Wegen Klimawandel: Niedrigere Fangquoten für Hering und Dorsch in der Ostsee

Autor: Benita Wintermantel | Kategorie: Essen und Trinken | 15.10.2019

Wegen Klimawandel: Niedrigere Fangquoten für Hering und Dorsch in der Ostsee
Foto: CC0 Public Domain / Pixabay - rohrspatz

Die EU-Fischereiminister haben die Fangquoten für Hering und Dorsch in der Ostsee drastisch gesenkt. Umweltschützern geht die Regelung nicht weit genug.

Nach dem Treffen der EU-Fischereiminister in der Nacht auf Dienstag, 15. Oktober, steht fest: Die erlaubten Fangmengen für Hering und Dorsch in der westlichen Ostsee werden für 2020 deutlich gesenkt. Auch Freizeitangler müssen ab dem kommenden Jahr mit strikteren Regeln rechnen.

Fischfang in der Ostsee um mehr als 50 Prozent reduziert

Beim Dorsch wird die erlaubte Fangmenge 2020 um 60 Prozent gesenkt, beim Hering sogar um 60 Prozent. Wer in seiner Freizeit Dorsch angeln möchte, darf künftig nur noch fünf statt bisher sieben Fische aus dem Wasser ziehen. In den Monaten Februar und März ist die Zahl sogar auf zwei beschränkt.

Grund für die Reduzierung der Fangquoten: Die Fischbestände in der Ostsee sind teilweise auf einem sehr niedrigen Stand. Die Beschränkung soll eine Überfischung verhindern und dafür sorgen, dass sich der Bestand erholt.

Klöckner warnt vor "dramatischer Situation"

Die Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, Julia Klöckner, hatte sich vor dem Treffen der EU-Fischereiminister für eine geringere Absenkung der Quoten stark gemacht: "Die Umsetzung der drastischen Kommissionsvorschläge würde bei Teilen der deutschen Ostseefischer und deren Familien zu einer dramatischen Situation führen." In der Kürzung des Tagfanglimits für den Dorsch sieht die Ministerin eine erhebliche Gefahr für den Tourismus und die Freizeitfischerei in den Küstengemeinden.

Umweltschützern gehen reduzierte Fangmengen nicht weit genug

Umweltschützern sind die erlaubten Fangmengen immer noch zu hoch. Für den Dorsch in der östlichen Ostsee und den Hering in der westlichen Ostsee sei ein absolutes Fangverbot nötig, um den dezimierten Bestand zu retten, teilte die Meeresschutzorganisation Oceana mit (Quelle: NDR). 

Auch der WWF kritisiert die Fangmengen für Dorsch und Hering. "Der westliche Dorsch erfährt nicht die Schonung, die er dringend benötigt, um über 2020 hinaus die Mehrheit der Fänge für die Deutsche Ostseefischerei zu liefern", mahnt Stella Nemecky, Fischereiexpertin des WWF Deutschland.

Klimawandel setzt Heringen zu

Angesichts der Klimakrise, die sich auf die Dorsch- und Heringsbestände schon jetzt negativ auswirke, seien die erlaubten Fangmengen ein riskantes Spiel für das Ökosystem und gefährden die Zukunft von Fischbeständen und Fischern, warnt der WWF. "Jahrzehntelange Überfischung hat dazu geführt, dass Quotenkürzungen allein nicht mehr reichen, um den Erhalt der Bestände zu sichern, doch sie sind nach wie vor das schärfste Schwert. Hier haben die Fischereiminister keine nachhaltige Entscheidung getroffen."

Für die Fischer ist der Hering eine der wichtigsten Fischarten in der Ostsee. Sein Bestand sinkt seit Jahren. Als Grund für die Abnahme der Heringsbestände vermuten Experten den Klimawandel. Die Erwärmung des Wassers sorgt laut WWF dafür, dass immer weniger Fischlarven überleben und sich der Fischbestand nicht erholen kann.

Festlegung der Fangmengen

Jedes Jahr legen die EU-Fischereiminister die zulässige Gesamtfangmenge für das kommende Jahr fest. Grundlage sind wissenschaftliche Empfehlungen, die sich auf den Bestand einzelner Fischarten beziehen. Hat ein Land das ihm erlaubte Kontingent erreicht, darf es keine weiteren Fische mehr fangen.

Quelle: BMEL / WWF
 

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