Stürme, Überschwemmungen, Dürren: Unter den fatalen Folgen der Klimakrise leiden schon jetzt Millionen Menschen. Um die Erderhitzung zu begrenzen, treffen sich ab Sonntag fast alle Staaten der Welt zur Weltklimakonferenz. Die Frage lautet: Können wir das Ruder (noch) herumreißen?
Was ist die Weltklimakonferenz oder COP26 genau?
Die Weltklimakonferenz tritt jährlich zusammen, immer in einem anderen Land. Auf Einladung der Vereinten Nationen debattieren rund 200 Staaten zwei Wochen lang, wie die Erderhitzung auf ein noch erträgliches Maß eingedämmt werden kann.
COP steht dabei für "Conference of the Parties", also die Konferenz der Parteien. Gemeint sind damit jene Staaten, die die sogenannte Klima-Rahmenkonvention der Vereinten Nationen unterschrieben haben. Dieses Jahr trifft man sich in Glasgow zum 26. Mal, deshalb die Abkürzung COP26.
Es reisen voraussichtlich etwa 25.000 Menschen zur Konferenz nach Schottland an – nicht nur Regierungsvertreter, sondern auch zahlreiche Journalisten und Klimaschutzaktivisten.
Warum gibt es die Weltklimakonferenz?
Schon vor mehr als 25 Jahren setzte sich der Gipfel das Ziel, verbindlich festzuschreiben, bis wann und wie stark weltweit der Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase reduziert werden soll. Die Wissenschaft hatte zuvor gewarnt: Zu viele Treibhausgase in der Luft, vor allem Kohlendioxid (CO2) und Methan, sorgen dafür, dass sich die Erde immer weiter aufheizt und teilweise unbewohnbar werden könnte.
Erste Weltklimakonferenzen gab es schon Ende der 70er und in den 80er Jahren. Die erste COP unter dem Dach der Klima-Rahmenkonvention fand 1995 in Berlin statt. Deutsche Verhandlungsführerin war damals Angela Merkel, als Umweltministerin unter Kanzler Helmut Kohl.
Worum geht es bei der Klimakonferenz COP26?
Bereits im Vorfeld der Weltklimakonferenz passierte einiges – oder blieb aus. Viele Staaten und Regierungen haben ihre nationalen Pläne zum Klimaschutz nicht ausreichend verschärft und vor allem den Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas verschleppt sowie den klimafreundlichen Umbau von Verkehr und Landwirtschaft vernachlässigt.
Schlecht steht unter anderem China da, das Land mit dem (absolut, nicht relativ) größten CO2-Ausstoß: Die Volksrepublik hat erst am Donnerstag einen aktualisierten Klimaschutz-Plan bei der UN eingereicht. Darin wird aber lediglich das recht schwache Versprechen erneuert, dass Chinas Emissionen nur noch bis 2030 steigen sollen. Zudem will das Reich erst 2060 kohlendioxidneutral werden – zehn Jahre später als die meisten Industrienationen.
Auch deshalb bleibt aus Sicht aller Experten das 2015 gemeinsam gesteckte Ziel, die Erderhitzung möglichst auf 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen, auch weiterhin in beträchtlicher Ferne.
UN-Klimaagentur: Welt steuert auf Erwärmung von 2,7 Grad zu
Im September hat die zuständige UN-Klimaagentur daher laut Alarm geschlagen: Selbst wenn alle vorliegenden Klimapläne umgesetzt würden, steuert die Welt auf eine Erwärmung von 2,7 Grad zu – und sogar auf plus 16 Prozent bei den schädlichen Emissionen.
Die fatalen Folgen wären deutlich mehr Dürren, Stürme, Überschwemmungen und Waldbrände, wie wir sie gerade in etlichen Weltregionen und auch in Deutschland miterlebt haben. Auch würden Hunderte Millionen Menschen in Existenznot geraten und viele zur Flucht gezwungen.
Um das 1,5-Grad-Ziel zu schaffen, müssten bis 2030 die globalen Emissionen aber eigentlich um 45 Prozent gesenkt werden. Spätestens zum Start der Konferenz wären also deutlich ehrgeizigere Zusagen fällig.
Was ist das Ziel der COP26?
Am Ende steht eine Art Abschlusserklärung. Darin sollte idealerweise nachvollziehbar erklärt werden, wie die Staatengemeinschaft konkret auf den 1,5-Grad-Pfad kommen will. Doch dass die Regierungsvertreter in Glasgow ehrgeizigere Klimaschutz-Ziele zusagen, scheint wenig wahrscheinlich. Denn solche Versprechen sind, zumal in Demokratien, das Ergebnis langfristiger politischer Prozesse.
Ein anderes Thema der Weltklimakonferenz ist die Finanzhilfe für den Klimaschutz in ärmeren Staaten. Die reichen Länder und Entwicklungsbanken haben zwar vor Jahren versprochen, von 2020 bis 2025 jährlich 100 Milliarden US-Dollar dafür zu mobilisieren. Diese Summe wird nun aber wohl erst 2023 erreicht, wie Vertreter von Deutschland, Kanada und Großbritannien diese Woche mitteilten.
Weiterhin stehen einige seit Jahren ausstehende eher technische Einigungen zum "Regelbuch" für das Paris-Abkommen auf der Agenda. Dabei geht es etwa um Transparenz und Überprüfbarkeit, wenn Staaten dem UN-Klimasekretariat über ihr Vorankommen beim Klimaschutz berichten. Diese Probleme seien "absolut lösbar", sagte Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth vorab.
Ebenso auf der Agenda: Regeln zum Artikel 6 des Pariser Abkommens. Dabei geht es um die die Zusammenarbeit beim Klimaschutz zwischen Staaten oder zwischen Unternehmen und Staaten. Dabei muss präzise geregelt werden, wer sich Minderungen beim Ausstoß von Treibhausgasen anrechnen darf, um Doppelbuchungen auszuschließen.
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