Traurige Tatsache: Lebensmittel werden mit hohem Aufwand produziert, doch ein relativ großer Teil kommt nie dort an, wo er hinsoll, nämlich in den Magen. Besonders hoch sind die Verluste bei Obst und Gemüse, Getreide und Milch. "Tafeln" oder "Foodsharing" engagieren sich seit langem gegen eine solche Verschwendung. Es gibt aber auch viele andere Initiativen, die Lebensmittel retten, und so dabei helfen, dass das Essen doch da ankommt, wo es hinsoll: in den Magen. Hier sind einige Beispiele:
Etepetete: Gemüseabo jenseits der Norm
Feldfrüchte finden aus den unterschiedlichsten Gründen manchmal nicht den Weg in den Handel. Das gilt auch für ökologisch angebautes Gemüse und Obst. Die Macher von Etepetete bieten deshalb Bio-Abokisten mit entsprechendem Inhalt an. Dass das ausrangierte Grünzeug meist lediglich kleine Schönheitsfehler hat, lässt sich anhand der wöchentlichen Inhaltsliste nachvollziehen, die es zur jeweiligen Box gibt und die online eingesehen werden kann. Welche Landwirte das jeweilige BioGemüse und Obst für die verschiedenen Aboboxen zur Verfügung stellen, welche Abos es gibt und auch, was sich aus der Lieferung kochen lässt, erfahren Interessierte auf der Website.
Hunkelstide: Getrocknetes Restobst
Erst waren da nur ein paar Überschüsse an Obst und Gemüse aus der Nachbarschaft, aus denen Silke Kühl auf ihrem Hof im norddeutschen Schwartbuck Saft und Marmeladen herstellte. Schließlich begann sie, im größeren Stil Trockenobst herzustellen. Bedingung: Verwendet wird ausschließlich Obst, das aus den unterschiedlichsten Gründen nicht den Weg ins Geschäft gefunden hat: weil es kleine Anstoßungen oder Flecken hat, zu klein oder groß oder schief gewachsen ist. Doch auch überschüssige Früchte aus Nachbargärten und Fallobst passten ins Konzept. Ein Schwerpunkt ihres Angebots sind Apfelringe und Trockenobstmischungen. Daneben gibt es Früchtetees und ein Pesto aus getrockneten Zucchini und Walnüssen, das nur noch mit Raps oder Olivenöl verrührt werden muss.
Knödelkult: Eine runde Sache
Bäckereien werfen jährlich 500.000 Tonnen Brot weg, täglich sind das 10 bis 20 Prozent der Gesamtproduktion eines Betriebs. Es bleibt so viel übrig, weil Bäckereien heute meist bis abends ein gewisses Sortiment vorhalten möchten oder auch, weil oft weniger als gedacht verkauft wird. Mathias Helmke überlegte daraufhin, Top-Fertigknödel aus Altbrot zu kreieren. Gemeinsam mit Janine Trappe und Felix Pfeiffer gründete er die Firma Knödelkult. Dass für die Knödel ausschließlich Laibe "von gestern" verwendet werden, ist selbstverständlich. Denn schließlich gelingen sie am besten aus reifem, altbackenem Brot. Im Angebot hat das Start-up sowohl herzhafte als auch süße Knödel. Wo es die kultigen Semmelknödel (außer online) zu kaufen gibt, ist auf der Website nachzulesen.
Restlos glücklich: Kochen mit dem, was andere wegwerfen
Ob Dinnerabende, Caterings oder Kochkurse: Bei Restlos glücklich in Berlin wird ausschließlich mit überschüssigen Lebensmitteln gekocht. Doch den Machern geht es nicht so sehr darum, idyllische Gourmetabende zu veranstalten. Vor allem die Bildungsarbeit liegt dem Verein am Herzen. "Mit neuen Formaten wollen wir noch mehr Menschen für einen guten Umgang mit Lebensmitteln begeistern", sagt die erste Vorsitzende Leonie Beckmann. So wird seit April 2018 mit dem Projekt "School Lunch" der Nachwuchs für den Wert von Lebensmitteln sensibilisiert. Die Veranstalter zeigen in dem vierstündigen Workshop unter anderem, wie aufwendig es ist, Nahrungsgüter herzustellen. Außerdem kochen die Teilnehmer mit geretteten Lebens mitteln – der Verein zeigt durch Learning by Doing, wie sich aus krummem Gemüse oder schiefem Obst leckere Smoothies oder Soßen herstellen lassen.
Neue Werte: Brot aus Bananen
Kennengelernt hat er Bananenbrot in Südamerika. Zurück in Deutschland wollte Lars Peters die Köstlichkeit in größerem Maßstab herstellen. Auf der Suche nach dem passenden Obst kam der angehende Betriebswirt mit einem Fruchtgroßhändler ins Gespräch. Er erfuhr, dass dort täglich bis zu zehn Tonnen Bananen aussortiert und entsorgt werden. "Eigentlich einwandfreie Früchte, sie waren lediglich vom Bananenbündel abgefallen oder hatten minimale Verfärbungen", erzählt Peters. Er und sein jetziger Kollege Sven Eul holen nun wöchentlich kistenweise vollreife, zuckersüße Früchte ab. Daraus backt die Düsseldorfer Bäckerei Schüren köstliche fruchtige Brote.
Too good to go: Topmahlzeiten per App
Nicht immer können Restaurants, Bäckereien mit Snackangebot, All-you-can-eat-Büfetts und Cafés auf den Punkt genau kalkulieren, wie viele Portionen sie am Tag benötigen. Abends gibt es nicht selten einen Überschuss an hochwertigem Essen, das weggeworfen wird. Die App "Too Good To Go" hilft dabei, die Verschwendung abzubauen. Hiermit können User überschüssiges Essen zum reduzierten Preis per Klick kaufen. Sobald die App heruntergeladen ist, zeigt sie automatisch an, was die nächstgelegenen teilnehmenden gastronomischen Betriebe vor Ladenschluss zum reduzierten Preis anbieten.
Remlinger Rüben: Möglichkeiten einer Möhre
Bio-Landwirt Thomas Schwab aus Remlingen in Mainfranken ist einer der Bauern, die sich nicht damit abfinden wollen, dass ein Teil seiner Ernte nicht genutzt wird. Er beliefert die Supermarktkette Tegut mit der aromatischen Möhrensorte Rodelika. Mit Tegut vereinbarte er, dass das Unternehmen auch Möhren mit leichten Formabweichungen annimmt. Dennoch blieb ein stattlicher Rest, und Schwab suchte nach weiteren Absatzkanälen. Einen fand er in Werkstätten, in denen behinderte Menschen Gemüse verarbeiten. Für sie sind Riesenmöhren ideal, weil sie sich einfach halten und schälen lassen. Zu kleine Möhren verkauft Schwab dagegen an verschiedene Safthersteller.
Noch mehr interessante Initiativen, die Lebensmittel vor dem Müll retten, finden Sie im Spezial Vegetarisch und Vegan.
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