Amazon's Choice: Ausgezeichnete Produkte sind nur bedingt empfehlenswert

Autor: Benita Wintermantel | Kategorie: Freizeit und Technik | 05.02.2020

"Amazon's Choice": Nicht immer die beste Entscheidung
Foto: CC0 Public Domain / Pixabay / justynafaliszek

Beim Stöbern auf Amazon fällt immer häufiger das Label "Amazon's Choice" ins Auge. Verbraucherschützer warnen vor der Pseudo-Auszeichnung: Wer Geld sparen möchte, sollte sich nicht auf diese Art der (Eigen-)Werbung verlassen. Was hat es mit "Amazon's Choice" auf sich?

Onlineshopping ist für viele Verbraucher identisch mit: Amazon. Mittlerweile starten zwei von drei Deutschen ihren digitalen Shoppingbummel direkt auf der US-amerikanischen Plattform – und deutlich mehr als die Hälfte wird dort auch fündig und kauft (Quelle).

Verbraucherzentrale warnt vor "Amazon's Choice"

Wer online einkauft, achtet im Dschungel der unübersichtlichen Produktauswahl auf Bewertungen, Auszeichnungen und Siegel. Beim Bummel auf Amazon verlassen sich deshalb viele Kunden auf das firmeneigene Label "Amazon's Choice" (etwa: "Amazons Favorit"), das bei der Produktsuche schnell ins Auge sticht.

Bei den Suchergebnissen wird "Amazon's Choice" oben angezeigt
Bei den Suchergebnissen wird "Amazon's Choice" oben angezeigt (Foto: Screenshot Amazon)

Bei den Suchergebnissen werden die Produkte mit dieser Kennzeichnung bevorzugt angezeigt. Verbraucherschützer der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen warnen jedoch davor, sich bei der Kaufentscheidung ausschließlich auf das Label zu verlassen und raten: "Lassen Sie sich nicht von Markierungen wie 'Amazon's Choice' oder 'Bestseller Nr. 1' blenden!" Denn bei den Kaufempfehlungen, die Amazon ausspricht, handle es sich nicht zwingend um Produkte mit dem günstigsten Preis oder der besten Qualität.

Was bedeutet "Amazon's Choice"?

Das Choice-Fähnchen sorgt für erhöhte Aufmerksamkeit und mit Sicherheit auch für mehr Umsatz. Potentielle Kunden könnten beim Blick auf die Sucherergebnisse leicht den Eindruck erwecken, bei den "Amazon's Choice"-Produkten handele es sich um qualitativ hochwertige und/oder günstige Artikel, die von Amazon-Mitarbeitern überprüft wurden – auch wenn der Konzern das so gar nicht kommuniziert.

Die Wahrheit ist simpler. Fährt man mit dem Cursor über das Siegel, heißt es dort: "Amazon's Choice empfiehlt sehr gut bewertete, sofort lieferbare Produkte zu einem attraktiven Preis."

Kriterien für "Amazon's Choice": Sehr gut bewertet, schnell lieferbar, guter Preis
Kriterien für "Amazon's Choice": Sehr gut bewertet, schnell lieferbar, guter Preis (Foto: Screenshot Amazon)

Kriterien für Amazon's Choice

Vier Punkte sind für das firmeneigene Gütesiegel wichtig, über genauere Kriterien lässt Amazon allerdings nichts verlauten:

  • sehr gute Kundenbewertungen
  • über Amazon Prime lieferbar
  • über Amazon Echo bestellbar 
  • "attraktiver Preis"

Das klingt auf den ersten Blick seriös, auch wenn offensichtlich ist, dass Amazon auf diese Weise versucht, sein (kostenpflichtiges) Prime-Angebot an die Frau oder den Mann zu bringen. Wer Geld sparen möchte, sollte sich aber nicht blind auf das Logo verlassen, so das Ergebnis einer Untersuchung der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.

Amazon's Choice: Nicht unbedingt die günstigste Lösung

Der Grund: Viele Anbieter, die bei Amazon gelistet sind, verkaufen ihre Waren nicht nur über die Plattform, sondern auch im eigenen Onlineshop – und das (fast) immer günstiger. Bei einer Stichprobenuntersuchung verglich die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen die Preise von 100 Produkten: Zum einen auf dem Amazon-Marktplatz und zum anderen in den Onlineshops der jeweiligen Händler. Bei den untersuchten Produkten handelte es fast ausschließlich um Produkte, die als "Bestseller" oder "Amazon's Choice" gekennzeichnet waren.

Das Ergebnis: Bei 98 der 100 Produkte gab es das günstigere Produkt direkt beim Händler – und nicht bei Amazon.de. Zwei Beispiele: Ein Kaffeeautomat kostete im Amazon-Shop 840 Euro, im eigenen Shop verlangte der Händler nur 673 Euro. Und: Einen Kranwagen von Lego gab es beim Händler für 70 Euro weniger als im Amazon-Shop (181 Euro anstatt 251 Euro).

Ein Grund für die Preisdifferenz: Amazon stellt den Händlern gewaltige Verkaufsgebühren von zum Teil 15 Prozent in Rechnung, die an die Käufer weitergegeben werden.

Auch Welt online stellte fest: "Anders als viele vermuten, steht hinter der Choice-Kennzeichnung bei Amazon kein Team von Experten, das Vorzüge und Nachteile wägt und das Preis-Leistungs-Verhältnis prüft, sondern ein Algorithmus – zu dessen Stärken nicht unbedingt der Preisvergleich zu gehören scheint."

Preissuchmaschinen lohnen sich

Fazit: Machen Sie unbedingt einen Preisvergleich, und recherchieren Sie den Preis im eigenen Shop des Händlers (oder auch bei anderen Online-Händlern). Hier sollten Sie jedoch auf die Bedingungen für Retouren, einen eventuellen Mindestbestellwert und die anfallenden Portokosten achten. Preissuchmaschinen sind ein gutes Tool, um das günstigste Angebot zu finden.

Quellen: Amazon, Verbraucherzentrale NRW

Weiterlesen auf oekotest.de: