Experte: Deutschland muss sich auf Japankäfer einstellen

Autor: dpa / Redaktion (bw) | Kategorie: Freizeit und Technik | 07.01.2025

Schädling Japankäfer kommt Deutschland immer näher
Foto: Uli Deck/dpa

In Italien und der Schweiz ist er schon – der gefräßige Japankäfer dürfte sich einem Experten zufolge auch in Deutschland etablieren.

Insbesondere Wein- und Obstbauern müssen sich einem Experten zufolge darauf einstellen, dass der Japankäfer künftig auch in Deutschland erhebliche Schäden anrichten wird. "Es ist sehr schwer einzuschätzen, wer die Schäden haben wird, der Weinbau ist auf jeden Fall gefährdet", sagte Olaf Zimmermann, Biologe und Insektenkundler am Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) in Karlsruhe.

"Wir werden bald die ersten Käferlarven (Engerlinge) finden", sagte Zimmermann der Deutschen Presse-Agentur. "Wenn wir die ersten Engerlinge entdecken, wird es zwei oder drei Jahre dauern, bis es erste Schäden gibt." Die Art sei wegen ihrer Ausbreitung und fehlender Gegenspieler in der Natur problematisch. "Das Besondere beim Japankäfer ist, dass er sich sehr schnell in Massen aufbaut."

Insekten fallen über Obstplantagen her

Der aus Asien stammende Japankäfer (Popillia japonica) gehört in der EU zu den Schädlingen, die systematisch bekämpft werden müssen. Die Insekten fallen über Obstplantagen, Weinberge, Wälder, Grünanlagen und Gärten her und fressen bei mehr als 300 Pflanzenarten mitunter alles kahl.

Die Engerlinge (Larven) ernähren sich von Pflanzenwurzeln, insbesondere von Graswurzeln, aber auch zum Beispiel von Mais-, Soja-, Tomaten- und Erdbeerwurzeln. Dabei können, je nach Anzahl der Engerlinge und Zustand der Pflanzen, gravierende Schäden in den Kulturen bzw. in den Gras- und Rasenflächen entstehen.

Die ausgewachsenen Käfer bevorzugen Blätter, Blüten und Früchte von vielen Nutzpflanzen, wie etwa Steinobst, Äpfeln, Trauben, Bohnen, Beeren, von Bäumen sowie blühenden Pflanzen. 

Aus Italien in die Schweiz

Der Japankäfer gelangte 2017 von Italien aus in die Schweiz. In Baden-Württemberg wurden im vergangenen Jahr einige Exemplare der gefährlichen Käferart gefangen – die Einschätzung von Experten lautet, dass der Käfer wohl über den Güterverkehr eingeschleppt wurde. Auch in Bayern wurde ein Exemplar entdeckt.

Experte: Ausrottung ist weiter Ziel

Im Nachbarland Schweiz werde der Japankäfer bereits mit Insektiziden bekämpft, sagte Zimmermann. "Eine Strategie der Ausrottung des Schädlings ist nördlich der Alpen immer noch ein Ziel – auch wenn die Ausrottung nicht komplett möglich ist." Er fügte hinzu: "Es geht darum, den Schaden zu verzögern."

Mitte des vergangenen Jahres war in der Schweizer Grenzstadt Basel eine Japankäfer-Population entdeckt worden. Nach den Funden in der drittgrößten Stadt des Landes weitete der Kreis Lörrach auf der deutschen Rheinseite vorbeugend Schutzmaßnahmen aus.

Auch öffentliches Grün gefährdet

Zimmermann erinnerte daran, dass der Schädling auch das öffentliche Grün betrifft. Die Weibchen legen ihre Eier bevorzugt in feuchte oder bewässerte Grasflächen ab. Aus den Eiern schlüpfen Larven, die Graswurzeln fressen und Schäden an Wiesen und Rasenflächen anrichten.

Das LTZ beschäftigt nach eigenen Angaben über 300 Menschen und ist die größte landwirtschaftliche Landesanstalt im Südwesten.

Japankäfer erkennen

Der aus Asien stammende Käfer ist an folgenden Merkmalen zu erkennen:

  • Länge: ca. 0,8 bis 1,1 Zentimeter
  • metallisch glänzender grüner Kopf
  • braune Flügel
  • kleine weiße Haarbüschel am Ende des Hinterleibs
  • Der Japankäfer ist flugfähig.

Achtung Verwechslungsgefahr: Verwechselt werden kann er leicht mit dem Gartenlaubkäfer oder dem Rosenkäfer – heimische Arten, die keine nennenswerten Schäden verursachen.

Was tun, wenn man einen Japankäfer sichtet?

Um eine Ansiedlung in Deutschland zu verhindern, sollen Menschen verdächtige Käferfunde dem zuständigen Pflanzenschutzdienst im jeweiligen Bundesland melden.

Wenn Sie einen Japankäfer finden, sollten Sie den Fund melden. Dabei ist es unerheblich, ob der Käfer tot oder lebendig ist. Dazu ein Foto des Käfers mit Angabe des Fundortes per E-Mail an [email protected] schicken. Dort prüften Experten die Bilder und leiteten bei Bedarf weitere Maßnahmen ein.

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