Verbraucherzentrale fordert Beobachtungsstelle für Lebensmittelpreise

Autor: Beatrice Maisch | Kategorie: Essen und Trinken | 02.09.2024

Die Lebensmittelpreise steigen und steigen: Die Verbraucherzentrale fordert daher eine Preisbeobachtungstelle für Lebensmittel.
Foto: Stokkete/Shuttersock

Seit 2021 sind die Lebensmittelpreise in Deutschland um fast 33 Prozent gestiegen. Nach Ansicht von Verbraucherschützern ist das nicht allein durch die gestiegenen Produktionskosten zu erklären. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) fordert daher die Einführung einer Preisbeobachtungstelle für Lebensmittel. 

"Die Bundesregierung muss endlich Licht ins Dunkel der Preisgestaltung bei Lebensmitteln bringen. Eine Preisbeobachtungsstelle kann unfaire Praktiken aufdecken." Hintergrund dieser Forderung von vzbv-Vorständin Ramona Pop ist die Vermutung, dass vor allem die Hersteller die Preise treiben – auf Kosten der Verbraucherinnen und Verbraucher.

Hohe Lebensmittelpreise: Treiben die Hersteller den Preis?

Diese Einschätzung stützt eine aktuelle Studie des Kreditversicherers Allianz Trade: Demnach ist mehr als ein Drittel der jüngsten Preissteigerungen nicht auf Faktoren wie gestiegene Energie- oder Lohnkosten zurückzuführen. Zudem nähmen die Hersteller Preiserhöhungen oft auch dann nicht zurück, wenn die Produktionskosten wieder sinken.

Teure Lebensmittel haben gravierende gesellschaftliche Folgen: Sich frisch und vielfältig zu ernähren, wird für finanziell schwächer gestellte Menschen immer schwieriger. Dies wirkt sich negativ auf ihre Gesundheit aus und kann in der Folge die sozialen Systeme belasten.

Andere Länder sind Deutschland voraus

Um die Preisentwicklung nachzuvollziehen, wäre zunächst Transparenz nötig, an welcher Stelle der Wertschöpfungskette der Anstieg entsteht. Eine unabhängige Beobachtungsstelle würde dafür die Kosten an jeder Station dieser Kette analysieren – von der Erzeugung der Rohstoffe über die Herstellung bis zum Verkauf.

Ergibt die Analyse, dass Unternehmen ihre Preise ungerechtfertigt erhöhen, sollte dies nach dem Vorschlag des vzbv veröffentlicht werden. Einmal im Jahr soll die Stelle dem Bundestag berichten, der dann gegebenenfalls politische Maßnahmen ergreifen kann.

Mit einer neutralen Beobachtungsstelle für Lebensmittelpreise würde Deutschland anderen Ländern folgen. In Frankreich und Spanien existieren diese Stellen beispielsweise bereits – und dass, obwohl der Trend zu "übermäßigen Gewinnmitnahmen" dort weniger ausgeprägt ist als in Deutschland.

Studie: Beobachtungsstelle lässt sich umsetzen

Der vzbv hat bei der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH (AMI) eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Diese sollte klären, ob die Voraussetzungen für eine Beobachtungsstelle für Lebensmittel in Deutschland gegeben sind. Das nun vorliegende Ergebnis zeigt: Viele der dafür nötigen Daten liegen bereits vor. Eine Beobachtungsstelle lässt sich in Deutschland umsetzen.

Auch die Frage, wo eine solche Stelle angesiedelt sein sollte, beantwortet der vzbv: Dafür bietet sich die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) an; denn dort ließen sich bestehende Strukturen und Ressourcen nutzen. Der Fokus der Beobachtung sollte zunächst auf frischen, wenig verarbeiteten Grundnahrungsmitteln liegen und dann ausgeweitet werden.

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