Die Deutschen legen mit Begeisterung Fleisch vom Discounter auf den Grill und greifen bei Rindfleisch gerne zu günstigen Angeboten aus den USA, Südamerika oder Australien. Die Werbung für das Fleisch aus Übersee klingt verlockend: Die Rinder durften auf "saftigen grünen Wiesen" grasen und haben vor dem Schlachten auf "unbegrenzten Weideflächen" gelebt, bevor sie hierzulande als Steak, Filet oder Entrecôte auf dem Grill oder in Pfanne landen.
Import-Rindfleisch: häufig nicht artgerechte Haltung
Der Handel preist das Rindfleisch häufig als Premium-Produkt an. Doch dem ist nicht so, kritisiert die Verbraucherzentrale: "Das Fleisch stammt häufig aus einer Form der Tierhaltung, die keineswegs artgerecht ist".
Denn der Begriff "Weidehaltung" ist nicht geschützt und informiert nicht verlässlich über die Tierhaltung. Ob und wie lange Betriebe Rinder auf Weiden halten und welches Futter sie bekommen, wird meist nicht überprüft.
"Die Methoden der Rindermast in Übersee-Ländern stehen zum Teil im Widerspruch zu den Vorstellungen der Verbraucher von artgerechter Haltung und der Werbung des Handels", kritisiert Selvihan Koç von der Verbraucherzentrale. In den USA gibt es etwa Betriebe mit mehr als 100.000 Rindern. Zum Vergleich: In Deutschland leben die meisten Rinder in Betrieben mit 100 bis 500 Tieren.
Schnelle Mast in den letzten 100 Lebenstagen
Übersee-Betriebe füttern Rinder in den rund 100 letzten Tagen ihres Lebens häufig nicht mit Gras, sondern mit einem speziellen Kraftfutter aus Mais, Soja und Getreide. In der Zeit der intensiven Endmast sperren die Landwirte sie in sogenannte "Feedlots" (etwa: Mastboxen).
Bei dieser nicht artgerechten Haltung drohen Stoffwechselstörungen, Entzündungen und Krankheiten, warnt die Verbraucherzentrale. Und auch Bilder der Tierrechtsorganisation Animal Welfare Foundation zeigen, wie Rinder in den "Feedlots" im Dreck und ihren Exkrementen stehen (Bericht mdr.de).
Zu wenig Information über die Art der Tierhaltung
Gegen Import-Rindfleisch sprechen die fehlende Transparenz bei den Haltungsbedingungen und die langen Transportwege. "Wenn 'Weidefleisch' auf den Teller kommen soll, sind regionale Anbieter zu empfehlen", rät Koç. Hier könne zum Beispiel nachgefragt werden, wie lange die Tiere auf der Weide standen.
Gut zu wissen: Deutsches Rindfleisch ist nicht automatisch besser als importiertes. Es stammt in der Regel von Rindern, die ausschließlich im Stall gelebt haben. Landwirte füttern es mit Kraftfutter, nicht selten mit aus Südamerika importierter Ware. Wer Rindfleisch kauft, sollte unbedingt auf Bio-Produkte zurückgreifen. Hier kann der Kunde davon ausgehen, dass das Fleisch aus artgerechter Tierhaltung stammt.
Wie sieht es mit der Ökobilanz von Rindfleisch aus Übersee aus?
Das Fleisch aus Amerika oder Australien hat eine Reise um die halbe Welt hinter sich. Das ist erstmal schlecht für die Ökobilanz. Wer jetzt schlussfolgert, dass in Deutschland erzeugtes Rindfleisch die bessere Wahl für die Umwelt sei, irrt. Eine Studie der Universität Gießen hat die Ökobilanz von Rindfleisch aus Deutschland mit der von Übersee-Fleisch verglichen und festgestellt, dass regional erzeugtes Fleisch nicht unbedingt besser ist.
"Es kommt auf die Art des Transports an und die Auslastung", so erklärt Elmar Schlich, Autor der Studie. Auch Betriebsgröße und Flächenertrag spielen eine Rolle. Laut der Studie hat das Fleisch von freilaufenden Rindern aus Argentinien eine bessere Ökobilanz als das von heimischen Rindern, die Landwirte auf einem kleinen Hof im Stall halten und mit Kraftfutter füttern (Quelle faz.net).
Tipp von ÖKO-TEST: Beim Fleischkonsum hilft das Motto "weniger ist mehr". Je weniger Fleisch Sie essen, um so besser für die Umwelt und das Tierwohl.
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