlängen C17 bis C35 von mehr als 2 mg/kg (in Tabelle: "erhöht"), falls nicht schon wegen MOAH abgewertet wurde. Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) eine gemessene aerobe Gesamtkeimzahl von mehr als 1 × 106 KBE/g (in Tabelle: "Gesamtkeimzahl erhöht"). Dieser Wert entspricht einer Überschreitung des DGHM-Richtwerts für hitzebehandelte, verzehrfertige Speisen/Gerichte z.B. vegane/ vegetarische Produkte, den wir hier in Anlehnung herangezogen haben; b) ein deklarierter Salzgehalt von mehr als 1,4 g/100 g, angelehnt an den Schwellenwert für einen Warnhinweis bei hohem Salzgehalt von Käse in Finnland.

Bewertung Testergebnis Sensorik: Unter dem Testergebnis Sensorik führen zur Abwertung um jeweils eine Note: a) keine hinreichende Ähnlichkeit in Geruch und Geschmack und/oder Aussehen und Konsistenz zu der auf dem Produkt beworbenen Käsesorte; b) zwei bis drei über a) hinausgehende Mängel in der Kategorie Aussehen und Konsistenz (hier: ausgefranste Seite(n), bröckelig, intensiv gelb und/oder Produktschnittreste).

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führt zur Abwertung um eine Note: eine Abweichung des deklarierten Vitamin-B12-Gehaltes vom im Labor ermittelten Wert von mehr als 50 Prozent, basierend auf dem "Leitfaden für zuständige Behörden – Kontrolle der Einhaltung der EU-Rechtsvorschriften" der Europäischen Kommission von Dezember 2012.

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Sensorik, das "befriedigend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note. Ein Testergebnis Sensorik oder Weitere Mängel, das "gut" ist, verschlechtert das Gesamturteil nicht.  

Testmethoden 

Mineralölbestandteile: nach ISO 20122: 2024-04 mod.; die Modifikation betrifft die Verseifung und eine andere Matrix (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).           

3-MCPD-Ester/Glycidylester: Nach Fettextraktion mittels DGF C-VI 18: 2010 mod. Die Modifikation betrifft die Messung mittels Automatisierung. (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).           

Gesamtfett: Gravimetrie (Weibull Stoldt) (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).

Natrium: Aufschluss nach DIN EN 13805:2014-12. Messung nach ASU L 00.00-144:2019-07 (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).       

Cadmium, Blei: DIN EN 15763 : 2010-04 mod. (nach Aufschluss gemäß DIN EN 13805: 2014-12) (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).   

Weichmacher (Phthalate): GC-MS/MS (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).   

Calcium: ASU L 00.00-144: 2019-07 (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).

Vitamin B12: LC-MS/MS (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).    

Gliadin: quantitativ, ELISA.     

E. Coli: ASU L 00.00-132/2 : 2021-03

Gesamtkeimzahl, aerob: DIN EN ISO 4833-2 : 2022-05

L. monocytogenes: ASU L 00.00-22: 2018-03

Enterobacteriaceae: ASU L 00.00-133/2: 2019-12

Präsumtiver Bacillus cereus: ASU L 00.00-33: 2021-03

Koagulase-pos. Staphylokokken: ASU L 00.00-55: 2022-08

Clostridium perfringens: ASU L 00.00-57: 2006-12

Salmonellen: ASU L 00.00-20: 2021-07

Sensorik: beschreibend, § 64 LFGB L 00.90-14:2019-03, mod.           

PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung: Röntgenfluoreszenzanalyse.    

Einkauf der Testprodukte: September 2024 

Dieser Test ist online erstmals am 19.12.2024 erschienen. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das ÖKO-TEST Magazin 1/25 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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