Was haben Pesto rosso, Ketchup, fertige Tomatensoßen, passierte Tomaten und Tomatenmark gemeinsam? Richtig: Alle Produkte basieren auf Tomaten. Diese Antwort fällt nicht schwer. Eine weitere Gemeinsamkeit, die man ihnen allerdings nicht direkt ansieht, ist ein Problem mit Schimmelpilzgiften. Das zeigten unsere Tests.
Im aktuellen Test von roten Pesti fand das von uns beauftragte Labor sechsmal Schimmelpilzgifte in Mengen, die wir abwerten. Im Tomatenketchup-Test im vergangenen Jahr waren ebenso sechs Produkte betroffen.
Als wir 2022 fertige Tomatensoßen überprüft hatten, kritisierten wir vier Soßen aufgrund enthaltener Schimmelpilzgifte. Im Tomatenmark-Test 2021 war fast jedes zweite Produkt belastet. Und bei den passierten Tomaten hatten neun Marken ein deutliches Problem mit Schimmelpilzgiften.
Warum landen mit Tomaten-Produkten immer wieder Schimmelpilzgifte in unserem Essen? Katja Tölle, stellvertretende Chefredakteurin von ÖKO-TEST, gibt Antworten.
Schimmelpilzgifte bergen ein Gesundheitsrisiko
Schimmelpilzgifte in Pesto rosso, Ketchup & Co.: Wie kommen sie in die Produkte?
Katja Tölle: Das passiert immer dann, wenn Hersteller überreife Tomaten verwenden. Dann landet auch schon mal die eine oder andere gammelige, alte oder gar schimmlige Tomate in den Produkten – die Hersteller müssen hier einfach sehr sorgfältig arbeiten, um genau das zu vermeiden.
Pflanzliche Lebensmittel wie Tomaten oder auch Sonnenblumenkerne werden häufig von Schimmelpilzen befallen. Als Stoffwechselprodukte der Pilze entstehen dabei Gifte, sogenannte Alternariatoxine.
Wie kommt es, dass vor allem Bio-Produkte davon betroffen sind?
Tölle: Für Bio-Hersteller ist es tatsächlich etwas schwieriger, Schimmelpilzbelastungen zu minimieren, weil Bio-Landwirte keine Fungizide spritzen dürfen. Allerdings bekommen viele Bio-Produzenten die Minimierung auch so hin – es ist einfach eine Frage der Sorgfalt während der Produktion.
Wie gefährlich sind die Schimmelpilzgifte in den Produkten?
Tölle: Schimmelpilzgifte sind nicht nur eklig, die bergen auch ein Gesundheitsrisiko. Wir entdecken meist zwei Formen: Alternariol und Tenuazonsäure. Beide sind bedenklich, Alternariol aber noch einmal mehr: Das wirkt genotoxisch – es verändert also im Labor das genetische Material von Zellen. Laut des Bayerischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit ist Alternariol außerdem krebsverdächtig.
Tenuazonsäure dagegen steht in Verdacht, zellgiftig zu sein. Das Problem: Die Wissenschaft müsste sich dringend intensiver mit diesen Stoffen beschäftigen, die Datenlage ist hier insgesamt noch sehr dünn.
Die Politik muss Grenzwerte festlegen
Es gibt keine gesetzlichen Grenzwerte, sondern nur Richtwerte. Haben diese eine Konsequenz?
Tölle: Ja, das ist ein grundsätzliches Problem. Nach Richtwerten können Hersteller sich richten – oder eben auch nicht. Wirkliche Konsequenzen hat das für die Hersteller nicht, außer dass sie angehalten werden, die Ursachen für die Belastungen zu erforschen.
Was fordert ÖKO-TEST von Industrie und Politik?
Tölle: Das Problem mit den Schimmelpilzgiften ist seit Jahrzehnten bekannt. Die Bemühungen der Industrie gehen ganz offenbar nicht weit genug, wie unsere Testergebnisse immer wieder zeigen. Deswegen ist es ein Skandal, dass die Politik noch immer keine Grenzwerte festgelegt hat. Es wird höchste Zeit, dass sich das ändert.
Manche Hersteller haben das Problem im Griff
Worauf können Verbraucherinnen und Verbraucher beim Einkauf achten?
Tölle: Das ist leider schwierig, da man den Produkten von außen nicht ansieht, ob sie Schimmelpilzgifte enthalten. Es gibt aber Hersteller, die das Problem besser im Griff haben als andere, wie unsere Tests immer wieder zeigen, zuletzt der Test von Pesto rosso. Auf diese Testergebnisse kann man sich beim Kauf verlassen.